Monitormarkt: Mit gleichen Waffen in den harten deutschen Wettbewerb

24.04.1998

HANNOVER: Die Stimmung in der Monitorbranche kann man als "bewegt" bezeichnen: Die einen kämpfen mit sinkenden Umsätzen, die anderen verzeichnen Rekordergebnisse. Was andere Produktbereiche schon durchgemacht haben, greift jetzt auch auf den Bildschirmmarkt über.Einigkeit herrscht in der Branche, was das Erschließen neuer Märkte, Produktprognosen und Verkaufsstrategien betrifft. Denn die Ausgangslage im deutschen Monitor-Bereich ist für alle Anbieter gleich: Der Markt wächst nicht mehr so schnell und neue Ziegruppen oder verkaufbare Produkte sind nicht oder noch nicht in Sicht. Das Resultat: aggressiver Verdrängungswettbewerb. Die Anzeichen für den härter werdenden Wettstreit um Marktanteile lesen sich dementsprechend: der prognostizierte Preiskrieg im Low-end-Bereich, die Ankündigung von einigen Herstellern, das Exportgeschäft Richtung Osteuropa von Deutschland aus in Angriff zu nehmen und aggressive Preispolitik im Großkundengeschäft, wie sie NEC auf der CeBIT ankündigte (300 Mark für jeden gebrauchten, aber funktionstüchtigen Monitor der eigenen Marke werden auf jeden neuen verrechnet), lassen auf ein hartes Geschäftsjahr schließen.

So wird auch der Retail-Markt plötzlich für Markenmonitore interessant: Miro hat den Sprung ins Massengeschäft mit seinem neuen 19-Zoll-Gerät bereits geschafft. Auch Samsung kündigt an, daß sie ab sofort Großmärkte für den Absatz ihrer Bildschirme akquirieren wollen: 70 bis 75 Prozent will das Unternehmen weiter über den Fachhandel laufen lassen, den Rest künftig über Retailer abwickeln. Der Grund: Wenn im Großkundengeschäft weniger geht, lassen sich wenigstens hier noch Stückzahlen verkaufen - hofft man.

Das ist aber noch nicht alles: Service- und Garantieleistungen weiten die Hersteller immer mehr aus, um wettbewerbsfähig zu bleiben und seit Anfang des Jahres wird der Handel mit einer Welle von "ganz besonderen Fachhandelskonzepten" überschwemmt (siehe dazu auch Kasten). "Momentan tragen aber wirklich alle Anbieter das Trikot mit der Aufschrift: Wir lieben unsere Handelspartner", kommentiert ein Hersteller den Eifer seiner Mitbewerber.

TFT-Monitore hat jeder, aber keiner verdient Geld damit

Die wichtigsten strategischen Produktentscheidungen sind bei den Herstellern längst gefallen. So bietet und preist zwar jeder seine "hochwertigen und technologisch ausgereiften" Flachbildschirme an - kurz: TFT-Segment - aber keiner verdient bisher Geld damit. Die Monitorbranche sitzt hier in den Startlöchern und keiner will den Startschuß verpassen. Aber: "Unsere Studien belegen, daß erst 2003 der Marktanteil von 50 Prozent im TFT-Segment erreicht sein wird. Heute ist es bestimmt noch kein Massengeschäft", schätzt Alfred Steinecker-Nehls, Business-Manager für Compaqs Monitor-Division. Hitachi Vertriebsmanager Jan Stapelfeldt bringt es auf den Punkt: "Die Entscheidung, jetzt schon TFT-Modelle anzubieten, ist eine rein strategische. Momentan ist es noch ein sehr kleiner Markt, aber alle wollen dabei sein, wenn's los geht."

Derzeit reichen die Verkaufsargumente der Hersteller im TFT-Bereich, wie "platzsparend, flimmerfrei, technisch hochentwickelt" auch bei finanzstarken Großkunden noch nicht aus, um gegen die immer noch zu hohen Preise der Flachbildschirme anzukommen - resultierend aus zu hohen Produktionskosten. Das heißt, anbieten muß man sie zwar, kein Hersteller möchte auf seinen innovativen Ruf verzichten, aber die verkauften Stückzahlen pro Monat lassen zu wünschen übrig. Hitachi spricht hier von 1000 verkauften TFT-Modellen pro Monat, High-End-Anbieter Eizo von 300, Iiyama verkauft nach eigenen Angaben "mehrere hundert Geräte" in diesem Produktbereich und andere geben vorsichtshalber keine Zahlen bekannt. NEC-Firmensprecher Christopher M. Bach stimmt zwar der Konkurrenz zu, "daß sich die Stückzahlen noch im unteren Bereich bewegen". Aber das japanische Unternehmen strebt "bis zum Jahr 2000 bei Neuanschaffungen einen Marktanteil von 20 Prozent bei den neuen TFT-Modellen an".

Angeblich sollen bereits in diesem Frühjahr die Preise der Flachbildschirme ins Rutschen geraten, wie die Marktführer bereits in Hannover prognostizierten.

Neue Größe 19-Zoll verkauft sich "wie von selbst"

Jetzt aber noch eine frohe Botschaft für das klassische Bildröhrensegment: Die relativ neuen 19-Zoll-Monitore haben eingeschlagen. Auch hier ist sich die Branche in ihrer Markteinschätzung einig. Die Aussagen der Hersteller reichen von: "Die verkaufen sich wie von selbst" über "Bombiges Geschäft" bis zu "Zuerst hatten wir Lieferprobleme, weil wir mit dem Absatz nicht gerechnet haben". Die 19-Zoll-Geräte werden als Alternative zum High-end-17-Zoll-Bereich gehandelt, weil "sie für einen geringen Preisunterschied mehr bieten", meint Sony Product-Manager Guido Karbautzki.

Den 20-Zöllern wird dagegen - auch hier herrscht Einigkeit bei den Anbietern - der Tod noch in diesem Jahr vorhergesagt. High-end-Anbieter wie View Sonic und Eizo werden sich noch im laufenden Geschäftsjahr von der sogenannten "Zwischengröße" verabschieden. Frischlinge im deutschen Monitor Markt wie die Taiwaner MAG, der Distributor Rein EDV oder die neuorganisierte Miro GmbH bieten 20-Zoll-Monitore gar nicht erst an. Ebenfalls tot ist für den deutschen Markt der 14-Zoll-Monitor: "Die Deutschen sind technologisch wesentlich anspruchsvoller als andere europäische Länder. 14-Zoll-Geräte verkaufen wir beispielsweise in England noch gut, hier längst nicht mehr", meint ADI-Firmensprecherin Uta Mertens. Auch den 15-Zoll-Bereich geben einige Hersteller noch in diesem Jahr auf, weil für dieses Produktsegment ein regelrechter Preiskrieg prognostiziert wird - mit einem minimalen Verdienst für Hersteller und Handel. "Ende '98 werden im Handel 15-Zoll-Monitore für 299 Mark zu haben sein. Der Verdienst für den Anbieter ist dann wirklich nur noch gering", sagt Miro-Vertriebsmann Udo Becker voraus. Nicht umsonst betonen die meisten Hersteller, daß ihr Produktfokus für deutsche Kunden - zumindest in diesem Jahr - auf 17-Zoll-Geräten liegt. Aber die Branche rechnet damit, daß sich der deutsche Markt bald "weiter nach oben orientiert". Das heißt Richtung 19-Zoll. "Die 17-Zoll-Dominanz wird bei uns 1999 von den 19-Zöllern abgelöst werden", schätzt auch Olaf Lietzau, Vertriebsdirektor für Monitore bei Samsung.

Maxdata, Anbieter von Belinea-Monitoren, sieht dem kommenden Preisverfall im Low-end-Bereich dagegen gelassen entgegen: "Wir werden unser Produktsortiment nicht reduzieren. Was der Handel verkaufen kann, das liefern wir ihm auch", verkündet Firmensprecher Stefan Guth. (ch) n

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