"Vom Vertrauen zum Misstrauen"

Neue Giftpfeile im Rechtsstreit bei Media-Saturn

02.04.2012
Im Streit um die interne Macht bei Media-Saturn hat ein Altgesellschafter zurückgeschossen.
Erich und Helga Kellerhals: "Wer bestehende Verträge in Zweifel zieht, behindert notwendige neue Verträge."
Erich und Helga Kellerhals: "Wer bestehende Verträge in Zweifel zieht, behindert notwendige neue Verträge."

Als das Landgericht Ingolstadt im Oktober 2011 ein Urteil zum internen Rechtsstreit bei Media-Saturn gefällt hatte, schien die Sache geklärt zu sein. Doch Pustekuchen. Zwischen dem Mehrheitseigner Metro (75,4-Prozent-Eigentümer) und den Altgesellschaftern besteht weiterhin juristischer Klärungsbedarf. Somit wird es am 31. Mai zu einem Schiedsgerichtstermin und eventuell am 21. Juni beim Oberlandesgericht München zu einer neuen Verhandlung kommen.

Knackpunkt nach Ansicht der Metro, die erneut als Kläger auftritt: Warum dürfen die Altgesellschafter Erich Kellerhals (21,6-Prozent-Eigentümer) und Leopold Stiefel (3,0-Prozent-Eigentümer) eine Sperrminorität bei der Gesellschafterversammlung nutzen? Beschlüsse in der Gesellschafterversammlung müssen derzeit mit mindestens 80 Prozent Mehrheit fallen, sodass keine Partei alleine entscheiden kann. Diese Situation hatte der frühere Metro-Chef Eckhard Cordes als einer der Gründe für zum Beispiel das Hinterherhinken im Online-Geschäft ausgemacht.

Geht in die Berufung und sucht die Entscheidung vor Gericht: Olaf Koch, seit 1. Januar 2012 Vorstandsvorsitzender der Metro AG
Geht in die Berufung und sucht die Entscheidung vor Gericht: Olaf Koch, seit 1. Januar 2012 Vorstandsvorsitzender der Metro AG

Auch der neue Vorstandsvorsitzende der Metro AG, Olaf Koch, scheut nicht vor einem neuen Gerichtsverfahren und ist in Berufung gegangen. Doch Erich Kellerhals, einer der Media-Markt-Gründer aus den Siebziger Jahren, sagt auf seiner Homepage: "Es werden viele Verfahren in den nächsten Jahren die Gerichte noch beschäftigen, welche das Unternehmen Media-Saturn in der Fortentwicklung stark behindern wird. Die Wettbewerber werden sich freuen."

Weiter führt er aus: "Das Unternehmen Media-Saturn hat sich durch den Angriff der Metro AG auf die Minderheitsrechte der Mitgesellschafter von einer Vertrauenskultur, die das Unternehmen groß gemacht hat, in eine Misstrauenskultur verwandelt." Und zum Abschluss schießt Kellerhals noch Richtung Koch: "Media-Saturn hat Vorstände bei Metro verdient, die auch Einzelhandelserfahrung mitbringen, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Ansonsten werden mögliche Ertragspotenziale nicht gehoben." (tö)

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