Neue Absatzmärkte für Harddisks

01.08.2002
Rutschten in den letzten Wochen die Preise für Festplatten immer tiefer, so scheint sich seit voriger Woche eine Besserung der Geschäftslage anzudeuten.

Jens Hartmann, Vertriebsdirektor bei Western Digital, kann sich nicht beschweren. "Letzte Woche waren absolute Verkaufsrekorde bei den Distributoren zu verzeichnen", erzählt er stolz. "Kunden, die nachkaufen wollten, mussten im Schnitt für die gleiche Festplatte fünf Euro pro Harddisk mehr bezahlen als noch vor zwei Wochen."

Hartmann führt den Anstieg der Nachfrage auf das Ende der großen Ferien zurück. Wie in Großbritannien sehen auch deutsche Discounter einen erhöhten Bedarf an PCs nach der langen Schulpause. Die Rechner, die dann bei Aldi, Lidl und Co. in den Regalen stehen werden, müssen aber jetzt produziert werden.

"Die IT-Branche ist der einzige Geschäftszweig, in dem Kunden jedes Jahr mehr Leistung für weniger Geld bekommen", berichtet Hartmann weiter. "Lagen die Einstiegskapazitäten vor einem Jahr noch bei 20 GB, so sind es heute schon mindestens 40 bis 60 GB. Und im nächsten Jahr wird die Einstiegskapazität bei über 100 GB liegen", glaubt er. Den Einwand, dass durch bessere Fertigungsmethoden und höhere Auflösungen der Magnetschicht größere Platten zum fast gleichen Preis wie für Festplatten mit kleinen Kapazitäten gefertigt werden können, lässt er nicht gelten. Hartmann rechtfertigt sich: "Das ist die einzige Chance für Festplattenhersteller, Geld zu verdienen. Nur mit Festplatten, die immer größere Kapazitäten besitzen, können wir im Markt mithalten."

Privatanwender fällen ihre Kaufentscheidung beim PC nach nur wenigen Kriterien: Prozessortaktgeschwindigkeit, Speichergröße, Festplattenkapazität und Grafikchip. Was früher die PS-Zahl des Autos war, ist heute die Taktfrequenz des Prozessors, und der Hubraum entspricht der Festplattenkapazität - je größer, desto besser. Ob ein Anwender diese hohen Kapazitäten je brauchen wird, ist allerdings fraglich, sieht man einmal von Heavy-Usern ab, die jeden Videofilm auf die Harddisk bannen.

"Im Prospekt sieht eine Festplatte mit 60 GB nun mal besser aus als eine mit 40 GB", gibt Hartmann zu.

Ausblick

Aber neben den klassischen Anwendungsgebieten der Festplatte erobert die Harddisk zunehmend auch neue Geschäftsfelder. Ein Beispiel ist die Spielekonsole. "Microsoft hat den Anfang gemacht und die Xbox mit einer 20-GB-Harddisk ausgestattet. "Glauben Sie denn, dass andere Hersteller nicht nachziehen werden?", fragt Hartmann. In der nächsten Generation der Spielekonsolen, werden Harddisks die Regel sein. Mit Microsoft hat Western Digital einen guten Deal hinter sich gebracht. 50 Prozent der Festplatten in den Xboxen stammen von WD. "Auch wenn Microsoft mit der Xbox Verluste einfährt, weil jede Spielekonsole vom Hersteller gesponsert wird; wir bekommen unser Geld", freut sich Hartmann.

Neben den Spielekonsolen sieht Hartmann auch Braune-Ware-Hersteller als künftige Kunden. "Es wird bald keinen Fernseher oder Videorekorder mehr geben, der nicht über eine interne Festplatte verfügt", prophezeit er.

"Ebenfalls interessant sei der Einsatz von Harddisks in Autos. Bei heutigen Luxuslimousinen ist das Datenvolumen schon immens", führt Hartmann weiter aus. Er könne sich gut vorstellen, dass in näherer Zukunft auch hier eine Absatzchance besteht. Festplatten seien heute schon so robust, dass die Erschütterungen beim Fahren gut abgefangen werden können. Das einzige Problem, das es noch technisch zu lösen gilt, sind die großen Temperaturschwankungen in den Wagen. "Aber unsere Techniker arbeiten daran", verspricht Hartmann.

Und die Zukunft sieht für Western Digital auch nicht schlecht aus. Als die gesamte IT-Branche vor anderthalb Jahren noch im siebten Himmel schwebte und schon Gelder ausgab, die noch gar nicht da waren, hatte WD schon den richtigen Riecher und glaubte nicht mehr an ein stetiges Wachstum. Der Erfolg gibt Western Digital heute recht. Im gerade herausgekommenen Geschäftsbericht kann das Unternehmen stolz einen Nettogewinn von 13,1 Millionen Dollar im letzten Quartal vermelden. Über 89 Millionen Festplatten hat WD im letzten Quartal weltweit verkauft. "Die Umstellungen waren damals äußerst schmerzhaft, aber es hat sich gelohnt", konstatiert Hartmann. Während unsere Mitbewerber Verluste eingestehen müssen, arbeiten wir profitabel", erzählt er stolz.

www.wdc.de

ComputerPartner-Meinung:

Wurde noch vor wenigen Jahren über das baldige Ende der Festplatte diskutiert (optische Speichermedien und Halbleiterspeicher sollten das Aus einläuten), sitzt die Harddisk heute fester im Sattel als je zuvor. Und jetzt schickt sie sich an, neue Bereiche zu erobern. In wenigen Jahren werden wir dann Festplatten mit Kapazitäten von mehr als einem Terabyte haben, und es wird uns ganz normal vorkommen. (jh)

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