Monitorbranche: weitere Preiskämpfe in zwei bis drei Wochen angekündigt

24.10.2002
Die Monitorhersteller erwarten in den nächsten zwei bis drei Wochen weitere drastische Preissenkungen im LCD-Bereich: für alle angebotenen Zollgrößen. Zwar ist man sich einig, dass die Marge schon jetzt hinten und vorne nicht mehr stimmt, aber das angelaufene vierte Quartal gehört an der Endkundenfront dem Billigsten.

Media-Markt, Vobis und Lebensmitteldiscounter Aldi heizen den bereits seit August tobenden Preiskampf unter den Display-Anbietern kräftig an. Im Visier: Flachbildschirme - was sonst? Der erst fürs Jahresendgeschäft (also ab Ende November) prognostizierte Preispunkt von 499 Euro für einen 17-Zoll-LCD besetzen bereits die drei oben genannten Ketten (siehe ComputerPartner 36/02, Seite 50). Seit Montag bietet Aldi Süd einen 15-Zoll-LCD für 359 Euro an; Vobis konterte bereits vergangene Woche mit 333 Euro. Die Hersteller bezeichnen diese Preispunkte zwar als "schmerzhaft", was die Margenentwicklung angeht, aber das Ende der Fahnenstange sei damit noch nicht erreicht. Schließlich hat das vierte Quartal gerade erst begonnen, und im Weihnachtsgeschäft erwartet der Endkunde weitere Knüller. Die Anbieter rechnen in den nächsten zwei bis drei Wochen "mit weiteren drastischen Preisreduzierungen", wie der eine oder andere bereits vergangene Woche auf der Systems einräumte. So richtig Spaß macht es keinem, aber mitziehen müssen alle, wollen sie nicht Marktanteile einbüßen und einbrechende Absatzzahlen in Kauf nehmen.

"Wir gehen von weiteren massiven Preissenkungen aus: Aber nicht nur bei den 15- und 17-Zoll-Geräten, sondern auch bei den größeren LCDs wie 18- und 19-Zöllern", meinte Harald Philipp, Vertriebsdirektor bei LG Electronics, am dritten Systems-Tag. Auch Samsung, derzeit mit einem Syncmaster 17-Zoll-LCD für 599 Euro bei Media-Markt vertreten, kündigte Reduktionen für größere Geräte an: "Wir werden die Preise für 19-Zöller senken, wollen aber im 18-Zoll-Bereich nicht aggressiv auftreten", erklärte Frank Kalisch, Sales- und Marketing-Manager für Monitore bei Samsung, gegenüber ComputerPartner. Da Samsung einer der größten Panel-Hersteller auf dem Weltmarkt ist, ist diese Aussage auch für andere Anbieter richtungsweisend. Trotz tobendem Preiskampf hat auch die deutsche Samsung-Vertriebsniederlassung ihre Vorgaben für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert: von 800.000 verkauften Monitoren auf 630.000. Allein im vierten Quartal will der Hersteller noch 210.000 Geräte verkaufen.

Joachim Hildebrand, Vertriebschef bei Hyundai, kritisierte allerdings: "Die fast schon wöchentlichen Preissenkungen verschiedener Anbieter bringen überhaupt nichts, denn sie verunsichern den Fachhandel wie auch den Endkunden." Und legt nach: "Auch für die Hersteller wird das langsam russisches Roulett: Der Forecast wird immer problematischer aufgrund der permanenten Preissenkungen."

Übereinstimmend erklären die Hersteller auch, dass derzeit weder Marge noch Profit stimmen. Die großen Player sind schon froh, wenn sie ihr Umsatzniveau vom vergangenen Jahr - trotz steigender Stückzahlen, wie sie beteuern - halten können.

In puncto neue und aggressive Preispunkte setzen, darf die Branche wohl auch einiges von Newcomer Sampo erwarten. Bisher war der taiwanische Hersteller nur über einen Distributor, Windhorst Electronics in Rahden, im deutschen Markt vertreten. Das soll sich ab dem zweiten Quartal 2003 ändern. Unter Regie von Alf Bruchhaus, vorher auf der Gehaltsliste von Windhorst und LG, wird der Hersteller eine eigene deutsche Niederlassung eröffnen.

www.aldi.de; www.vobis.de

www.mediamarkt.de

ComputerPartner-Meinung:

Der Handel kann davon ausgehen, dass die LCD-Preise bis zum Jahresende weiter sinken werden. Eine Einkaufsplanung für das Weihnachtsgeschäft wird dadurch für den endkundenorientierten Wiederverkauf problematisch. Und ob die - jedenfalls für Handel und Industrie - aggressiven Preispunkte wirklich Nachfrage generieren, darf in Zeiten der großen Sparsamkeit bezweifelt werden. (ch)

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