Nach der Übernahme durch Novell bleibt das Suse-Partnergeschäft eigenständig

22.01.2004
In dem "Indemnification Program" (Haftungsfreistellung) genannten Vertragspapier sichert Novell seinen Geschäftpartnern zu, sie bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Dollar bei juristischen Streitigkeiten zum Thema Linux zu unterstützen. Dies gilt auch für deutsche Kunden, versichert Horst Nebgen, Geschäftsführer der Novell GmbH, gegenüber ComputerPartner.

In dem "Indemnification Program" (Haftungsfreistellung) genannten Vertragspapier sichert Novell seinen Geschäftpartnern zu, sie bis zu einer Höhe von 1,5 Millionen Dollar bei juristischen Streitigkeiten zum Thema Linux zu unterstützen. Dies gilt auch für deutsche Kunden, versichert Horst Nebgen, Geschäftsführer der Novell GmbH, gegenüber ComputerPartner.

Das Angebot richtet sich allerdings nur an diejenigen Anwender des Suse Linux Enterprise Server 8, die nach dem 12. Januar 2004 einen Upgrade-Schutz bei einem Novell- oder Suse-Vertriebspartner abgeschlossen haben und von ihnen auch die nötige technische Unterstützung erhalten. Dabei müssen diese Kunden den Vertragsbedingungen des Linux-Kompensationsvertrags verbindlich zustimmen.

Der Einzige, der Urheberrechtsverletzungen bei der Nutzung von Linux einklagen würde, ist natürlich SCO. Doch hier sieht sich Novell ohnehin auf der "richtigen" Seite des Gesetzes: "Aus der Position in der historischen Eigentümerkette an Unix und Unixware", verlautet die Unternehmenszentrale in Utah, und aufgrund eines Übereinkommens mit SCO besitze Novell "das Recht, Unix-Technologie zu lizenzieren". Außerdem erlaube die derzeitige rechtliche Situation Novell-Kunden, diese Unix-Technologien "für betriebsinterne Geschäftszwecke" zu nutzen.

Integration von Suse schreitet voran

Linux-Anwender, die (noch) keine Suse-Kunden sind, sollen ebenfalls diese Vorzugsbehandlung erhalten. Wann es aber so weit sein wird und welche Auflagen diese Geschäftspartner erfüllen müssen, bleibt indes noch unklar. Nicht ganz erkennbar ist ebenfalls noch die künftige Unternehmensstruktur der vergrößerten Novell. So viel steht bis zum jetzigen Zeitpunkt jedenfalls schon fest: Die Suse Linux AG bleibt als Geschäftseinheit bestehen. Sie wird vom bisherigen CEO Richard Seibt als Präsident geleitet. Dieser wiederum wird höchstwahrscheinlich der amerikanischen Unternehmenszentrale unterstellt und an Chris Stone, den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden und bekennenden Linux-Fan, berichten.

Vorerst weiterhin getrennt bleiben die Partner-Organisationen von Novell und Suse. "Die heutigen Suse-Linux-Partner haben eine andere Erwartungshaltung und benötigen eine andere Betreuung als die Novell Business Experts", erklärt Geschäftsführer Nebgen. Einige von ihnen befassten sich bis dato noch kaum mit dem Thema Linux, andere prüfen erst diese Alternative. Nur wenige konnten bisher Erfahrungen mit dem Open-Source-Betriebssystem sammeln.

"Ich bin mir gar nicht sicher, ob wir die Partner-Programme von Suse und Novell überhaupt verschmelzen sollten", so Nebgen weiter. "Es könnte zu einer Irritation am Markt führen, wenn der Brand Suse Linux bestehen bleibt, es aber nur noch Novell-Partner gibt."

Wie es in Zukunft um die Partnerorganisation bestellt sein wird, darüber wird definitiv in den USA entschieden. Nebgen beschreibt es so: "Hier kann nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen, da muss schon der Chefkoch selber rühren und würzen." In Deutschland wird es weiterhin dezidierte ChannelAnsprechpartner für Suse (Petra Heinrich) und die alte Novell (Robert Schmitz) geben.

Erste Novell-Linux-Produkte zur Cebit

Nicht ändern wird sich ferner das Geschäftsmodell von Novell. So werden neue Lösungen, etwa aus der Groupwise-Modellreihe, weiterhin als kommerzielle Software vertrieben, also im Rahmen des üblichen Lizenzmodells. Reine Linux-Produkte, wie etwa das Betriebssystem selbst oder serverbasierte Systeme, werden wie bisher teilweise mit dem Quellcode ausgeliefert.

Erste, aus der Akquisition von Suse herrührende Novell-Linux-Produkte werden wahrscheinlich im Rahmen der diesjährigen Cebit auf dem gemeinsamen Stand in Hannover vorgestellt. Dabei wird es sich nach Meinung von Marktbeobachtern um eine Linux-Version der schon angesprochenen Kollaborationslösung Groupwise handeln. Auf der weltweiten Kunden- und Partnerveranstaltung von Novell, der Brainshare in Salt Lake City eine Woche später, erwarten Geschäftspartner weitere Neuigkeiten. Dort dürften auch weitere Details zur Unternehmensstrategie bekannt gegeben werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8.

Neuer Channel-Ansprechpartner bei Novell

Anfang des Jahres hat sich der Channel-Ansprechpartner bei Novell geändert. Zuständig für die Vertriebspartner ist nicht mehr Werner Lütkemeier sondern Robert Schmitz. Er kommt von dem Security-Plattform-Anbieter Sonicwall, wo er bis zuletzt drei Jahre als Territory-Manager tätig war und dort das deutsche Team aufgebaut hatte.

Lütkemeier bleibt Novell erhalten - er rückt ins europäische Marketing-Team auf. Schmitz selbst war vor seinem Engagement bei Sonicwall schon mal bei Novell tätig und kehrt nun zu dem Systemsoftware-Anbieter zurück. Seine Position bei dem Sicherheitsanbieter ist noch nicht besetzt worden.

Der neue Channel Sales Direktor bei Novell hat auch schon erste Maßnahmen ergriffen, um das bei den Handelspartnern ramponierte Image des Anbieters aufzupolieren. So gibt es statt bisher zwei ab sofort vier dezidierte Partner-Account-Manager. Sie betreuen von Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München aus den gesamten deutschen Markt. Unterstützt werden sie dabei von jeweils einem Inside-Sales-Mitarbeiter. Das zehnköpfige Team um Schmitz komplettieren zwei Account-Manager, die in direkten Kontakt mit den Kunden treten. "Dass Fullfillment bleibt dabei aber auf jeden Fall unseren Business-Partnern überlassen", versichert der neue Channel-Sales-Direktor. (rw)

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