Netzwerk-Faxlösung: Lanfax 5.5 von Alcom

21.01.1999

MÜNCHEN: Microsoft hat die Fax-Kommunikation mit Windows NT bis zum Small Business Server nahezu ignoriert. Faxen machen nur Windows 95/98-Anwender am Arbeitsplatz. Wer dem Zustand abhelfen wollte, mußte zu den großen Lösungen greifen. Nur wenige bieten Lösungen für die Mitte - Alcom liefert mit "Lanfax 5.5" eine, die sich ComputerPartner genauer angesehen hat.Obwohl die elektronische Post einen guten Teil der Unternehmenskommunikation ausmacht, verzichtet man nur ungern auf die Schriftform: Das Versenden von Faxen ist weiterhin up to date. Dem trägt Lanfax 5.5 Rechnung und präsentiert sich als weitgehend skalierbare Netzwerk-Faxlösung. Der Fax-Server läuft unter Windows NT ab Version 4, die Clients laufen auf allen 32-Bit-Windows-Systemen. Zur Auswahl stehen hier ein eigenständiger Fax-Client nebst Druckertreiber, ein Treiber zur Anbindung von Mailprogrammen (Microsoft Mail und Exchange, CC-Mail, Lotus Notes, Novell Groupwise, SMTP) und ein Gateway, das Faxen via TCP/IP und Web-Browser ermöglicht.

Die Clients dürfen nach Belieben eingesetzt werden und befinden sich allesamt auf der CD-Rom. Zum Versenden und Empfangen braucht der Server zudem ein angeschlossenes Class-1-, Class-2-Faxmodem oder eine der Faxkarten von Dialogic oder Brooktrout.

ComputerPartner hat sich im Test für die erste, weil gebräuchlichste Variante entschieden und das ganze in einem Netz mit NT-Workstation und Windows-95-Arbeitsplätzen installiert. Ein Wermutstropfen fällt sofort bei der Installation des Fax-Servers auf: Dieser will unbedingt über einen ODBC-Treiber seine Aktivität protokollieren - ohne SQL-Server geht da nichts. Das ist sehr schön bei Unternehmen mit reichlich Benutzern und Leitungen, weil die Auswertungen sehr einfach werden. Für kleine Installationen treibt das die Anforderungen an den Server unnötig in die Höhe, aber da der Fax-Server auch in Abwesenheit eines SQL-Servers läuft, kann man damit gut leben. Die Installation ist ansonsten nahezu narrensicher.

Die Konfiguration benötigt naturgemäß ein wenig Sachverstand. Zum Beispiel müssen alle eingehenden Faxdokumente direkt an die jeweiligen - und zwar am besten alle - Benutzer verteilt werden, weil sie sonst auf dem Server versauern. In diesem Zustand lassen sie sich mit der Sever-Software nicht sichten und müßten "blind" weitergeleitet werden. Hat also Empfänger A ein Fax für B erhalten, so wird A das Fax ausdrucken und selbst verschicken müssen. Ein interner Versand ist nicht möglich. Über den "Umweg" der Mapi-Schnittstellen lassen sich mit einem Mailprogramm empfangene Faxe natürlich auch einfach als E-Mails weiterleiten. Auf Nummer sicher geht man durch direktes Weiterleiten auf einen angeschlossenen Drucker, was den Lanfax-Server zwar zum Normalpapierfax degradiert, aber dafür alle Zweifel ausschließt.

Der Versand ist für die angeschlossenen Klienten - sofern diese 32-Bit-Windows verwenden - sehr gut gelöst. Der Benutzer druckt aus seiner Anwendung an den "Lanfax Manager Printer" und bekommt anschließend das zugehörige Programm "Lanfax Manager" präsentiert. Der sieht ein wenig aus wie ein Microsoft-Mail-Programm und funktioniert auch so ähnlich.

Die Software kann nur das Notwendigste und ist deswegen überschaubar und einfach zu bedienen. Wer durch entsprechendes Routing auch Faxe vom Server erhält, kann damit seine komplette Fax-Kommunikation erledigen.

Momentan spricht die Software nurr englisch

Die Version 5.5 ist derzeit nur in Englisch erhältlich. Das trifft für Programm und Dokumentation zu. Für den Server ist das allerdings nicht relevant, da man hier oftmals mit der Originalsprache besser zurechtkommt. Der Server wird auch nicht lokalisiert. Die Clients hingegen werden laut Hersteller binnen drei Monaten nach dem Release eingedeutscht. Das englische Handbuch ist inhaltlich und von der Aufmachung guter Durchschnitt. Gravierende Mängel waren keine zu entdecken. Die Online-Hilfe ist kein Abklatsch der gedruckten Dokumentation (oder umgekehrt), sondern ein eigenständiges Dokument, das den verschiedenen Situationen gerecht werden möchte. Dabei ist es oft sehr knapp und bietet zu wenige zusätzliche Hinweise.

In puncto Händlersupport steckt vieles noch im Aufbau. Schon die Produktverpackung zeugt vom Aufbau: Eine Universal-Kunststoff-Verpackung mit einem bedruckten Einleger zeugt von "Mal sehen, wieviel wir brauchen". Das Interesse der Distributoren ist mangels Marktpotential auch nicht so sehr groß, so daß es hier im wesentlichen beim Durchreichen bleiben dürfte. Alcom setzt hier auf den direkten Draht zu den Händlern und Lösungsanbietern. Da ist vieles, was über eine Flyer-Bestückung hinausgeht, Verhandlungssache.

Fazit: Lanfax ist ein potentes Produkt, weil es ein breites Spektrum von Anwendungen und den Einsatz in einer Vielzahl von bestehenden Umgebungen ermöglicht. Allerdings fehlen der Software eine Menge Funktionen, die gerade für kleine und mittlere Lösungen sinnvoll

wären - und dafür ist der Preis zu hoch. (gr)

Lanfax Manager 98: Der Alcom-Client eignet sich vor allem zum Versenden von Faxen.

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