Nach langer Durststrecke erobern Plasma-TVs nun Europa

14.03.2002
Im vergangenen Jahr kamen die ersten Plasma-TVs in Stückzahlen auf den Markt - nur wollte keinersie kaufen. Der Preis war viel zu hoch, um den Massenmarkt zu erobern. Doch seit dem Weihnachtsquartal 2001 ist alles anders, behauptet zumindest das österreichische Marktforschungsunternehmen Interconnection und prophezeit den Plasma-Fernsehern eine brillante Zukunft.

Die ersten drei Quartale des Jahres 2001 sahen alles andere als gut für Plasma-TV-Geräte im europäischen Markt aus. Kaum einer aus dem Businessbereich oder Privatkunden-segment wollte die teuren großformatigen Fernsehgeräte kaufen. Dann aber zum Weihnachtsgeschäft stieg der Verkauf laut Angaben der Consulting-Firma Interconnection sprunghaft um 80 Prozent von 15.949 auf 28.696 Stück. Preisreduktionen um bis zu 5.000 Euro (!) und groß angelegte Marketingkampagnen bei Retailern spornten die Nachfrage an, vor allem im Consumer-Markt. Hier konnte sogar ein Anstieg um 148,4 Prozent erreicht werden.

Das größte Wachstum im europäischen Vergleich mit einem Plus von 18,4 Prozent verbuchte Philips und wurde damit zum ersten Mal Marktführer. Im deutschen Markt belegt das Unternehmen hinter Panasonic mit deutlichem Abstand den zweiten Platz. Während die ersten vier der Top-Five zum Teil massiv zulegen konnten, musste NEC, im dritten Quartal 2001 mit 22,4 Prozent weit führender Primus, extrem viel Federn lassen und stürzte vom ersten auf den fünften Platz (7,6 Prozent) ab.

Die Deutschen liegen mit 4.727 verkauften Plasma-TVs weit hinter Großbritannien mit 6.796 Stück, aber deutlich vor Italien (4.094) und Frankreich (3.706). Gerade im Weihnachtsgeschäft sorgte der Privatkundenbereich (Home Cinema) für Auftrieb. So betrug in Q4 laut Interconnection der Anteil der verkauften Plasma-TVs in diesem Segment 55,1 Prozent in der Schweiz, 50,2 Prozent in Österreich, 46,3 Prozent in Deutschland, 41,5 Prozent in Frankreich und 33,1 Prozent in Irland.

Mit einem Anteil von 71,9 Prozent wird die Größenklasse 40 bis 42 Zoll in ganz Europa am häufigsten gekauft, aber die Monstergeräte mit 60 Zoll sind ebenfalls im Kommen. Noch hält der trotz Reduktion immer noch hohe Preis viele Interessenten vom Kauf ab. Bei einer Befragung meinten 40 Prozent, sie würden ein Plasma-TV sofort kaufen, wenn dessen Preis maximal 50 Prozent über dem eines normalen Großbildfernsehers läge.

Langsames, aber stetiges Wachstum prognostiziert

Es wird ersichtlich, dass die weitere Entwicklung maßgeblich von der Preisentwicklung abhängt. Bereits Ende vergangenen Jahres fiel der Endkundenpreis deutlich schneller, als das Marktforschungsunternehmen noch im dritten Quartal 2001 erwartet hatte. Die Marktforscher von Interconnection modifizierten deshalb nun die Prognosen für das Jahr 2002: Die eher verhaltene wirtschaftliche Grundstimmung in Europa und die damit einhergehenden Kürzungen der Marketingbudgets wirken sich wohl negativ auf das Umsatzpotenzial im Businessbereich aus. Dennoch sei aufgrund des starken Preisverfalls sehr wohl ein leichter positiver Trend vorhanden.

Der alles entscheidende Faktor wird laut Interconnection das Home-Cinema-Segment sein, wie es sich bereits im vierten Quartal angedeutet habe. Hier gehen die österreichischen Marktforscher für den künftigen Markterfolg von zwei Hauptimpulsen aus - der Fußball-WM im Sommer und dem Weihnachtsgeschäft im Dezember. Es sei abzusehen, dass im Vorfeld dieser Anbieter, vor allem aber neue Player wie Samsung und Daewoo durch Preissenkungen versuchen werden, ihren Marktanteil zu erhöhen. Der Umsatz im Jahresverlauf wird daher sehr volatil verlaufen und prognostizierte Spitzen von 34.857 Stück im zweiten Quartal 2002 und 49.012 Stück in Q4 im gesamten europäischen Markt erreichen.

www.interconncetionconsulting.com

ComputerPartner-Meinung:

Auch wenn die Prognosen für 2002 eher gering ausfallen, scheint sich mit Plasma-TVs auf Dauer ein interessanter Markt zu entwickeln. Wichtig für den Handel ist, zum richtigen Zeitpunkt die Ware zu kaufen, damit geplante Preisreduktionen nicht die an sich attraktiven Margen auffressen. (go)

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