Muss Miroslav Klose mehr trainieren?

24.07.2006

Werder Bremen GmbH & Co KG aA

Geschäftsführung

Herrn Klaus Allofs

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28205 Bremen

Chefredaktion

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München, 24.07.2006

Sehr geehrter Herr Allofs,

in deutschen Unternehmen ist es üblich, dass die Mitarbeiter von ihrem Vorgesetzten erwarten, dass er mehr und länger arbeitet als sie. Wenn er nicht mindestens 50 Stunden in der Woche im Büro hockt, dann wird über ihn getuschelt. Motto: Unser Chef verdient viel mehr als wir, also darf man auch erwarten, dass er länger im Büro hockt. Übrigens ist diese Einstellung unter Vorgesetzten ebenfalls weit verbreitet.

Diese Meinung war schon immer der totale Schwachsinn. Sie beruht auf der irrtümlichen Annahme, dass die Angestellten für ihren Hintern bezahlt werden und nicht für ihren Kopf. Das aber ist Humbug. Niemand, weder der Vorstandsvorsitzende noch der Sachbearbeiter bekommt sein Gehalt als Anwesenheitsprämie. Die Höhe der Vergütung entspricht dem Wert und der Leistung des Mitarbeiters für das Unternehmen, zumindest sollte dies in etwa so sein.

Wie absurd die Forderung ist, Vorgesetzte oder Kollegen mit höherem Gehalt müssten länger arbeiten, zeigt folgendes Beispiel: Kein verständiger Mensch würde verlangen, dass Miroslav Klose oder Torsten Frings - beide ja Top-Spieler aus Ihrer Bundesliga-Mannschaft, die auch bei der diesjährigen WM zu den Leistungsträgern der Nationalmannschaft zählten - mehr trainieren als die anderen Spieler von Werder Bremen, weil sie ein höheres Gehalt beziehen als ihre Teamkollegen. Im Gegenteil: Würden Klose und Frings mehr trainieren, als sie es heute bereits tun, würde ihre Leistungs-fähigkeit und damit ihr Wert für die Mannschaft vermutlich sogar zurückgehen (Übertraining!).

Oder liege ich hier völlig falsch? Von Ihnen, sehr geehrter Herr Allofs, erwarte ich mir in dieser Frage eine kompetente Antwort. Zum einen waren Sie in Ihrer aktiven Zeit selbst Top-Star im deutschen Fußball, und als Geschäftsführer der Werder Bremen GmbH & Co KG aA können Sie sich aus der Sicht eines Managers zu diesem Thema äußern. Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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