Neue Veranstaltungen bringen CeBIT Home stark in Bedrängnis

23.09.1999

MÜNCHEN: Die Cebit Home kämpft noch darum, die richtige Akzeptanz bei Ausstellern und Publikum zu finden, da drohen ihr gleich zwei neue Messen den Garaus zu machen. Neben der neuen Spiele-Messe "Igex" in Düsseldorf, wird es im nächsten Jahr außerdem eine zusätzliche Consumer-Veranstaltung der Messe Berlin geben.Ein Scheitern der nächsten Cebit Home (30. August bis 3. September 2000) wird immer wahrscheinlicher. Zum einen stößt Leipzig als Ersatz für die in diesem Zeitraum am Stammort Hannover stattfindende Expo bei der Industrie auf wenig Gegenliebe. Zum anderen bekommt der Consumer-Ableger der Cebit nun auch noch Konkurrenz von zwei neuen Messen.

Endlich eigene Spiele-Messe in Deutschland

Zählte der Auftritt der Spiele-Industrie auf der vergangenen Cebit Home noch zu den erfolgreicheren Segmenten, droht diese Gruppe nun komplett in Richtung Düsseldorf abzuwandern.

Mit der Interactive Games Expo, kurz Igex, scheint ein langgehegter Wunsch der Industrie für eine eigenständige deutsche Messe in dem Bereich PC- und Videokonsolen-Entertainment Wirklichkeit zu werden. Bereits im kommenden Jahr (23. bis 27. August 2000) will die Messe Düsseldorf GmbH erstmals die Veranstaltung durchführen. Der Schwerpunkt liegt nach Angaben von Projektreferent Michael Gohlke bei

einer fachpublikumsorientierten Messe: "Wir steigen nicht in den Ring mit der Cebit Home und der Internationalen Funkausstellung. Vielmehr wollen wir auch Kommunikationstreff und Plattform für Spieleentwickler sein."

Während der gesamten Veranstaltungsdauer sind drei Tage für Fachbesucher eingeplant. An den restlichen zwei Tagen sollen auch Endkunden auf dem Messegelände Einlaß finden. Wichtig ist den Veranstaltern eine spezielle "Business Area", in der im Gegensatz zu anderen Messen in aller Ruhe Geschäftskontakte gepflegt und Verträge

abgeschlossen werden können. Zu diesem Bereich haben ausschließlich Händler, Hersteller, Entwickler und Medienvertreter Zugang. In weiteren voneinander räumlich und optisch abgegrenzten Bereichen sollen zudem Kongresse, Workshops und Kontaktbörsen eingerichtet werden. Obwohl sich die Igex als reine Spielemesse positioniert, ist man auch gegenüber anderen Segmenten aus dem Multimedia- und Spielehardware-Umfeld aufgeschlossen.

"Wir begrüßen es, daß die Branche einen eigenen Auftritt bekommt", so Tina Sakowsky, Unternehmenssprecherin bei Sega Deutschland. "Wichtig ist allerdings, daß sich die großen Unternehmen wie Nintendo, Sony und Sega für die Messe entscheiden und auch internationale Kunden nach Deutschland gelockt werden können." Für die Cebit Home ist Sakow-sky weniger zuversichtlich: "In Leipzig wird es die Cebit Home schwer haben, Aussteller zu finden." Auch Rainer Galuschka, Unternehmenssprecher von Spielesoftware-Publisher THQ/Softgold, schlägt ähnliche Töne an: "Wenn sich die Igex etabliert, wird die Cebit Home wegfallen."

Ableger der Internationalen Funkausstellung

Als hätte die Deutsche Messe AG in Hannover als Ausrichter der Cebit Home nicht schon genug Sorgen, planen zudem die Veranstalter der Internationalen Funkausstellung Ende August 2000 in Berlin nun ebenfalls eine weitere Consumer-Messe. Pressesprecher Michael Hofer räumt jedoch im Vorfeld jegliche Spekulationen über eine "IFA Home" oder gar eine jährlich stattfindende Funkausstellung aus: "Es wird keine IFA Home geben. Wir wollen eine Messe etablieren, die den immer schneller werdenden Produktzyklen der Industrie Rechnung trägt." Was das genau bedeutet, wollte Hofer auf Nachfrage von ComputerPartner noch nicht verraten: "Wir werden im Oktober damit an die Öffentlichkeit gehen."

Angesprochen auf die geradezu inflationäre Situation bei den Consumer-Shows, gibt sich die Deutsche Messe AG betont zuversichtlich: "Die Cebit Home 2000 findet unumstößlich statt. Und wir sind der festen Überzeugung, daß sie gut läuft", lautet die Aussage von Unternehmenssprecher Ulrich Koch. Bezüglich der Planungen der Messe Berlin reagiert Koch leicht gereizt: "Hinter dieser Aktion stehen noch sehr große Fragezeichen. Wir finden es jedoch verwunderlich, daß die neue Berliner Messe ausgerechnet im gleichen Zeitraum stattfinden soll, in dem wir die Cebit Home veranstalten. Schließlich war die Cebit Home von Anfang an in Abwechslung mit der IFA geplant."

Es wird spannend

Klar ist, daß auch große Unternehmen wie Sega oder Sony sich genau überlegen werden, welche Messeauftritte Sinn machen. Rein aus Budgetgründen läßt sich einfach nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Eine klare Meinung dazu vertritt auch Klemens Kundratitz, Geschäftsführer des Softwaredistributors Koch Media: "Diese ganzen Messen sind eine reine Geldmacherei. Wenn wir zu allen uns angebotenen Veranstaltungen fahren würden, hätten wir

erstens kein Geld und zweitens keine Zeit mehr für andere Aufgaben." Auch Leo Jackstädt, Unternehmenssprecher von Havas Interactive, einem der führenden PC-Spiele-Publisher, äußert sich skeptisch: "Wir können die Verzettelung der verschiedenen Messen schon gar nicht mehr ernst nehmen. Wir wollen ein ruhiges Geschäft, ohne das marktschreierische Getue einer Großmesse. Daher ist es für uns sinnvoller, die Produkte mit eigenen Aktionen zu präsentieren und zu promoten."

Im kommenden Jahr wird es also spannend, welche der etablierten und neuen Messen die Gunst von Aus-stellern und Besuchern gewinnen werden. (akl)

Einen solchen Besucherandrang würden sich die Veranstalter der Cebit Home 2000 wünschen. Wahrscheinlich bleibt es aber beim Wunschdenken. Zu stark ist die Konkurrenz neuer Messen in diesem Segment.

THQ/Softgold Unternehmenssprecher Galuschka: "Die Igex macht nur dann Sinn, wenn die Branche dort gebündelt auftritt."

Klemens Kundratitz, Chef von Koch Media: "Wenn wir zu allen uns

angebotenen Messen fahren würden, hätten wir erstens kein Geld und zweitens keine Zeit mehr."

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