Network Appliance: Ende der SAN-versus-NAS-Diskussion

17.10.2002
Der Verfechter des Network Attached Storage (NAS) schlechthin, Network Appliance, schuf eineungewöhnliche Lösung. Sie bedeutet nicht nur den Einstieg des Unternehmens in das Storage-Area-Networking-Geschäft (SAN), sondern verbindet auch gleichzeitig die beiden Speichernetz-Welten.

Sie können sich nicht vorstellen, wie eigenartig es sich für mich anfühlt, dass wir jetzt eine SAN-Company sind. Schließlich war ich derjenige im Speichergeschäft, der seit fast zehn Jahren erklärt, warum SAN nicht nervt", so Dave Hitz, einer der Gründer von Network Appliance, bei der Präsentation der neuen Systeme. Das Unternehmen stellt aber nicht nur Lösungen für Storage Area Networks vor, sondern positioniert sich gleichzeitig neu. Bisher konzentrierte sich der Anbieter ausschließlich auf NAS-Sys-teme. Mit der "FAS 900"-Familie verbindet Network Appliance die beiden Speichernetze in einem Gerät. Das ungewöhnliche daran: Die FAS-Familie (Fibre Attached Storage) arbeitet mit nur einem Betriebssystem, das den Datentransfer sowohl auf File-Ebene (NAS) als auch auf Blockebene (SAN) steuert. Beide Netze benutzten also den gleichen Festplatten-Pool. Network Appliance nennt diesen Ansatz "Unified Storage".

Bisher war eine Verbindung zwischen SAN und NAS nur über ein so genanntes "Gateway" möglich. Dieses erweitert aber lediglich ein SAN um ein NAS-Device, das ein eigenes Betriebssystem und eine eigenständige Verwaltung benötigt. Der Ansatz von Network Appliance sieht hingegen ein gemeinsames Management vor, sodass die Festplattenkapazitäten effektiver ausgenutzt werden können.

In den letzten 18 Monaten beschäftigte sich Network Appliance hauptsächlich damit, neue Software für die FAS-Systeme zu schreiben. Denn eigentlich sieht sich das Unternehmen als Software-Company, und für die neue Lösung entwickelte die Firma nicht viel mehr als ein neues Protokoll. Auf den Geräten steht zwar Network Appliance drauf, faktisch ist die Hardware aber zusammengesetzt aus Produkten anderer Hersteller. Zum Beispiel liefern Maxtor und Seagate die Festplatten. Das Betriebsgeheimnis steckt in der Software, die Network Appliance jetzt an die SAN-Anforderungen anpasste. Rein äußerlich entspricht die FAS-Serie im Großen und Ganzen den üblichen Net-App-Filern, mit dem Unterschied, dass sie neben den Ethernet- zusätzlich über Fibre-Channel-Anschlüsse verfügt. Die erneuerte Version des Betriebssystems "Data Ontap" macht denFiler schließlich SAN-fähig und sorgt für die entsprechenden Features.

Network Appliance veränderte auch sein hauseigenes File-System WAFL (Write Anywhere File Layout). Heraus kam eine neutrale Software, die allen File-Systemen und Speicher-Übertragungsprotokollen Leserechte gewährt. Alle Standard-Unix- und Windows-Derivate können jetzt nicht mehr nur wie bisher über TCP/IP, sondern auch über das Fibre-Channel-Protokoll (FCP) auf Daten zugreifen. Sowohl auf der NAS-, als auch der SAN-Seite kann eine heterogene Serverlandschaft angeschlossen werden. Im SAN funktioniert dies zwar momentan lediglich für Solaris und Windows, doch bis zum Ende des Jahres möchte Net-App alle gängigen Betriebssysteme unterstützten.

Geclustert oder nicht beides ist im Angebot

Die Produkte "FAS 940" sowie "FAS 960" verfügen über 9 beziehungsweise 24 Terabyte an maximal skalierbarer Kapazität. Die Cluster-Systeme "FAS940c" und "FAS960c" weisen die doppelte Speicherkraft auf. Letztere arbeitet in einem Cluster-Verbund. Bei einem Ausfall kann das noch aktive Gerät die Aufgabe des anderen mit übernehmen. Die Preise für die FAS-Familie bewegen sich inklusive Managementsoftware zwischen 150.000 und 1.000.000 Dollar. Bis Mitte nächsten Jahres sollen sie zusätzlich SCSI-over-IP-Anschlüsse (iSCSI) erhalten.

Für eine synchrone Datenreplikation sorgt die Software "Sync Mirror". Sie speichert Daten gleichzeitig in zwei Kopien auf Net-App-Storage-Systeme. Sollte eine Kopie nicht mehr verfügbar sein, leitet sie den Datenzugriff automatisch auf die zweite Kopie um. Sync Mirror arbeitet mit allen Produkten des Herstellers zusammen.

Überarbeitet hat Network Appliance ferner seinen "Data Fabric Manager". Die Verwaltungskonsole erlaubt das zentralisierte Management aller geografisch verteilten Net-App-Speicherlösungen sowohl im SAN- als auch im NAS-Umfeld. Die ebenfalls neue Version 2.0 der Software "Snap Drive 2.0" gaukelt Anwendungen einen direkt angeschlossenen Speicherplatz vor, obwohl sie in Wirklichkeit im Speichernetz arbeiten. Sinnvoll ist dies beispielsweise für Microsoft SQL- oder Exchange-Server, die Direct Attached Storage (DAS) bevorzugen.

Eine Virtualisierungssoftware ist der "Virtual File Manager". Die Applikation verbirgt den Pfad zum tatsächlichen Speicherplatz vor dem User und zeigt ihm stattdessen einen virtuellen an. Im Falle einer Unterbrechung muss sich der Anwender seinen Weg zum Backup-System nicht selbst suchen, sondern wird automatisch weitergeleitet. Außerdem kann eine Datenmigration ohne Systemunterbrechung durchgeführt werden. Für das Management der Systeme kann neben der hauseigenen auch die Software anderer Hersteller eingesetzt werden, beispielsweise von Veritas oder Legato.

Die SAN-Verbindungen der neuen Systeme stellen Switches von Bro-cade sicher. Network Appliance unterschrieb einen OEM-Vertrag für die Fabric-Switche "Brocade Silk Worm 3800" und "3200". Ers-terer liefert Daten mit zwei Gigabit pro Sekunde, bei dem anderen handelt es sich um Brocades Einsteigermodell.

www.enterprisestoragegroup.com

www-de.netapp.com

www.maxtor.de

www.seagate.com

ComputerPartner-Meinung:

Network Appliance steigt mit einem innovativen System in den Storage-Area-Network-Markt ein. Das Unternehmen kopiert aber nicht einfach eine bereits vorhandene Lösung, sondern entwickelte einen eigenen Ansatz. Das beweist, dass es auch heute noch Entwickler gibt, die nicht anderen hinterhereifern, sondern eigene Ideen verwirklichen. Verblüffend ist auch, mit welch relativ einfachen Mitteln Network Appliance diesen Ansatz realisierte. Denn wie das Unternehmen selbst sagt, handelt es sich bei der Lösung lediglich um ein neues Protokoll. (ce)

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