Bau von Rechenzentren

Neue RZ-Konzepte reduzieren Kosten und Energie

Harald Lutz lebt und arbeitet als Fachjournalist und Technikredakteur sowie in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt am Main. Spezialgebiete: Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Logistik, Informationslogistik, Wissenschaft und Forschung.

High Performance Computing und Industriestandard

Wird mit dem skizzierten Projekt GSI / FAIR aber nicht mit Kanonen auf Spatzen gezielt? Die von e3 computing im HPC und Forschungsumfeld realisierten, sehr hohen Anforderungen mit einer Leistung von bis zu 20 Kilowatt (kW) Strom und Wärme pro Rack sind für viele industrielle Rechenzentren weit überdimensioniert. Hauser: "Für Unternehmensrechenzentren in der Industrie wird bis auf Ausnahmen wie beispielsweise in der Automobilindustrie nicht diese Leistungsstärke benötigt." Hintergrund: Viele Arbeiten, die früher an der Werkbank ausgeführt wurden, werden heute bei Audi, Volkswagen, Daimler und Co. zunächst im Computer simuliert.

"Dadurch, dass wir HPC können, können wir auch alles andere", ergänzt der Geschäftsführer noch im gleichen Atemzug. Ein Rechenzentrumsneubau nach dem aufgezeigten Konzept rechne sich schon ab einer Leistung von weniger als drei Kilowatt pro Rack. Hauser: "Je höher die Leistungsdichte, je höher sind allerdings auch die Kostenvorteile." Ein Neubau mit "Luft nach oben" ermögliche es Unternehmen gleichzeitig, ihre Infrastruktur zukunftssicher zu machen. Die Welt stehe voll von Rechenzentren, die nur zu einem Drittel mit Servern bestückt sind, weil die Kühlung nicht mehr hergibt. Hauser: "Gegenüber maximal 15 Kilowatt Wärmelast, die mit Luft noch gerade eben gekühlt werden kann, ist mit unserer Technologie derzeit eine Kühlung bis zirka 30 Kilowatt möglich."

Der GSI Supercomputer L-CSC im Detail.
Der GSI Supercomputer L-CSC im Detail.
Foto: GSI-Helmholtzzentrum

Gehört die Zukunft dem Container?

Wohin wird die Reise im Rechenzentrumsneubau gehen? Sind die ebenfalls neu aufkommenden, mittlerweile hoch gehandelten Container-Rechenzentren die Lösung für die Defizite im herkömmlichen Individualrechenzentrumsbau?

Nach Expertenmeinung sind Container-Rechenzentren von Emerson, Rittal und Co. zwar ein attraktiver neuer Standardisierungsansatz, bis auf Weiteres aber nur für kleinere Unternehmensrechenzentren im Segment 15 bis 20 Racks mit einer Gesamtleistung von 70 Kilowatt gut geeignet. Hauser: "Auch wir können unsere Technologie mit den Wärmetauschertüren in Containern abbilden", verweist der Geschäftsführer nicht ohne Stolz auf eine kostengünstige und mit 300 Kilowatt für einen Container sehr leistungsstarke Installation eines HPC-Rechenzentrums "aus der Box" für ein russisches Forschungszentrum.

Beim Thema Standardisierung und Industrialisierung im Rechenzentrumsbau hat e3 computing jedoch in der Regel eine Gesamtleistung der Module bis zu einem Megawatt vor Augen. Grund dafür ist, dass sich die entwickelten Konzepte gut für Standardisierung eignen wie zum Beispiel durch Stahlbau. Hauser: "Hier mit Containern zu arbeiten, ist von der Kostenseite her völlig ineffizient." Das in Frankfurt am Main und in München beheimatete Unternehmen setzt daher auch für die Zukunft primär auf den Neubau größerer Unternehmens- und Forschungsrechenzentren. Auch noch im Blick: die Modernisierung von in die Jahre gekommenen Bestandsrechenzentren.

"Wir arbeiten konzentriert daran, Rechenzentren bis zu einer Größe von einem Megawatt weitgehend zu standardisieren und als Produkte am Markt anzubieten, die man ähnlich wie ein Auto konfigurieren kann", formuliert der Geschäftsführer den nächsten Schritt. Produkt heißt beim Rechenzentrumsbau: es steht ein Produktionsprozess mit standardisiertem Equipment, Verträgen mit Lieferanten und transparenten Preisen dahinter, die bei nachträglichen Konfigurationsänderungen unkompliziert angepasst werden können. Hauser: "Das komplette Rechenzentrum wird bei großen finanziellen Vorteilen in wenigen Monaten geliefert und aufgebaut."

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