Motherboard-Schmiede Abit unterläuft Intels Multiprozessor-Strategie

12.02.1999
MÜNCHEN: Abit bietet ab sofort ein Motherboard mit zwei Celeron-Sockeln in Serie an. Integratoren können damit preiswerte Workstations und Netzwerkserver mit Mulitprozessor-Betrieb konfigurieren.

Das "BP6" war zunächst nur als Studie geplant. Die ersten 20.000 Motherboards mit Dual-Sockel 370 fanden jedoch reißenden Absatz. "Zuvor wurde dieses Produkt nur in limitierten Auflagen hergestellt, doch nach der guten Reaktion unserer Kunden und der entsprechenden Nachfrage wird das BP6 jetzt in Serie produziert", freut sich Abit-Unternehmenssprecher Jeremy Smith.

Die ATX-Platine basiert auf Intels BX-Chipsatz und ist mit fünf PCI-, zwei ISA- sowie einem AGP-2x-Slot ausgestattet. Die drei Dimm-Sockel erlauben einen maximalen Arbeitsspeicher von 768 MB mit PC100-SDRAMs. Da der BX-Chipsatz lediglich Ultra-DMA/33-Geräte unter- stützt, hat Abit dem BP6 einen extra Ultra-DMA/66-Controller spendiert. Das Mainboard erlaubt dadurch den Einsatz von bis zu acht IDE-Laufwerken.

Ein integriertes Selbstdiagnose-Feature von Winbond überwacht wesentliche Hardwarefunktionen wie zum Beispiel die Spannung der Stromversorgung, den CPU- sowie Systemventilator und auch die Prozessor- und Systemtemperatur. Sollte ein Parameter aus der Bahn laufen, öffnet sich ein Fenster und warnt den Anwender, angemessene Maßnahmen zu ergreifen. Das Bios unterstützt eine breite Palette von externen Bus-Einstellungen, Multiplikatoren von zwei bis acht sowie spezielle PCI- und AGP-Taktdivisoren. Alle Parameter können bequem per Softwaremenü konfiguriert werden.

Normalerweise ist der Celeron nicht für den Dual-Betrieb ausgelegt. Ginge es nach Intel, sollten Multiprozessorsysteme nur mit der Pentium-II-/ III-Familie oder mit den Xeon-Chips konfiguriert werden. Die Sockel-370-CPUs sind vom Aufbau her jedoch mit den PII/III identisch. Allerdings hat Intel eine Datenleitung vom Prozessorkern zum Pin B75 gekappt, wodurch der Celeron nur im Single-Betrieb funktioniert. Für die Entwickler von Abit stellt dieses Manko jedoch kein Hindernis dar. Das BP6-Motherboard simuliert das fehlende Pinsignal einfach.

Dualprozessorfähigkeit ist wichtig

Ein Multiprozessorsystem ist gerade im Hinblick auf das Jahresendgeschäft ein guter Marketing-Gag. Das Massengeschäft bleibt der Abit-Platine allerdings versagt, denn Windows 98 ist nicht für den Dualbetrieb ausgelegt, so daß der zweite Chip derzeit keinen Vorteil bringt. Erst kommende Spielegenerationen wie zum Beispiel Quake III sollen davon profitieren.

Anders sieht es im Workstation-Bereich aus. Windows NT 4.0, Linux sowie verschiedene Unix-Derivate unterstützen standardmäßig zwei Prozessoren. Wichtig ist, daß auch die Anwendungsapplikationen entsprechend programmiert sind. Grafik- und CAD-Programme wie beispielsweise Autocad, Photoshop und 3D Studio Max erlauben die Arbeit mit mehreren Threads.

Dual-Celeron als preiswerte Alternative

Wiederverkäufer können das BP6 zu einem HEK von zirka 233 Mark einkaufen. Dualprozessor-Platinen für Pentium-II-Chips kosten dagegen zwischen 315 und 800 Mark. Hinzu kommt der Preisvorteil auf der CPU-Seite. Zwei Celerons mit 500 MHz kosten im Händler-EK rund 560 Mark. Für zwei PIII 500 müssen Integratoren zirka 910 Mark veranschlagen. Ein einzelner Xeon III 500 mit 1 MB schlägt alleine schon mit 3.599 Mark zu Buche. Preiswerter ist daher kein Multiprozessor-System zu bekommen.

"Das Board läuft prima", erklärt Peacock-Produktmanager Jörn Kohlbrock gegenüber <B>ComputerPartner</B>. "Viele Assembler verwenden das BP6 als Plattform für preiswerte Netzwerkserver." (kfr)

Zur Startseite