Angst vor Betrügern

Neueinsteiger bei eBay haben schlechte Karten

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Bei eBay herrscht wenig Vertrauen gegenüber Newcomern. Viele Nutzer befürchten, auf unseriöse Verkäufer zu treffen, die bloß ihre Identität gewechselt haben.

Neueinsteiger haben es auf eBay schwer, denn Kunden bringen ihnen wenig Vertrauen entgegen und verlassen sich lieber auf Anbieter, die dort bereits einen "guten Ruf" genießen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Häufig herrscht Misstrauen, weil Nutzer davon ausgehen, auf unseriöse Verkäufer zu treffen, die bloß ihre Identität gewechselt haben.

Wer schlechte Bewertungen eingefahren hat, greift oft zu dem Trick, sich hinter neuen virtuellen Identitäten zu verstecken. Diese Anonymität öffne Betrügern oft Tür und Tor, warnt der Ökonom Matthias Wibral von der Uni Bonn. Kunden seien zudem abhängig von den Verkäufern und könnten gekaufte Ware im Vorfeld nicht prüfen. Bewertungsportale wie auf eBay versuchen zwar solche Risiken zu mindern, doch der Identitätswechsel ermöglicht relativ einfach den Wiedereinstieg in die Community.

Für Newcomer auf eBay gilt es also zunächst vor allem, das Vertrauen der Käufer zu gewinnen. "Oberste Regel ist natürlich, das in einen gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen, das heißt, gute Bewertungen zu erhalten. Wenn man mehrere Gegenstände verkaufen möchte, könnte es sich lohnen, zuerst die Gegenstände mit geringerem Wert zu verkaufen, um den Preisabschlag, den man auch als ehrlicher Newcomer hinnehmen muss, zu minimieren", rät Wibral im pressetext-Interview.

Darüber hinaus unternehme eBay einiges, um neuen Verkäufern den Start zu erleichtern. "Am 25. Februar tritt eine Regelung in Kraft, nach der Verkäufer mit weniger als 50 Bewertungen die Bezahlmethode PayPal anbieten müssen", erläutert der Wissenschaftler. PayPal biete Käufern eine größere Sicherheit, was das Misstrauen neuen Käufern gegenüber verringern könnte. Die Maßnahme ist zwar umstritten, doch aus Wibrals Sicht dennoch eine gute Idee.

Das Vertrauensproblem sei darüber hinaus nicht auf eBay beschränkt. "Es kann überall dort auftreten, wo User ihre virtuelle Identität wechseln können", so Wibral. Für Kunden wiederum zahlt es sich laut den Untersuchungsergebnissen aus, tatsächlich jenen Käufern zu vertrauen, die auch als gut bewertet wurden – mit der Ausnahme, dass es offenbar immer wieder vorkommt, dass Verkäufer eine neue Identität annehmen. Kunden können dann nicht unterscheiden, ob es sich um einen Neueinsteiger oder um einen Betrüger handelt, der einen neuen Namen angenommen hat.

Nach Wibrals Untersuchung war für Käufer das Risiko eines Verlustgeschäfts mit Newcomern ( 46 Prozent) tatsächlich mehr als doppelt so hoch wie mit zuvor bereits bewerteten Partnern (22 Prozent). Viele Handelsaktionen (15 Prozent) finden zudem gar nicht erst statt. "Im Labor wird sichtbar, was bei eBay nicht sichtbar ist – dass Leute der Plattform fernbleiben, weil sie Angst haben, betrogen zu werden", sagt Wibral. Für eBay bedeute dies in der Realität finanzielle Einbußen, glaubt der Wissenschaftler. "Die überwiegende Mehrheit der Verkäufer ist ehrlich. Feedbacksysteme a la eBay dienen dazu, die wenigen schwarzen Schafe 'im Zaum zu halten' und zu verhindern, dass sich diese vermehren", so Wibral abschließend. (pte/tö)

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