Motherboardhersteller whren sich gegen Intels Rambus-Diktat

24.06.1999

TAIPEH: Über 55 Millionen Stück oder rund zwei Drittel aller produzierten Motherboards stammen von taiwanichen Herstellern. Doch immer kürzere Produktzyklen und höhere Entwicklungskosten für AMDs K7 und Intels Rambus-Chipsatz machen ihnen schwer zu schaffen. In ihrer Not klammern sie sich an den Strohhalm PC133.Nackte Existenzangst bestimmt derzeit die Stratgie der taiwanischen Motherboardhersteller. Intels Roadmap vor Augen, müssen sie sich fragen, ob sie den von Intel präferierten Rambus-Chipsatz mit 600 bis 800 MHz Front-side-Bus finanziell und technisch stemmen können. Allein die teuren Tests schrauben die Entwicklungskosten ungemein in die Höhe.

Daher setzen viele von ihnen auf Integration von Grafik und Sound auf der Basis von PC133, um wenigstens im OEM-Markt bestehen zu können. Außerdem setzen sie auf den festlandchinesischen Markt mit seinem immensen Wachstumspotential. Beispielsweise geht Motherboardhersteller MSI nach den Worten von Marketingmanagerin Nora Lee davon aus, daß dort die in Europa und Amerika verabschiedete Sockel7-Bauweise aufgrund des geringeren Preises sich noch ein bis anderthalb Jahre halten dürfte. Vor allem in Fernostasien. Überhaupt setzen viele Hersteller weiter auf preiswerte und billig zu produzierende CPU-Verbindungen. "Sockel 370 wird mit dem Segen Intels als preiswerte Alternative zu Slot1 vor allem im OEM/Retailmarkt noch eine lange Zukunft haben", erklärt Lee dazu.

Die Portfrage

Dagegen gehört der ISA-Bus laut allen Herstellern der Vergangenheit an. Jetzt bauen die meisten auf fünf beziehungsweise sechs PCI-Slots und auf drei bis vier USB-Ports. Begünstigt wird die Entwicklung dadurch, daß die Hersteller pro USB-Port nicht einen Dollar bezahlen müssen, sondern pauschal 25 Cent. Nachfolger USB 2.0 ist für viele derzeit kein Thema, da es frühestens Mitte 2000 entsprechende Geräte geben soll.

Gesichtsverlust bei Intel

Was Intels Rambus-Pläne angeht, so kommen sie nur schleppend voran. In der jetzigen Testphase ist bei 300 MHz Schluß. "Eine geringe Ausbeute, wenn man bedenkt, daß der Chipsatz einmal eine interne Taktrate von 800 MHz zulassen soll. Echte Leistungssprünge sind erst ab 400 MHz zu erwarten", ärgert sich Jonathan Yi, Assistant Vice President bei Boardanbieter Shuttle. Und so setzen sich praktisch alle taiwanischen Hersteller über das "Verbot" des Chipgiganten hinweg und produzieren munter für den PC133.

Die üblichen Lieferschwierigkeiten von Intel-Konkurrent und PC133-Verfechter AMD schrecken die wenigsten. Denn alle sind sich einig, daß Intel gar nicht umhin kann, auch für den PC133 zu produzieren. In aller Munde ist in diesem Zusammenhang der für September angekündigte 820-Chipsatz, der auch PC133 unterstützen soll. "Die bei Intel müssen sich einfach entscheiden, was für sie wichtiger ist, die CPU oder der Chipsatz", meint Yi.

AMDs K7 soll im Juli vom Stapel laufen, allerdings glauben die wenigsten, daß der Prozessor vor Mitte nächsten Jahres massenmarktfähig sein wird. "AMD schafft es ja kaum, den K6-III in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen, außerdem ist der CPU-Preis eindeutig zu hoch", klagt Richard Lo, Account-Manager bei Soltek. 30 bis 40 Prozent höhere Entwicklungskosten veranschlagen die meisten Hersteller für den K7, da der Chip bei den Boards nicht vier, sondern sechs Kunststoffschichten für die Leiterbahnen verlangt. Die Lieferschwierigkeiten von AMD werden von den Herstellern keineswegs mit Häme beobachtet. "Viele von uns würden es eigentlich gerne sehen, wenn Intel eine starke Konkurrenz erwächst", erklärt ein Hersteller hinter vorgehaltener Hand. (kh)

Rambus wird vielen Herstellern zu teuer. Sie klammern sich deshalb an PC133 als rettenden Anker.

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