Neue Display-Technik soll Plasma ablösen

13.01.2005
Toshiba will bis 2007 die Produktion von Plasmafernsehern einstellen und den Markt für TV-Boliden mit einer völlig neuen Technologie aufrollen. Auch Sony will sich von Plasma-TVs verabschieden und sich künftig mehr auf LCD- und Rückprojektions-Fernseher konzentrieren. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Toshiba plant, die Produktion von Plasma-Fernsehern (PDP-TV) einzustellen, und setzt stattdessen neben LCD-TV auf eine in einem Joint Venture mit Canon entwickelte Technologie namens SED-TV (Surface-Conduction Electron-Emitter Display, übersetzt etwa: Feldemissionsdisplays, siehe SED-Technologie). Die ersten fertigen Produkte mit Bilddiagonalen von über 50 Zoll sollen bereits im August 2005 auf den Markt kommen. In der Anfangsphase ist ein monatlicher Ausstoß von 3.000 Stück geplant, bis 2010 soll die Produktion auf drei Millionen Stück pro Jahr hochgefahren werden.

Keine Plasmas mehr von Toshiba

Toshiba hat seit Ende 2003 keinen neuen Plasmafernseher mehr in Japan eingeführt und will die PDP-Produktion bis 2007 weltweit komplett einstellen. Auch der japanische Konkurrent Sony, der zu 100 Prozent auf den Zukauf von Plasma-Panels angewiesen ist, plant dem Vernehmen nach, sich von dem verlustreichen Geschäft mit Plasma-TV zu verabschieden, und will sich stattdessen stärker auf den LCD- und Rückprojektions-TV-Markt konzentrieren.

Allein im dritten Quartal 2004 hat Sony im TV-Geschäft Verluste in Höhe von 58 Millionen Dollar vermelden müssen.

Samsung und LG Electronics profitieren

Am meisten von den Rückzugsplänen von Toshiba und Sony profitieren werden wohl die beiden südkoreanischen Hersteller Samsung SDI und LG Electronics (LGE), die ihre PDP-Produktion in letzter Zeit stark ausgebaut haben. LGE hat im November 2004 einen Plasmafernseher mit einer Bilddiagonalen von 71 Zoll (1,8 Metern) vorgestellt. Samsung SDI will mit einem 102-Zoll-Gerät kontern. Die Samsung-Electronics-Tochter will Anfang 2005 ein neues Werk in Betrieb nehmen, das die monatliche Produktion auf rund 250.000 Plasmafernseher erhöht. Damit dürften die ohnehin schon recht wackligen Preise für Plasma-TV-Geräte in Zukunft noch weiter drastisch sinken.

Meinung des Redakteurs

Wenn SED-TV hält, was die Technologie verspricht, könnte es den Markt für großformatige Fernseher revolutionieren. Die wesentlichen Vorteile sind ein sehr geringer Stromverbrauch und eine extrem dünne Bauweise. Die Frage ist nur, zu welchem Preis die Boliden angeboten werden sollen. KH

SED-Technologie

Das Feldemissions-Display (SED) besteht aus einer Schicht von Tausenden winzigen Röhrchen, an deren Boden Elektronen-Emitter (Elektronenstrahler) sitzen. Nach oben abgeschlossen ist das Röhrchen wie bei einem Kathodenstrahlfernseher mit einer Fluoreszenzschicht und einer Glasplatte. Zwischen den beiden Schichten muss absolutes Vakuum herrschen.

Jeder Elektronen-Emitter entspricht einem Drittel-Bildpunkt, einer für jede Farbe. So neu ist die Technologie übrigens nicht: Die Forschung an Feldemissions-Displays geht bereits auf die 1980er-Jahre zurück. Neben Canon und Toshiba haben auch andere namhafte Konzerne wie Sony, Samsung, Motorola und NEC in die Forschung von Feldemissions-Displays investiert. Anfangs wurden mikrometerkleine Metallspitzen verwendet, die allerdings sehr teuer in der Produktion sind und eine ziemlich geringe Lebensdauer haben. Mit Nano-Kohlenstoffröhrchen kam der Durchbruch. Diese lassen sich kostengünstig herstellen, haben eine relativ hohe Lebensdauer und bilden die ideale spitze Struktur, die zur Verstärkung des elektrischen Feldes gebraucht wird. So können schon bei vergleichsweise geringer Betriebsspannung Elektronen leicht austreten. Man spricht dabei auch von Kalt-Kathoden.

Schon vor Jahren wurden Prototypen von Elektronenmittern mit einem Durchmesser von nur wenigen Nanometern (Milliardstel-Metern) vorgestellt, die eine Auflösung von Highend-Kathodenstrahl-Bildröhren bei nur halbem Stromverbrauch versprechen. Im Vergleich zu Plasma- oder LCD-Bildschirmen soll der Stromverbrauch sogar um ein Drittel geringer sein.

Der Blickwinkel liegt bei 180 Grad, die Kontrastrate reicht in dunklen Umgebungen bis zu 10.000:1, die Helligkeit bis zu 300 cd/qm. Die Performance bei beweglichen Bildern und die Farbwiedergabe sind vergleichbar mit denen eines qualitativ hochwertigen CRT-Fernsehers. Ein weiterer Vorteil von SEDs ist, dass sie aufgrund der fluoreszierenden Phosphorschicht, anders als LCDs, ohne Hintergrundbeleuchtung auskommen, was eine extrem dünne Bauweise erlaubt. Außerdem wird keine "Heizung" zur Elektronenemission benötigt.

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