My SQL bietet dem Mittelstand eine günstige Datenbankalternative

30.05.2003
Microsoft, IBM und Oracle dominieren den Datenbankmarkt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewinnt aber der Preis gegenüber der Technologie an Bedeutung. ComputerPartner zeigt, was My SQL für sein Geld kann und was nicht.

30.000 Downloads des Datenbankservers "My SQL" registriert My SQL AB pro Tag. Laut dem schwedischen Inhaber des Quellcodes setzen beispielweise Unternehmen wie Lucent Technologies, Sony Pictures Digital Entertainment und Motorola die Datenbank ein. "Wir sind ein Unternehmen, keine Bewegung", betont Kaj Arnö, Vice President bei My SQL AB. Deshalb vermarkten die Schweden die relationale Datenbank sowohl als kostenlose General Public License (GPL) als auch als kommerzielle Lizenz.

Zwei Lizenzmodelle für die gleiche Software

"Die Lizenzmodelle unterscheiden sich durch das Recht, wie die Software genutzt werden darf, aber nicht durch ihre Funktionalität", betont Arnö. Zur GPL gehöre allerdings nicht nur das Recht, diese unentgeltlich zu verwenden, sondern auch die Pflicht, die abgeleiteten Anwendungen für die GPL zur freien Verfügung zu stellen. Lösungsanbieter, die auf My SQL basierende Applikationen verkaufen wollen, müssen dagegen für eine Serverlizenz bezahlen. 4.000 Kunden hätten das laut Arnö weltweit getan. Wie viele Lizenzen die deutsche Niederlassung verkauft hat, wollte der My-SQL-Manager jedoch nicht offen legen. Es klafft aber in jedem Fall eine große Lücke zwischen den kostenlos abgegebenen GPLs und den verkauften Commerce Licences.

Sicherheit und Performance sind heilige Kühe

Welche der beiden Zahlen (30.000 Downloads pro Tag oder 4.000 Kunden) als Messgröße für den Marktanteil der Open-Source-Datenbank relevant ist, dürfte sich an den jeweiligen Interessen der Argumentierenden orientieren. Fest steht, dass die Preise im Vergleich zu denen der Konkurrenten günstig sind. 420 Euro kostet eine Serverlizenz von My SQL ohne Anwenderbegrenzung. Die Straßenpreise für den "SQL-Server" von Microsoft liegen darüber: Mit fünf Clients kostet er in der Standard-Version 1.599 Euro und in der Enterprise-Variante mit unbegrenzten Benutzern 22.459 Euro.

Gerade in Zeiten knapper IT-Budgets bietet My SQL Software- und Systemhäusern somit eine günstige Alternative. Doch der Preis dient IT-Entscheidern nicht als alleiniges Kriterium. Sicherheit und Performance sind im Datenbankgeschäft heilige Kühe, und Funktionalität spielt natürlich eine wichtige Rolle.

In einigen dieser Punkte hinkt My SQL der Konkurrenz hinterher. In der seit 25 März verfügbaren Produktiv-Version 4.0 fügten die Schweden ihrer Software aber wichtige Features hinzu.

Um den Status "Production" zu erreichen, muss My SQL eine Reihe von Testprozeduren fehlerfrei durchlaufen und sich anschließend drei Monate lang einem Test in Live-Umgebungen unterziehen. Das Production-Release 4.0 enthält unter anderem einen Abfrage-Cache, der die Geschwindigkeit von Anwendungen mit wiederholenden Abfragen verbessert. Volltext-Indexierung, Suche in gepackten Indizes und Bulk Inserts beschleunigen ebenfalls Querys.

Die Transaktions-Engine Inno DB erweitert My SQL um Row-Level-Locking und Foreign-Key-Integrität. Truncate-Table-, Union- und Cast-SQL-Syntax-Erweiterungen vereinfachen die Migration anderer Datenbanken auf My SQL.

Funktionalität ist nicht "State of the Art"

Dennoch fehlen der aktuellen Produktiv-Version im Vergleich zum SQL-Server der Redmonder einige Funktionen wie Stored Procedures. Die Möglichkeit, die Business-Logik in die Datenbank zu integrieren, will My SQL ab dem Release 5 kompiliert anbieten. "Eine Alpha- und Beta-Version kommt noch in diesem Jahr", sagt Arnö voraus.

Das derzeit verfügbare Backup-Verfahren My SQL Dump ist zwar eine sichere, aber auch Zeit raubende Methode. Während des Dump-Verfahrens wird eine Datenbankkopie auf der Festplatte gespeichert, und in diesem Zeitraum können Anwender keine Daten in die Tabellen schreiben. Diese Begrenzung hebt Online-Backup auf. Dazu führt der My-SQL-Server intern ein Protokoll, welche Datensätze während des Backup-Verfahrens aktualisiert worden sind. "Spätestens in der Produktiv-Version 5.0 bieten wir das an." Subqueries sind laut Arnö in der Version 4.1 möglich, die derzeit den Alpha-Status hat. Mit dieser Funktion lassen sich verschachtelte Abfragen durchführen, beispielsweise danach, welche IT-Hersteller einen größeren Umsatz haben als My SQL.

Die Version 4.0.12 ist ab sofort als Quellcode sowie in Binär-Formaten für verschiedene Plattformen auf den Downloadseiten der Schweden verfügbar: www.mysql.com/downloads. Der Source-Code der Entwicklungsversion 4.1 findet sich unter http://www.mysql.com/downloads/mysql-4.1. html. Wann der Hersteller eine Produktiv-Version anbietet, konnte Arnö nicht sagen: "Wir veröffentlichen Versionen, wenn sie stabil sind, nicht wenn ein Datum erreicht wird."

Schon heute bieten die Schweden ein My-SQL-Zertifizierungsprogramm an. Es besteht aus mehreren eigenständigen Fähigkeitsnachweisen, wovon die Core Certification als Erstes verfügbar ist. Sie bescheinigt Grundlagenkenntnisse in den Bereichen SQL, Dateneintrag und Wartung sowie Datenextraktion für das Reporting. Die Professional Certification bieten die Schweden ab dem dritten Quartal 2003 an. Für jede Zertifizierung setzt der Datenbankspezialist eine bestandene Prüfung voraus. Interessenten können sich für das Core-Certification-Examen unter www.vue.com/mysql regis-trieren. Die Gebühr beträgt 150 Euro.

www.mysql.de

ComputerPartner-Meinung

IT-Bugets sind knapp bemessen. EDV-Entscheider vergeben nicht mehr automatisch ihre Projekte an den Marktführer, sondern evaluieren auch alternative Angebote. Die Datenbank "My SQL" hinkt funktional den Angeboten der Wettbewerber Microsoft, IBM oder Oracle hinterher, liegt mit ihren Konditionen auch deutlich unter denen der Konkurrenz. In preissensiblen Projekten ein Vorteil für IT-Dienstleister und Anwendungsentwickler. (hei)

My SQL auf einen Blick

unterstützte Betriebssysteme : Linux, Windows, Unix-Derivate wie Solaris : und AIX

64-Bit-Version: Ja

Speichervolumen: In der Praxis bis zu einem Terabyte eingesetzt.

Transaktionsvolumen : 2.500 Abfragen pro Sekunde bei einem Dual-Prozessor

Abfrage-Cache: Ja

Volltextsuche: Ja

SSL-Verschlüsselung: Nicht in der kompilierten Version 4.0., aber in der Alpha-Version 4.1

Unicode-Unterstützung: Alpha-Version 4.1

Stored Procedures: geplant für Version 5

Subqueries: Alpha-Version 4.1

Online-Backup: für Version 5 geplant

C2-Zertifizierung: Nein

Lizenzmodell: Kommerzielle Lizenz und kostenlose General Public Licence

Lizenzpreis : 420 Euro pro Serverlizenz ohne Anwenderbegrenzung

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