Neuausrichtung fordert Köpfe

10.01.1998

TOKIO/ISMANING: Als eines der letzten großen IT-Unternehmen der japanischen Wirtschaft mußte auch die NEC Corp. Verluste nach den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres melden. Die Folge: "Restrukturierung und Neuausrichtung", wie es offiziell so schön heißt. Die Neuausrichtung bleibt aber nicht auf Japan beschränkt, sondern fordert auch in Deutschland ihren Tribut.Durch die Asien-Krise ausgelöste Börsenturbulenzen und Yen-Abwertung sind nichts Neues mehr in der Wirtschaftspresse. Jetzt folgen Konsequenzen: Japanische Konzerne wie Hitachi, Mitsubishi und Toshiba haben ihre Ergebnisse "nach unten korrigiert". NEC wiederum reihte sich in die Gruppe der Hersteller ein, die gerade Gewinnwarnungen meldeten (siehe dazu auch ComputerPartner Nr. 23/98, Seite 8). Und NEC läßt Taten folgen (siehe Kasten). Mit Hilfe massiver Umstrukturierungen will der Konzern bis zum Geschäftsjahresende (31. März 1999) das Ruder herumreißen und wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Reorganisation bleibt aber nicht auf Japan beschränkt, sondern soll auch in den weltweiten Niederlassungen greifen.

Differenzen in strategischen Fragen

So hat auch die NEC Deutschland GmbH "überholte Hierarchiestufen abgebaut", heißt das offizielle Statement aus Ismaning: Peter Bundgard, General Manager Display Systems und Printer Division, Jochen Scheppke, zuständig für den Memory-Bereich, und Werner Müller, Export, haben das Unternehmen verlassen. "Es gab Differenzen, was die Führung des Unternehmens und die neue strategische Ausrichtung angeht. Deshalb war es besser zu gehen", begründet Bundgard sein Ausscheiden zum 1. Oktober nach 13 Jahren bei der NEC Deutschland.

Er gibt dann - ebenfalls zum 1. Oktober - Ex-SNI-Manager Ernst Holzmann die Klinke in die Hand. Holzmann leitet künftig als General Manager den neugeschaffenen Bereich Business Development. Das heißt, er befaßt sich mit Geschäftsstrategie und -entwicklung für das gesamte NEC-Angebot. Das Produktmarketing wurde somit vom Vertrieb getrennt, was zu "Differenzen" mit den altgedienten Vertriebsmanagern führte. "In Zukunft werden Strategien von der Abteilung Business Development vorgegeben, die der Vertrieb dann übernehmen muß. Ich halte das in der Praxis für schwierig. In diesem Punkt kamen Gerhardt Merkel (Vice President der NEC Deutschland GmbH, Anm. d. Red.) und ich auf keine gemeinsame Wellenlänge", so Ex-NEC-Mann Bundgard.

"NEC Deutschland musste Umstrukturieren"

Neuausrichtung heißt bei NEC auch, "daß wir nicht mehr überall dabeisind, sondern uns auf effiziente Geschäftsbereiche fokussieren und diese weiter ausbauen", erklärt Unternehmenssprecher Christopher Michael Bach gegenüber ComputerPartner. "NEC Deutschland muß umstrukturieren, weil man nach wie vor mit Verlusten arbeitet", glauben unternehmensnahe Kreise zu wissen. Von "unprofitablen Bereichen ohne Zukunft", so wie vom Festplattenmarkt, hat sich NEC bereits zurückgezogen. Und auch vom GSM-Geschäft wolle man sich verabschieden, vermuten Branchenkenner.

"NEC Deutschland ist von den Verlusten in Tokio nicht betroffen, weil wir mit dem Halbleitergeschäft nichts zu tun haben. Eigentlich haben wir sogar ganz gute Karten, da wir jetzt besser und billiger einkaufen", meint Bach indes optimistisch. (ch)

Geben sich in Ismaning die Klinke in die Hand: Peter Bundgard (Foto links) verläßt NEC Deutschland. SNI-Manager Ernst Holzmann kommt.

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