Neue Spiele, neues Glück?

20.07.2000
Warum überhaupt noch PC-Spiele verkaufen?

Nachdem sich die so genannte Nationalmannschaft endgültig dem Niveau des deutschen Sportjournalismus angeglichen hat und die Kunstledermafia mit Unterstützung von Gerd Rubenbauer und Konsorten des Bundesdeutschen Urlaub zu einem Spießrutenlauf durch die touristischen Hochburgen Europas gemacht hat, ist nichts tröstlicher, als sich nach dem Sieg von Weltmeister Frankreich wieder dem Tagesgeschäft zu widmen. Während wir noch auf der Suche nach dem am wenigsten unbrauchbaren Bundestrainer sind, der Tante Käthe mit einer Lizenz aushilft, stürzen sich die Kids auf die nicht minder komplexe Aufgabe, den besten Pokémon-Trainer unter sich auszumachen. Lange Zeit ausverkauft wegen angeblicher Produktionsengpässe, kommen derzeit die ersten Exemplare wieder in die Läden. Wer inzwischen versucht hat, das Feuer weiter zu schüren, indem beispielsweise Merchandise-Artikel wie Sammelkarten und Figuren angeboten wurden, durfte die Erfahrung machen, dass Kioske und Schreibzubehörläden anscheinend weitaus bessere Konditionen haben. Rechnet man Steuer und Versand zu den Preisen eines Spieledistis, der meistens auch direkt an Endverbraucher liefert und sogar mit Ingram Macrotron in Verbindung gebracht wird, ist bis zum Zehnerpack der Einkauf am Kiosk gut 40 Prozent günstiger. Ähnlich sieht es bei den Plüschfiguren von Pikachu und seinen außerirdischen Freunden aus, die inzwischen in jeder Rummelbude zum Abschuss freigegeben sind. EK beim Disti ist gleich VK bei der Konkurrenz. Dazu kommt noch erschwerend, dass die amerikanischen Namen auf den angehefteten Schildern stehen. So wird aus Mauzi Nr. 52 eben Meowth #52. Für die lesekundige Klientel ein Unverkäuflichkeitsmerkmal, sind doch auch Größe und Gewicht nur in angelsächsischer Maßeinheit angegeben. Und dann noch teuerer als die Konkurrenz vom Krämerladen. Anderes Beispiel: Kultgame "Diablo 2" beim Verkaufsstart für 68,80 HEK plus Steuern und Versand bei Playcom, für 69 Mark inklusive Eichels Obolus beim Media-Markt. Wie immer wird die Ausrede lauten: Die legen halt ein wenig drauf. Doch gleichzeitig kann im fiktiv folgenden Prozess der des Unlauteren Beklagte einen Einkaufspreis außerhalb der Dumping-Kriterien nachweisen. Aber da wir ja die Blöden sind und nicht unsere Kunden, wird es sich auch zukünftig nicht ändern. Den Abschuss liefert Microsoft mit den Neuerscheinungen "Allegiance" und "Asherons Call". Reine Online-Spiele anzubieten in einem Land, wo eine einigermaßen funktionierende Flatrate um die 80 Mark kostet, ist mutig. Dafür auch noch 65 Mark zu verlangen, ist mitten im Bereich der Realitätsferne.

Mein Fazit: Eines der besten Spiele der Welt funktioniert nur mit Internet-Anschluss, so weit sind wir schon.

Bis demnächst, Euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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