Mobile First war – Mobile Now ist

Mobility: Firmen haben Nachholbedarf



Maximilian Hille ist Analyst des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind Cloud Computing, Social Collaboration und Mobile Innovations.
Enterprise Mobility ist in aller Munde. Doch von einer Transformation zu einem „mobilen Unternehmen“ kann in den wenigsten Fällen die Rede sein. Dabei ist der Handlungsbedarf groß, denn nicht nur die Menschen, auch Maschinen und Gegenstände werden in die mobilen Netze eingebunden und damit erreichbar. Unternehmen müssen handeln – überlegt und in kleinen Schritten.

Wenn es einen Trend im digitalen Umfeld gibt, der alle Anspruchsgruppen gleichermaßen betrifft und beschäftigt, dann ist das wohl "Mobility". Die Nutzung des Internets in allen seinen Facetten findet zunehmend über mobile Endgeräte statt. Hinzu kommen neue Trends und Möglichkeiten, die von null auf hundert direkt im mobilen Umfeld einschlagen, seien es spezielle Apps, soziale Netzwerke oder sonstige Anwendungsszenarien.

Mobile First war - Mobile Now ist
Mobile First war - Mobile Now ist
Foto: pannawat - Fotolia.com

Consumer ist weiter als das Business

Vor allem die Endanwender, insbesondere die Generation Y, sind in ihrem Alltag eng mit der mobilen Welt verbunden. Nahezu alle Aktivitäten des Tages werden durch das Smartphone oder Tablet begleitet. Dem gegenüber steht das Business. Die Unternehmen finden sich vor vielerlei Problemen. Sowohl intern als auch extern müssen sie sich auf Mobility einstellen und ihre Prozesse und den Außenauftritt entsprechend umstellen. Die aktuellen Mobility-Strategien sind meist unstrukturiert und kommen über das Anfangsstadium nicht hinaus. Die erforderlichen Maßnahmen der Unternehmen betreffen ihre Innen- und Außendarstellung. Enterprise Mobility und Mobile Web Experience sind zwei teilweise aufeinander aufbauende Bausteine, die künftig zum Standardrepertoire der Unternehmen gehören werden. Es ist sinnvoll, zunächst intern eine mobile Identität zu schaffen und sich dann schnell und strukturiert der Außendarstellung zu widmen.

Bedrohung für Unternehmen

In den Unternehmen sind die Mitarbeiter die ersten Treiber für die Integration einer mobilen Strategie. Sie tragen die Technologien in die Unternehmen und leiten aus ihren persönlichen Erfahrungen ab, was sie selbst zum Arbeiten brauchen und was ihre Kunden sich wünschen. Allerdings ist diese Vorreiterrolle gleichzeitig auch eine Bedrohung für die Unternehmen. Da weder das Management noch die interne IT die aktiven Gestalter der mobilen Integration im Unternehmen sind, müssen sie sich auf die Mitarbeiter einstellen und können nur noch reagieren. Wichtig ist, dass die Unternehmen beziehungsweise ihre interne IT die mobile Bewegung anführen. Das gelingt, wenn ein tragfähiges Konzept entwickelt wird, das alle Bereiche einer sorgsam geführten Mobility-Strategie umfasst. Hierzu zählt die Integration von Enterprise-Mobility-Management-Konzepten, um einen einheitlichen Überblick über die genutzten Geräte und Services zu bekommen.

Sicherheitskonzepte reichen nicht

Auch die Datenabsicherung ist ein wesentliches Thema. Die mitgelieferten Sicherheitsvorkehrungen für Enterprises sind bereits recht gut entwickelt, reichen aber nicht aus, um auch den zukünftigen Schutzbedarf zu decken. Es ist daher wichtig, dass der Schutz der mobilen Daten über Basisfunktionen hinausgeht und auch komplexere Sicherheitslösungen involviert.

Sind die Grundlagen geschaffen, können die Mitarbeiter eigentlich erst richtig beginnen, im Unternehmen mobil zu arbeiten. Auf Basis der Strategien können Corporate Social Networks, Collaboration-Szenarien und App Stores aufgebaut werden, welche die Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit unterstützen, die Effizienz steigern, Zusammenarbeit fördern und unter dem Strich einen Mehrwert für die Arbeit genieren.

Mobiles Image aufbauen

Sofern es das Unternehmen geschafft hat, dem unkontrollierten Wust der mobilen Nutzung Herr zu werden, kann es sich auch daran wagen, ein mobiles Image nach außen zu entwickeln und zu stärken.

Auch hier bietet es sich an, zunächst bei den Basisproblemen zu beginnen und sich in der Entwicklung langsam an größere Aufgaben heranzutasten. "Mobile First" bedeutet im ersten Schritt, den bestehenden digitalen Auftritt mobilfähig zu machen. So muss das Unternehmen zunächst den Web-Auftritt optimieren und eine mobile Erreichbarkeit sicherstellen. Nutzer unterscheiden heute nicht mehr, von wo sie auf die relevanten Informationen über das Unternehmen zugreifen (meis-tens jedoch über mobile Geräte). Deshalb sollte das Unternehmen darauf vorbereitet sein, auch hinsichtlich User Experience und Informationsaufbereitung "State-of-the-Art" zu sein.

Mobile First war - Mobile Now ist

Das Schlagwort "Mobile First" ist in manchen Unternehmen bereits ein alter Begriff. Unter dem Schlagwort "Mobile Now" beginnen sie mit der Integration von kompletten Geschäftsprozessen, die in die mobile Welt verlagert werden. So werden etwa Support-Prozesse oder die standardisierte Kommunikation komplett digitalisiert und auf mobile Endgeräte verlagert. Dahinter stecken zwei Ideen: Interne Prozesse lassen sich flexibilisieren und rationalisieren, und der Kunde erfährt ein digitales Nutzungserlebnis, was seine Zufriedenheit erhöht. Dazu müssen allerdings zuvor die Geschäftsprozesse analysiert und gegebenenfalls abgespeckt werden, um sie auf einer mobilen Oberfläche einführen und betreiben zu können.

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