Network Associates will PGP- und Gauntlet-Produkte abstoßen

18.10.2001
Softwerker Network Associates (NAI) will das Geschäft mit Verschlüsselungs-software und Firewalls abstoßen. Beide Abteilungen arbeiten mit Verlust - was nicht an den Produkten, sondern an NAI liegen könnte.

Nach einem Verlust von 11,3 Millionen Dollar im dritten Quartal 2001 ist es Network Associates (NAI) offenbar leid, in dem durch Zukäufe ständig erweiterten Endkundengeschäft nur draufzuzahlen. So will der amerikanische Sicherheitsspezialist die Firewall-Lösungen "Gauntlet" und die Verschlüsselungssoftware "PGP" verkaufen. Die PGP Business Unit und ihre verbleibenden Produkte, wie "PGP Fire", der PGP VPN-Client und der PGP E-Business-Server, sollen in den Business Units von McAfee und Sniffer aufgehen. Durch die Umstrukturierung sieht NAI-CEO George Samenuk für das Geschäftsjahr 2002 Einsparpotenziale von 50 Millionen Dollar.

Im dritten Quartal 2001 erzielte das Unternehmen 209 Millionen Dollar Umsatz, zu dem das Endkundengeschäft von McAfee.com rund 16 Millionen Dollar beitrug. Ohne die Verluste von McAfee.com käme NAI auf ein Plus von 8,5 Millionen Dollar. "Wir befinden uns auf einer soliden Basis", meintGene Hodges, Vice President der McAfee Business Unit, die unabhängig von McAfee.com agiert.

Als Grund für den Rausschmiss der PGP-Verschlüsselungssoftware gibt er den hohen Wartungs- und Supportaufwand an. Marketingchef Michael Callahan hatte zuvor aber auch auf Argumentationsprobleme für den Verkauf dieser Produkte hingewiesen, da diese ursprünglich als Freeware angeboten wurden.

Laut Hodges werden Support und Wartung für die in Frage stehenden Produktlinien bis zum Verkauf aufrecht erhalten. "Keiner der Softwareingenieure ist bisher entlassen worden." Geplant ist aber, sich von 250 Mitarbeitern zu trennen und weitere 150 in anderen Abteilungen unterzubringen. Roland Michael, "acting" Geschäftsführer der PGP Security in Hamburg, und meherer Vertriebsmitarbeiter in München sind bereits nicht mehr für das Unternehmen tätig.

Für das vierte Quartal rechnet NAI mit einem Umsatz von 217 bis 233 Millionen Dollar, exklusive McAfee. com 215 Millionen Dollar. "Die Unternehmen geben heute wieder mehr für ihre IT-Sicherheit aus", weiß Hodges. "Dabei spielen die Terroranschläge vom 11. September aber noch keine große Rolle. Vielmehr sind es Viren wie der Nimbda, den sich nur ein professioneller Programmierer erdacht haben kann - eine völlig neue Entwicklung. Denn bisher waren die meisten Virenbastler ziemliche Stümper."

www.nai.com

ComputerPartner-Meinung:

Network Associates steht vor einem Scherbenhaufen. Akquisitionen ohne Marktstrategie, die völlige Verkennung des Vertriebs und der Abgang von Entwicklern führten zum jetzigen Ausverkauf. Dass es gerade die Abteilungen Verschlüsselung und Firewalls trifft, erscheint zum jetzigen Zeitpunkt paradox: Mit diesen Produkten kann man Unternehmenstüren weit aufstoßen - wenn man es kann. So drängt sich der Eindruck auf: NAI handelt kopflos. Kein gutes Zeichen für die Zukunft des Softwerkers. (kh/wl)

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