Deutsche Familienunternehmen

Nachfolger verzweifelt gesucht

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Das Problem wird immer drängender: Unternehmer wollen ihren Betrieb in jüngere Hände legen - und finden keinen geeigneten Nachfolger. Schuld daran ist nach Ansicht des DIHK auch die Politik.
DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann macht sich Sorgen um die Nachfolgeregelungen in deutschen Unternehmen.
DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann macht sich Sorgen um die Nachfolgeregelungen in deutschen Unternehmen.
Foto: DIHK

Deutsche Unternehmen haben immer größere Schwierigkeiten, einen passenden Nachfolger zu finden. Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) scheitern inzwischen vier von zehn Firmenchefs bei dem Versuch, ihren Betrieb in jüngere Hände zu legen. DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann warnt die Oppositionsparteien deshalb davor, im Fall eines Wahlsieges Steuern zu erhöhen und die Unternehmensübergabe weiter zu erschweren.

"Die Diskussion um die Erbschaftsteuer sorgt für erhebliche Verunsicherung gerade im Mittelstand", sagte Driftmann der Deutschen Presse-Agentur. "Sollte es zum Beispiel nach der Bundestagswahl zu Verschärfungen kommen, wären rund 18 000 Unternehmen mit bis zu 100 000 Arbeitsplätzen gefährdet - und das Jahr für Jahr." Schon ohne das Damoklesschwert der Erbschaftsteuer sei die Unternehmensnachfolge eine immer größere Herausforderung für den Mittelstand.

SPD und Grünen planen im Fall eines Wahlsieges, den Spitzensteuersatz und die Erbschaftsteuer anzuheben und Vermögen stärker zu besteuern. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat zwar zugesagt, das Betriebsvermögen des Mittelstands und der Familienunternehmer bei neuen Belastungen auszuklammern. Eine solche Sonderregelung ist aber verfassungsrechtlich umstritten.

Der Bundesfinanzhof hält bereits die geltenden Steuervorteile bei der Vererbung von Betriebsvermögen für verfassungswidrig. Er hat die 2009 in Kraft getretene Reform der Erbschaftsteuer deshalb dem Bundesverfassungsgericht zur Prüfung vorgelegt. Bis zu einer Entscheidung gelten alle Steuerbescheide nur vorläufig.

Driftmann befürchtet tiefgreifende Konsequenzen, sollten die Pläne von Rot-Grün umgesetzt werden. "Durch eine Anhebung des Spitzensteuersatzes und die Einführung der Vermögensteuer in dem diskutierten Umfang würde die durchschnittliche Belastung eines mittelständischen Personenunternehmens ganz schnell von derzeit 47,5 auf über 60 Prozent hochschnellen", sagte er. "Das kostet langfristig Wachstum und Arbeitsplätze."

39 Prozent finden keinen passenden Nachfolger

Der DIHK hat vor kurzem einen Report zur Unternehmensnachfolge vorgelegt. Danach haben 56 Prozent der Existenzgründer Schwierigkeiten, die Finanzierung einer Betriebsübernahme zu stemmen. Hinzu kommt, dass viele Interessenten nicht hinreichend qualifiziert sind und die Herausforderungen bei der Übernahme eines Betriebes unterschätzen.

Nach den Erfahrungen der Industrie- und Handelskammern fanden 2011 rund 39 Prozent der Senior-Unternehmer keinen passenden Nachfolger. 2008 waren es 35 Prozent. Unter den potenziellen Existenzgründern findet mittlerweile sogar jeder zweite kein passendes Unternehmen - nach 32 Prozent vor vier Jahren.

Sollte die Verschonung des Betriebsvermögens im Erbschaftsfall ganz oder teilweise abgeschafft werden, sehen dem DIHK-Report zufolge 26 Prozent der Senior-Unternehmer und 24 Prozent der Existenzgründer die Unternehmensnachfolge konkret gefährdet. (dpa/awe)

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