Fintechs wollen den Kreditmarkt aufmischen

Neue Finanzdienstleister erobern den Markt

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Vielfältige Geschäftsmodelle

Neu sind Ansätze wie Crowdsourcing und Social Trading, Alternativen zur Börse quasi. Dabei stellen Privatpersonen oder auch Firmen einander Geld zur Verfügung, um dann am erwirtschafteten Gewinn mitzuverdienen. Der Charme solcher Modelle liegt in ihrer Transparenz: Der Anleger weiß genau, wen und was er mit seinem Geld unterstützt.

Der Begriff Fintechs stehe insgesamt für eine "babylonische Vielfalt an Unternehmen", fassen die Autorinnen zusammen. Im Rahmen ihrer Marktevaluation stellen sie 15 Startup-Firmen mit ihren Geschäftsmodellen vor. Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf Unternehmen, die (auch) im Business-to-Business-Geschäft zu Hause sind. Wobei die Grenzen zwischen B2B und B2C zunehmend durchlässiger werden, wie diese Firmen selbst sagen.

Bezahlen von Handy zu Handy

Zu den Angreifern der klassischen Banken gehören die Anbieter von Payment-Lösungen. Hier unterscheidet die Studie zwischen Mobile Payment, Realtime Payment, Cash-Online-Payment und Payment inklusive Kassensysteme. Herausgegriffen wurden die Unternehmen Kesh, Traxpay, Barzahlen.de und Payleven.

Der Begriff "Mobile Payment" bezeichnet die Möglichkeit, bargeldlos mit dem Smartphone zu bezahlen, so die Definition der Studie. In keinem Fintech-Bereich fänden sich so viele Angebote wie hier, obwohl damit bislang weder die Mobilfunk- noch die Hardwareanbieter nennenswerte Erfolge erzielt hätten. Vor allem in Deutschland ständen die Verbraucher solchen Services - unterschieden werden die Wallet- oder Prepaid- und die Lastschrift-Variante - noch äußerst skeptisch gegenüber.

Kesh ist eine solche Wallet-Lösung, die das Bezahlen von Smartphone zu Smartphone erlaubt. Betrieben wird sie von der BIW Bank. Sie regelt das Bezahlen von Smartphone zu Smartphone, auch wenn die Besitzer nicht beim selben Bezahldienst registriert sind. Allerdings unterstützt Kesh bislang nur ein Shop-System (Shopware). Die Referenzen sind mit den Fußballclubs Fortuna Düsseldorf und FC Carl Zeiss Jena mager. Der Studie zufolge hat Kesh aber das Potenzial, vom Herausforderer zum Partner der Banken zu werden.

Realtime Payment

Die Laufzeit bargeldloser Überweisungen ist nicht nur beim Online-Shopping, sondern auch im B2B-Zahlungsverkehr ein Ärgernis. Den Bedarf für ein "Instant Payment" haben Dienstleister wie Paypal längst erkannt. Die Europäische Zentalbank hat den Infrastrukturbetreiber EBA Clearing aufgefordert, eine Plattform für Echtzeitzahlungen zu schaffen.

Nun hat das von der Commerzbank geförderte Startup Traxpay ein solches Bezahlsystem entwickelt - mit der Möglichkeit, alle transaktionsrelevanten Daten in beliebigem Format mitzuschicken. Zudem bietet es einen Paypal-ähnlichen Käuferschutz. Mit seinem Angebot richtet sich Traxpay vor allem an mittelständische Unternehmen, die darüber zum Beispiel Zahlungsvorgänge mit ihren Lieferanten in Echtzeit abwickeln. Auf diesem Geschäftsfeld sind die Banken derzeit nicht aktiv.

Die Plattform bietet eine SAP-zertifizierte Workflow-Engine und arbeitet mit klassischen Standards wie Swift, ACH, RTGS, Ebics sowie SEPA. Die eigene Bankverbindung lässt sich darin ebenso integrieren wie das eigene ERP-System. Referenzen sind unter anderen Blomqvist und Würth.

Online-Käufe cash bezahlen

Ohne Online-Konto kein E-Shopping - sollte man meinen. Trotzdem gibt es ein Fintech, das sich darauf spezialisiert hat, die Barzahlung von online gekauften Produkten zu ermöglichen (und damit die Banken völlig außen vor zu lassen). Es heißt sinnigerweise Barzahlen.de und finanziert sein Angebot über die teilnehmenden Online-Shops. Bezahlt wird mit Hilfe eines Zahlscheins bei stationären Einzelhändlern wie DM Drogeriemarkt, Real oder den Telekom-Shops.

Im Prinzip lässt sich das Barzahlen-System in alle Online-Shops integrieren. Diese Zahlweise wird von derzeit etwa 34.000 Einzelhandelspartnern in Deutschland akzeptiert.

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