Multimedia-Spezialist auf neuen Wegen

06.05.2004
Der Münchener Softwaredistributor Media Gold, seit Oktober 2003 im Besitz des französischen Konzerns BRVP, hat sich vergangene Woche in Avanquest umbenannt. ComputerPartner sprach mit dem neuen Executive Director Andrew Goldstein. Von ComputerPartner-Redakteur Hans-Jürgen Humbert

Andrew M. Goldstein, Executive Director von Avanquest und Gründer von Media Gold und Media Gold UK, sieht in der Umbenennung des Unternehmens in Avanquest die beste Entscheidung, um ein weltweiter Player zu werden. "Vorher waren wir kein Netzwerk von Softwaredistis, sondern eher eine Art Club", gibt Goldstein zu. "Da aber alle unsere Niederlassungen nach derselben Methode und denselben Prozessen arbeiten, macht es Sinn, auch unter einem gemeinsamen Namen nach außen aufzutreten", fügt er erklärend hinzu.

Auf die Frage, mit welchem Geschäftsmodell Avanquest nun Geld verdienen will, gibt Goldstein lächelnd zur Antwort: "Wir suchen den nächsten Bill Gates!"

Im Ernst: So wie ein Buchverlag ständig auf der Suche nach neuen Autoren ist, sucht Avanquest ständig nach Programmieren oder Programmiererteams, die eine neue Software entwickelt haben und diese vermarkten wollen. Goldstein sieht sich als Publisher mit weltweitem Vertrieb.

Jeden Donnerstag, pünktlich um 15.00 Uhr, findet eine Telefonkonferenz mit allen Niederlassungen statt. Dort werden neue Programme vorgestellt. "Da wir nur ein relativ kleines Team sind (weltweit hat Avanquest 250 Mitarbeiter), haben wir kurze Wege und können schnell entscheiden, welche neuen Produkte auf den Markt gebracht werden", erklärt Goldstein. Besonders stolz ist er darauf, dass die Vorschläge von allen Mitarbeitern eingebracht werden können. "Wir haben zum Beispiel kein Problem damit, wenn eine Sekretärin ein Produkt vorschlägt. Das wird in der Besprechung genauso behandelt wie ein Vorschlag eines leitenden Mitarbeiters", so Goldstein weiter.

Fachleute im Unternehmen untersuchen und testen die angebotene Software. Die Auswahlkriterien sind streng. "Allein im vergangenen Quartal haben wir 47 verschiedene Programme abgelehnt", erklärt Goldstein. "Aber wir lassen die Programmierer nicht im Regen stehen", führt er weiter aus. Avanquest gibt den Softwaretüftlern Tipps und Ratschläge, wie sie ihr Produkt markttauglich machen können.

Ist das Produkt angenommen, kann es gleichzeitig in rund 15.000 Retail-Märkten weltweit auf den Markt gebracht werden. "Eine einzige weltweite Einführung einer neuen Software kostet uns einschließlich Marketingunterstützung rund 250.000 Euro. Da will ein solcher Schritt natürlich gut überlegt sein", gibt Goldstein zu bedenken. Entscheidet sich ein Programmierer, seine Arbeit in die Hände von Avanquest zu legen, verdient er natürlich nicht so viel, als wenn er sie selbst vermarkten würde. Aber dafür bekommen die Kunden auch den Support über Avanquest. Und wer kann schon eine weltweite Markteinführung selbst in die Hand nehmen?

Durch den Zusammenschluss der einzelnen Niederlassungen zu Avanquest bieten sich völlig neue Chancen. "Ich fühle mich zurzeit wie ein Kind im Schokoladenladen. Nun ist es für uns kein Problem mehr, Software, die beispielsweise nur im US-Markt zu haben war, auch in Europa an den Mann oder die Frau zu bringen", freut sich Goldstein. "Das Angebot an Software ist riesig. Aber viele Programme werden nur lokal vertrieben", erklärt er weiter. Dazu ein Beispiel: Im vergangenen Quartal wurde das Programm "Ghostsurf" (die Software verwischt die Spuren von Internetsurfern im Netz) in den USA 17.000 Mal verkauft. Nun kommt das Programm auch bald in Deutschland auf den Markt.

Meinung des Redakteurs

Das Konzept von Avanquest könnte aufgehen, denn gute Programmierer gibt es genug, nur mit der Vermarktung hapert es. Mit Unterstützung von Avanquest erhalten fähige Programmierer die Chance, ihre Produkte weltweit zu vermarkten.

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