Multitalent Notebook

09.03.2005
2005 wird der Notebook-Markt wieder ein gutes Wachstum verzeichnen können. Massive Preisschlachten sollen nach Aussagen der Hersteller allerdings der Vergangenheit angehören. Die Notebooks mausern sich zu Alleskönnern und liefern für jede Kundengruppe zündende Verkaufsargumente.

Von Beate Wöhe

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Der Abwärtsstrudel der Preise im deutschen Notebook-Markt ebbt langsam ab. Der Preiskampf hält an, doch da viele Hersteller stark auf Profitabilität achten, verlangsamt sich der Preisverfall. Schon 2004 sanken die Durchschnittspreise für Notebooks mit rund 10 bis 15 Prozent etwas langsamer als noch im Jahr davor, in dem Preissenkungen von bis zu 30 Prozent an der Tagesordnung waren. "Für 2005 rechnen wir mit einer durchschnittlichen Preissenkung von 10 Prozent", prognostiziert Volker Schwellenberg Bereichsleiter Produktmarketing und Service bei Actebis Peacock.

Dass alle Hersteller einen der obersten Plätze im Notebook-Markt anstreben, wird sich nie ändern. Es wird für jeden Hersteller wichtig sein, sich im Markt zu behaupten. Dies kann jedoch nicht über den Kauf von Marktanteilen und zu Lasten des Fachhandels gehen. Weder im Handel noch beim Hersteller darf sich alles nur um den Preis drehen, denn ohne die erforderliche Gewinnmarge werden weder der Handel noch die Industrie langfristig überleben können.

Argumente 2005

"Dadurch, dass die Preispunkte im B2B generell höher liegen als im Retail, bestehen hier die Chancen für den Fachhandel, profitabler zu arbeiten", sagt Thomas Kissel-Müller, Head of Strategic Business Development Computer-Systeme bei Toshiba.

Der Notebook-Markt ist erwachsen geworden, und der Handel kann, je nach Kundensegment, neben dem Preis auch andere Faktoren als Verkaufsargumente heranziehen. An vorderster Front steht derzeit natürlich die vor zwei Wochen vorgestellte Intel-Sonoma-Mobile-Technologie, die viele Hersteller bereits in ihre neuen B2B-Modelle integriert haben.

Je nach Kundensegment hat der Fachhandel noch weitere Argumente, die er beim Verkaufsgespräch ins Rennen bringen kann. Welche verrät Wilfried Thom, Geschäftsführer Mobile Computer beim deutschen Notebook-Marktführer Acer: "Im B2B-Markt werden sicherlich Geräte mit hochauflösenden Displays mit Widescreen und höheren Kontrastwerten eine große Rolle spielen. Im Desktop-Replacement kann der Fachhandel mit 19-Zoll-Geräten punkten. Im Consumer-Markt sind vor allem die Multimedia-Fähigkeit der Geräte und die Integration der Windows-Media-Center-Software gute Verkaufsargumente. Heimanwender werden großen Wert darauf legen, Konvergenzprodukte in das Notebook integrieren zu können. Auch das Design wird immer mehr zu einem kaufentscheidenden Faktor."

Im Privatkunden-Segment verändert sich also der Einsatz von Notebooks: weg vom reinen Arbeitsgerät, hin zur Entertainment-Maschine. "Das Notebook wird nicht mehr nur allein Computer und drahtloser Communicator sein, sondern zudem die Funktionen einer Spielekonsole, eines Heimkinos oder auch die eines MP3-Player erfüllen", sagt Arno Hasberg, Produktmanager bei der COS Distribution AG.

Hewlett-Packard sieht in der immer komplexer werdenden Ausstattung der Notebooks jedoch auch eine Gefahr, die Hersteller im Auge behalten müssen: Sie integrieren kontinuierlich mehr Technik in Notebooks. Deshalb ist es wichtig, neue Standards so umzusetzen, dass sie von den Anwendern einfach zu nutzen sind. "Technologische Neuerungen müssen so in die Produkte integriert werden, dass die Anwender intuitiv mit dem Notebook arbeiten können", mahnt Thomas Pfuhl, Director Category Management PSG bei Hewlett-Packard Deutschland.

Neben der Ausstattung gibt es weitere Argumente, die beim Verkauf eines Notebooks an erster Stelle stehen können. Denn immer vielfältiger werden die Möglichkeiten der mobilen Kommunikation, für die die Notebooks vorbereitet sind. Hier kann unter Umständen der Verkaufsansatz liegen. "Die Herausforderungen des Fachhandels werden auch 2005 vornehmlich darin bestehen, sämtliche Bereiche des Mobile Computings abzudecken, um so auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der gewerblichen und privaten Endkunden einzugehen. Gerade Fachhändler müssen prüfen, ob sich für ihr Unternehmen durch Technik- und Marktinnovationen spannende Möglichkeiten im Wettbewerb ergeben. Ein Vorstoß in diese Richtung ist beispielsweise der Verkauf von innovativen Kommunikationslösungen für Notebooks, zum Beispiel Security-Lösungen", sagt Wolfgang Jung, Director Product Management Computer und Displays bei der Ingram Micro Distribution GmbH.

Notebook-Preise 2005

Zu den Services rund um die mobile Anbindung an das Internet und die dazugehörigen Sicherheitsanwendungen gibt es eine weitere Möglichkeit, den Verdienst zusätzlich noch etwas anzuheben. So wie jeder Autoverkäufer versucht, seinem Kunden noch eine Klimaanlage oder ein Navigationssystem zu verkaufen, kann der Fachhandel durch den Verkauf von Zubehörprodukten seine Marge aufpeppen.

An der Preisfront wird es 2005 nach Aussagen der Hersteller keine signifikanten Veränderungen geben. Wie auch im vergangenen Jahr werden die Notebooks überwiegend über eine zunehmend bessere Ausstattung punkten. Einstiegspreise von 699 Euro im Consumer-Segment können nach Einschätzung von Ingram Micro zwar auch in diesem Jahr auftauchen, doch der Durchschnittspreis wird bei rund 1.999 Euro liegen. "Ein genauer Preispunkt lässt sich nur im Hinblick auf bestimmte Ausstattungsmerkmale detailliert beantworten. Derzeit liegen die wichtigsten Preissegmente im Retail zwischen 999 und 1.499 Euro. Dort sind fast 90 Prozent des B2C-Marktes erfasst", sagt Toshiba-Manager Kisselmüller.

Die Einstiegshürde im Business-Bereich liegt naturgemäß etwas höher. Hier ist von Endkundenpreisen zwischen 999 Euro (Acer) und 1.200 Euro (Toshiba) die Rede. Bei den Durchschnittspreisen gehen die Meinungen der Hersteller ebenso auseinander. Während Asus davon ausgeht, dass sich ein durchschnittlicher Preis von 1.999 Euro einpendeln wird, rechnet Acer mit einem Durchschnitt von 1.399 Euro im B2B-Segment.

Käufergruppen 2005

Der Notebook-Verkauf im Consumer-Channel ist inzwischen längst zum Selbstläufer geworden. Nach Aussagen vieler Hersteller hat sich aber das Kaufverhalten verändert. Nicht der Preis, sondern die Ausstattung ist heiß. Consumer-Kunden greifen beim Kauf eines Notebooks zunehmend tiefer in die Tasche als in den vergangenen Jahren. Da sich die Preise der Notebooks immer weiter an die der Desktops annähern, wird im Consumer-Channel weiterhin der Desktop-Ersatz eine wichtige Rolle spielen.

Das B2B-Notebook-Geschäft hat seit dem Jahr 2000, bedingt durch die Investitionszurückhaltung der Unternehmen, eine Durststrecke durchlebt. Nach Aussagen der Hersteller und Distributoren löst sich langsam der Knoten.

Für das laufende Jahr sehen die Anbieter in beiden Marktsegmenten gute Chancen. "Der Trend ist eindeutig. Wurden in 2001 noch weit mehr als doppelt so viel Business wie Consumer-Mobiles verkauft, hat man es heute mit einem annähernd paritätischen Verhältnis zu tun. Wir denken, dass dieser Trend weiter anhalten wird, wenn auch verlangsamt", sagt Jörg Hartmann, Leiter Marketing Deutschland bei der Fujitsu Siemens Computer GmbH.

Eric Chen, General Manager von Asus Europe vertritt eine ähnliche Meinung: "Wir gehen davon aus, dass 2005 der Verkauf von Notebooks im Retail-Segment stark zunehmen wird. Kennzeichnend ist und bleibt hier vor allem das Thema Mobilität, das heißt, auch weiterhin der Trend zu immer kompakteren und leistungsfähigeren mobilen PCs mit langer Akkulaufzeit." Toshiba als Hersteller, der seine Glanzzeiten im B2B-Segment gefeiert hat, setzt nach wie vor auf die Unternehmenskunden: "Über das Gesamtjahr gesehen gehen wir davon aus, dass im professionellen Segment mehr Notebooks abgesetzt werden als im Home-Bereich. In einzelnen Quartalen kann aber auch das B2C-Geschäft führen. In diesem Segment wird der Notebook-Markt dominiert durch eine Ersatz- und Zusatzbeschaffung, da ein Großteil der Haushalte bereits mit PCs ausgestattet ist. Hier bestehen weiterhin sehr große Chancen für das Desktop-Replacement, da die Privatanwender den Notebook-Formfaktor zunehmend zu schätzen wissen", sagt Toshiba-Manager Kissel-Müller.

Klar auf die Unternehmen setzt Samsung, dessen Produkt-Roadmap auf diese Kundengruppe ausgelegt ist. "Wir sehen das B2B-Segment im Aufwärtstrend. Die Unternehmen geben ihre Kaufzurückhaltung auf und somit entsteht wieder eine Balance", sagt Hartmut Woerrlein, Senior Sales & Marketing Manager Note PC bei Samsung.

Ein Hersteller, der allgemein im Consumer-Segment zuhause ist, äußert sich zum Notebook-Markt jedoch eher konservativ. "Wir erwarten, dass es für das Jahr 2005 sowohl im B2C- als auch im B2B-Geschäft ein weiteres, aber nicht mehr ganz so starkes Wachstum wie in den vergangenen Jahren geben wird. Das klassische Endkundengeschäft wird weiterhin durch den Trend Desktop-Replacement getrieben. Dieser Trend wird sich auch auf das Großkundengeschäft auswirken, hier spielen aber auch Ersatzinvestitionen verstärkt eine Rolle", prognostiziert Marc Trennheuser, Product Group Manager IT Products bei Sony Deutschland.

Die Hersteller adressieren die beiden Marktsegmente in unterschiedlich starker Ausprägung. Nach deren Aussagen ist jedoch in 2005 in beiden Kundenbereichen ein zufriedenstellendes Wachstum möglich und davon wird auch der Fachhandel profitieren. (bw)

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