Neue Elsa: "Die Geschäftsentwicklung liegt bis heute im Plan"

10.04.2003
Über kaum ein anderes Unternehmen gibt es derzeit im Markt so viele Spekulationen wie über die Neue Elsa GmbH. Die ComputerPartner-Redakteure Wolfgang Leierseder und Gabriele Nehls befragten Bernd-Hendrik Nissing, Marketing Director bei dem Aachener Unternehmen, zu den verschiedenen Gerüchten und zur Lage des Unternehmens.

Wie finanziert sich die Neue Elsa GmbH? Welche Investoren stecken hinter dem Unternehmen?

Nissing: Die Neue Elsa GmbH finanziert sich über 100 Prozent Venture-Kapital.

Wie sieht die derzeitige finanzielle Situation der Neuen Elsa GmbH aus?

Nissing: Die Neue Elsa GmbH hat bereits im Startjahr 2002 ein positives Geschäftsergebnis erwirtschaftet. Die Geschäftsentwicklung liegt bis heute im Plan.

Wie hoch sind die Umsätze der Neuen Elsa?

Nissing: Bitte haben Sie Verständnis, dass grundsätzlich keine Umsatzzahlen herausgegeben werden.

Wie teilen sich die rund 90 Mitarbeiter der Neuen Elsa auf?

Nissing: Im Vertrieb/Marketing und im Produktmanagement arbeiten jeweils 15 Mitarbeiter. Für die Entwicklung haben wir 25 Mitarbeiter. Für den Support/Service sind, inklusive Abwicklung RMA der alten Elsa AG, 28 Mitarbeiter zuständig, und in der allgemeinen Verwaltung sind 10 Mitarbeiter tätig.

Laut GfK hat die Neue Elsa im Dezember und Januar 1.088 Grafikkarten verkauft und dabei einen Umsatz von 81.677 Euro erreicht. Wie schafft es die Neue Elsa damit, ihre für ein Start-up relativ hohen Fixkosten abzufangen?

Nissing: Wir wissen nicht, auf welcher Basis diese Angaben ermittelt worden sind. Die tatsächlichen Absatz- und Umsatzzahlen waren deutlich höher als hier angegeben. Zudem vermarkten wir bekanntlich nicht nur Grafikkarten, sondern auch Datenkommunikationsprodukte.

Laut eigenen Angaben standen bei Elsa in letzter Zeit einige "strategische, schwerwiegende Entscheidungen" an. Welche Entscheidungen waren das?

Nissing: Diese Aussage bezog sich darauf, dass plangemäß weitere institutionelle als auch strategische Investoren gewonnen werden. "Schwerwiegend" sind in diesem Zusammenhang die in Aussicht gestellten Investitionssummen, die es der Neuen Elsa GmbH ermöglichen, Eigenentwicklungen noch stärker zu forcieren. Es gibt konkretes Interesse sowohl inländischer als auch ausländischer Investoren, sich langfristig und in größerem Umfang bei der Neuen Elsa GmbH zu engagieren. Hierzu werden zurzeit sehr konkrete Gespräche geführt, die aber noch nicht abgeschlossen sind.

Es heißt, das Unternehmen habe Schwierigkeiten mit Lieferanten. Stimmt das?

Nissing: Was sind für Sie Schwierigkeiten? Als Hersteller mit hohen Qualitätsmaßstäben führt Elsa sehr sorgfältige Gespräche mit seinen Zulieferern, die auch - und das ist wohl nichts Besonderes - in harte Verhandlungen über Konditionen und Lieferbedingungen münden können. Von Schwierigkeiten kann man in diesem Zusammenhang aber nicht reden. Allerdings gibt es bei der Auswahl in Frage kommender Lieferanten noch einige Altlasten der Elsa AG aus dem Weg zu räumen. Für diese ist die Neue Elsa GmbH jedoch bekanntlich nicht in der Rechtsnachfolge.

Wann werden die nächsten Grafikkarten produziert und ausgeliefert?

Nissing: Die Neue Elsa hat die erste Produktgeneration Gladiac- und Winner-Grafikkarten zurückhaltend geforcastet. Lagerbestände sind erfreulicherweise nahezu vollständig in den Channel verkauft. Mit dazu beigetragen hat sicher auch, dass alleine die Elsa Gladiac 9700 Pro vier Testsiege in der Computer- und Gamer-Fachpresse sowie weitere Awards gewonnen hat.

Zudem gab es bekanntlich Lieferengpässe des Chiplieferanten bezüglich Prozessoren Radeon 9500 Pro, die alle Hersteller betrafen. Einen Zwischenpuffer mit Altprodukten wird es von Elsa nicht geben. Ab Ende April kommen die ersten neuen Gladiac-Produktgenerationen auf den Markt, die auf der Radeon-Chip-Technologie von ATI basieren werden.

Mit welchen Distributoren arbeitet die Neue Elsa zusammen? Wie läuft die Zusammenarbeit?

Nissing: Wir arbeiten mit Ingram Micro sowie API, Maxcom, Selling Point und Wave zusammen. Mit Actebis haben wir zur Cebit einen weiteren Broadliner hinzugewonnen. Die Zusammenarbeit mit unseren Distributionspartner ist gut.

Man hört auch immer wieder, dass die Neue Elsa schon seit November 2002 keine Gehälter mehr zahlt. Stimmt das?

Nissing: Das stimmt nicht. Die Gehälter sind vereinbarungsgemäß gezahlt worden. Es hat in der Vergangenheit allerdings Zahlungsverzögerungen aufgrund eines Serverproblems unserer Hausbank gegeben, von dem alle Zahlungsvorgänge sämtlicher Kunden betroffen waren und wo-rüber seinerzeit auch die Presse berichtet hat. Zu diesem Zeitpunkt sind auch erstmals die Gerüchte über nicht gezahlte Gehälter aufgetaucht.

Wie ist die Cebit denn für Sie gelaufen?

Nissing: Wir sind mit dem Verlauf der Cebit sehr zufrieden. Wir haben die neue Generation von WLAN- und DSL-Produkten mit attraktiven Designstudien präsentiert. Die Reaktion der Standbesucher war ausgesprochen positiv. Im Gegensatz zum Wettbewerbsumfeld wird die Rückkehr von Elsa im Markt von Fachhandel und Endkunden im Übrigen sehr begrüßt.

Der Cebit-Messestand soll nicht von der Neuen Elsa bezahlt worden sein. Ist dies richtig?

Nissing: Die Gerüchte über angebliche Sponsoren für unseren Cebit-Stand sind leider definitiv falsch. Gerne würden wir jemanden kennen, der unseren Auftritt in Hannover finanziert. Nein, der Messestand ist selbstverständlich ein eigenfinanziertes Projekt.

Laut eigenem Bekunden hat Elsa Pläne in Bezug auf neue Datenkommunikations- und Netzwerkprodukte. Die Patente und Produkte der alten Elsa wurden doch verkauft. Mit wem werden Sie in diesem Bereich zusammenarbeiten?

Nissing: In der Startphase konzentrieren wir uns auf das Con-sumer-Geschäft. Diese Produkte werden aufgrund des Preisdrucks nach Elsa-Spezifikationen überwiegend mit Hardware-Standardkomponenten bestückt und nach den hohen Elsa-Qualitätsmaßstäben gefertigt. Diese Qualität ist für den Privat- und Soho-Anwender völlig ausreichend. Elsa-Entwicklungs-Know-how fließt vor allem in die Software und Bedienerfreundlichkeit der Produkte.

Mittelfristig werden wir wieder Eigenentwicklungen professioneller Netzwerklösungen auf den Markt bringen. Dafür steht eine eigene hochqualifizierte Entwicklungsmannschaft zur Verfügung. Unseres Wissens sind übrigens keine Patente, sondern lediglich Produktnamen und der vor zehn Jahren entwickelte Source-Code vom Wettbewerb gekauft worden. Entscheidend ist aber, dass wesentliches Produkt- und Entwicklungs-Know-how auch in personeller Hinsicht an die Neue Elsa GmbH übergegangen ist. Das ist unser entscheidender strategischer Vorteil.

Wie sehen Ihre Pläne bei den Grafikkarten aus? Laut unseren Informationen will die neue Elsa aus dem Segment für Profi-Grafikkarten aussteigen.

Nissing: Die derzeit erzielbaren Margen im Profigrafikgeschäft sind nicht ausreichend, um die hohen Kosten zu decken, die mit Einkauf, Qualitätssicherung und Vermarktung verbunden sind. Zudem haben wir wie auch unsere Kunden in diesem Markt traditionell einen besonders hohen Qualitätsanspruch, der zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfüllbar wäre.

Was war der Grund für das Ausscheiden von Thomas Hütte, der ja für das Profigrafikgeschäft verantwortlich war?

Nissing: Die Entscheidung gegen die Profigrafik ist auf Gesellschafterebene getroffen worden. Hüt-tes Engagement war eng mit diesem Geschäftsbereich verbunden. Nach dem Wegfall gab es eine einvernehmliche Trennung.

Weshalb sind nach Ihrer Meinung so viele Gerüchte über die Neue Elsa im Umlauf?

Nissing: Darüber lässt sich sicher nur spekulieren, und damit werden weitere Gerüchte in Umlaufgebracht. Scheinbar gibt es im Wettbewerbsumfeld begründetes Interesse daran, mit Spekulationen den Wiedereintritt von Elsa in den heißumkämpften Markt zu behindern.

Welche Pläne haben Sie für das Unternehmen in diesem Jahr?

Nissing: In diesem Jahr konzentrieren wir uns auf den Ausbau des Consumer- und Soho-Geschäfts mit Computergrafik und Datenkommunikation. Anfang nächsten Jahres werden wir auch den B2B-Markt mit Netzwerklösungen bedienen. Mittelfristiges Ziel ist es, die Marktführerschaft der Marke Elsa in den relevanten Produktbereichen fortzusetzen.

www.elsa.de

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