Interview

msg und Plaut - Seniorenhochzeit im Softwaremarkt

21.11.2011
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

"In den nächsten zehn Jahren sehe ich fünf Megathemen"

CW: Wie wirkt sich die Übernahme auf die technische Lösungskompetenz beider Unternehmen aus?

Grafl: Plaut legt einen Schwerpunkt auf betriebswirtschaftlicher Beratung und lösungsorientierter IT-Implementierung, oftmals auf Basis von SAP. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Gleichzeitig ist es aber so, dass viele Unternehmen, auch Plaut-Kunden, die im ERP auf SAP ausgerichtet sind, im Office- und Infrastrukturbereich auf Microsoft-Plattformen setzen.

Freut sich auf das Microsoft-Know-how von masg Systems: Plaut-Vorstand Grafl.
Freut sich auf das Microsoft-Know-how von masg Systems: Plaut-Vorstand Grafl.

Neben den klassischen Büroanwendungen gehören dazu Exchange, Sharepoint und andere. In diesem Bereich verfügt msg Systems über großes technisches Know-how, so dass wir gemeinsam den Kunden neue Leistungen anbieten können, wenn es um die Integration ihrer Infrastrukturplattformen geht.

CW: Wie schätzen Sie in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Cloud-Computing für Unternehmen wie msg systems und Plaut ein?

Zehetmaier: In den nächsten zehn Jahren sehe ich fünf Megathemen. Das weitaus wichtigste ist Collaboration. Und ich glaube, auch Cloud Computing wird eines der Top-5-Themen werden. Wohl wissend, dass dieses Thema für die Kernanwendungen unserer großen Kunden - wie etwa Versicherungsvertragssysteme oder Schadenssysteme - nicht an allererster Stelle steht, sehen wir hier dennoch großes Potenzial, gerade für unseren Ansatz produktbasierter Lösungsangebote. Deshalb haben wir beispielsweise 2010 unsere interne Organisationseinheit, die die IT-Infrastruktur für unsere Unternehmensgruppe bereitstellt, zu einer eigenen Tochtergesellschaft msg Services AG formiert.

Dieses Unternehmen beliefert bereits externe Kunden mit verschiedenen Cloud-Services. Dabei steht jedoch nicht der Cloud-Gedanke, sondern die ganzheitliche Lösungskompetenz für eine Branche im Vordergrund. Ein Beispiel: Im Juli ist mit inex24 die erste Internet-basierende Handelsplattform für das Industrieversicherungsgeschäft online gegangen. Das ist eine Cloud-Lösung, die von 35 deutschen Versicherungen und zahlreichen Maklern genutzt wird. Dafür haben wir nicht nur die technische Plattform entwickelt, sondern wir liefern auch die Infrastruktur und übernehmen den Betrieb.

CW: Der Vollständigkeit halber: Was sind die anderen IT-Megatrends aus Ihrer Sicht?

Zehetmaier: An dritter Stelle sehe ich Analytics - Big Data, da ist Plaut sehr aktiv, das tut uns gut. Dann Mobilität , die Anbindung mobiler Endgeräte bis hin zum Bordcomputer im Auto gewinnen zunehmend an Bedeutung. Aber auch iPhone, iPad und Co. spielen eine wachsende Rolle in den Geschäftsprozessen. Und damit einher geht Trend Nummer fünf: Das Thema Sicherheit.

CW: Warum steht das Thema Collaboration für Sie ganz oben?

Zehetmaier: Collaboration ist für uns die Verknüpfung verschiedener Branchen über Unternehmengrenzen hinweg. Zum Beispiel in der Autobranche: Heute kaufen Sie ein Auto der Premiumklasse für 70.000 Euro. In zehn Jahren werden die jungen Leute sagen: Ich habe 450 Euro im Monat für Mobilität - wie sieht die Lösung meines Anbieters aus? Das kann dann ein Paket, bestehend aus Leasing über die Automobilbank in Verbindung mit einer Versicherung sein. Bei der Kalkulation solcher Pakete spielen unzählige Faktoren zusammen. So kann beispielsweise die Leasingrate eines Fahrzeugs bei Auswahl der Farbe Diamantschwarz, die beim Kauf 1.000 Euro zusätzlich kostet, sinken, weil der Wiederverkaufswert bei diesem Fahrzeug höher ist als bei einem weißen. So etwas wird heute noch gar nicht berücksichtigt. Oder der Kunde wählt ein Fahrzeug mit Diebstahlwarnanlage, die zusätzlich berechnet wird - und zahlt insgesamt weniger, weil die Versicherungsprämie sinkt. Diese Dinge zu kalkulieren und zu verrechnen, das ist der zukünftige Einsatzbereich für unsere Lösungen und Dienste.

Grafl: An diesem Beispiel sieht man auch, wie wir uns gegenseitig ergänzen: In dem Moment, wo solche Prozesse geplant werden, stellt sich natürlich sofort die Frage, wie die erbrachten Leistungen im Konzern verrechnet werden können und wie man den Überblick über die Prozesse behält. Da kommt die Kernkompetenz von Plaut ins Spiel, solche Prozesse zu überwachen und zu steuern.

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