Monitore sind bei Nokia nur noch Peripherie

20.01.2000

Die Entscheidung von Nokia, selber keine Monitore mehr zu bauen (siehe Artikel Seite 12), erfolgt nicht aus einer Position der Stärke heraus, und sie wird die Position von Nokia in diesem Markt-Segment auch sicher nicht verbessern. Dennoch ist sie verständlich und leicht nachzuvollziehen. Die Finnen benötigen derzeit alle Mittel für die Sicherung und den Ausbau ihrer Spitzenposition im Markt der Mobiltelefone. Auch für zukünftige mobile Geräte, zum Beispiel für den Internet-Zugriff von unterwegs, benötigt man die entsprechenden Kapazitäten. Hier, in diesem Markt-Segment, sieht Nokia die Zukunft des Konzerns. Und konsequent ist es, dass sich die Finnen darauf konzentrieren.

Dagegen ist das, was die Monitor-Hersteller erleben, derzeit ein Trauerspiel. Die Hersteller haben es geschafft, in den vergangenen zwei, drei Jahren den Markt total zu ruinieren. Einem Preiskampf bis aufs Messer stehen immer großzügigere Garantie-Leistungen gegenüber. Besonders schmerzhaft für die Premium-Marken: Sie haben bei diesem Preisgefecht kaum noch eine Chance, ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wieder hereinzuspielen. Kein Wunder daher, dass so mancher Hersteller darüber nachdenkt, ob in diesem Segment wirklich noch seine Zukunft liegt.

Besonders stellt sich diese Frage bei einem Unternehmen wie Nokia, das in einem anderen Segment auf einer Welle des Erfolgs schwimmt und bei dem das Monitor-Geschäft lediglich noch ein Randbereich ist. Ein übliches Verfahren, mit problematischen Geschäftsbereichen umzugehen, ist, die Kosten herunterzufahren und Investitionen zu stoppen. Dies führt in der Regel zu einer weiteren Schwächung des Bereichs, im Zuge dessen zu weiteren Kosteneinsparungen und so weiter, bis man irgendwann nichts mehr einsparen kann, weil nichts mehr da ist.

Die eigentlich interessante Frage besteht darin, warum Nokia überhaupt noch am Monitor-Geschäft festhält. Ein strategischer Sinn ist nicht erkennbar. Ist die Aufgabe der eigenen Bildschirm-Produktion somit Nokias Einstieg in den Ausstieg aus dem Monitor-Geschäft?

Das ist zumindest vorerst nicht zu vermuten. Das Problem von Nokia besteht darin, dass die Finnen, anders als vor ein paar Jahren mit den Fernsehern, die Monitor-Division nicht verkaufen können. Sonst hätten sie es jetzt getan. Doch was sollen sie verkaufen? Entsprechende Produktions-Anlagen sind nicht mehr im eigenen Besitz, und die Markenrechte werden die Finnen ganz sicher nicht abgeben. Daher wird Nokia solange Monitore vertreiben, wie unterm Strich noch ein paar Kronen übrig bleiben. Aber auch nicht viel länger.

Für die Mitarbeiter in Nokias Display-Division ist das alles nicht sehr schön. Denn niemand arbeitet gerne in einem Unternehmensbereich, der erklärtermaßen nicht mehr zur Kernkompetenz der Firma zählt. Motivierend ist das nicht gerade.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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