Mobilfunk-Filialist sucht Investoren

10.05.2001
Das Insolvenzverfahren der Herzog Telecom AG ist seit dem ersten Mai offiziell eröffnet. Chef Sven Herzog macht das Prepaid-Geschäft für die missliche Lage des Unternehmens verantwortlich.

Insolvenzverwalter Hermann Schmitt zeigt sich im Gespräch mit ComputerPartner zuversichtlich, dass das Unternehmen gerettet werden kann. "Wir verhandeln momentan mit zwei Investoren", verrät er. Namen der Interessenten mochte er - wie üblich - nicht nennen. Zudem konnte der Trierer Jus-tizrat Verträge mit "einigen Serviceprovidern abschließen, um das Portfolio der Herzog Telecom AG zu erweitern".

Von den einst 200 Mitarbeitern sind zur Zeit nur noch etwa 50 bei der AG beschäftigt, davon nach Sven Herzog elf Auszubildende. 21 der früher 26 Filialen wurden geschlossen, die verbleibenden fünf werden unter dem Namen "One Cent" weitergeführt.

Herzog, der nach wie vor 40 Prozent der Geschäftsanteile hält, macht die Krise in der Mobilfunkbranche und Fehler der Netzbetreiber für seine Zahlungsunfähigkeit verantwortlich: "Mit dem Prepaid-Geschäft ist der Markt weggebrochen." Allerdings dürfte auch sein Versprechen an die Viag-Interkom-Mobilfunkkunden, ihnen bei Vertragsabschluss die Grundgebühr zu erstatten, wesentlich zu seinen Liqui- ditätsproblemen beigetragen haben.

Er ist bekannt für seinen Tatendrang: So versuchte er im vergangenen Jahr gemeinsam mit Raimund Woitinek, damals noch Geschäftsführer der Netztel Plus AG, die Übernahme des Serviceproviders durch die Teldafax zu verhindern und sich selbst zum Mehrheitsgesellschafter zu küren - erfolglos. Auch wenn die Netztel Plus nun wieder einmal einen finanzkräftigen Investor sucht - Teldafax musste ebenfalls Insolvenz beantragen - dürfte Sven Herzog als Kandidat nicht mehr in Frage kommen.

Dumm, denn schon lange gehörte der Besitz einer Serviceprovider-Lizenz zum großen Traum des 33-Jährigen, er erhoffte vergangenes Jahr das begehrte Schriftstück gar per Gerichtsbeschluss zu erzwingen.

www.herzogtel.de

ComputerPartner-Meinung:

Offensichtlich mag Sven Herzog selbst nicht so recht an eine Rettung des Unternehmens glauben - hätte er sonst sein Geld statt in einen Radiosender nicht besser in die angeschlagene Herzog Telecom gesteckt? So bleibt es nun dem Insolvenzverwalter Schmitt überlassen, mit zahlungskräftigen Investoren das Unternehmen zu retten. (wr)

Zur Startseite