Neuer Frontmann soll Lobster wieder auf Kurs bringen

03.02.2000
Bei der Lobster AG in Berlin brennt die Hütte: Nach enttäuschenden Ergebnissen im ersten Halbjahr steht jetzt eine umfassende Reorganisation an. Die Führungsspitze wechselt, Mitarbeiter werden entlassen, und Kostensenkung ist angesagt.

Bereits auf seiner Jahreshauptversammlung im Dezember 1999 hatte der Vorstand der Lobster Technology Holding AG Fehler eingeräumt. Insbesondere die Übernahme der Addit Datensysteme Vertriebs GmbH und die anschließend notwendige Sanierung des Unternehmens hat Lobster tiefer ins Minus gebracht als vorher berechnet (siehe ComputerPartner 45/99, Seite 12).

Damals bezifferte Firmengründer und Vorstandsvorsitzender Alexander von Troschke den Verlust auf 7,1 Millionen Mark im Geschäftsjahr 1998/99 (30. Juni). Nach dem ersten Halbjahr des laufenden Jahres muss Lobster wieder enttäuschende Ergebnisse ankündigen. Die aber bleiben diesmal nicht ohne Konsequenzen. Durch Umbesetzungen im Vorstand, Personalabbau und eine strategische Neuausrichtung will das Unternehmen wieder in die Gewinnzone gelangen.

Der bisherige Firmenlenker von Troschke und Finanzvorstand Matthias Woppmann haben ihre Chefsessel bereits geräumt. Als alleiniger Vorstand führt ab sofort Thomas Strobl die Geschäfte des am Neuen Markt notierten Unternehmens weiter. Strobl ist vom Management erst vor rund drei Wochen nach Berlin geholt worden. Seine Hauptaufgabe: Sanierung. Vorher war er in der Konsumgüterbranche als Finanz-Manager tätig. "Technologie ist nicht unser Prob-lem, sondern das Verkaufen. Und ein auf Resultate eingeschworenes Management", zieht Strobl gegenüber ComputerPartner ein erstes Fazit. Erfahrungen in Sachen Restrukturierung bringe er ausreichend mit.

Rotstift wird in allen Bereichen angesetzt

Weitere Kosten will der frischgebackene Vorstandschef durch Personalabbau einsparen. Von den derzeit 122 Angestellten muss sich wohl die Hälfte einen neuen Job suchen. "Mit 60 Mitarbeitern kann man hier gute Arbeit leisten", sagt Strobl. Damit will Lobster die jährlichen Fixkosten der Aktiengesellschaft um drei Millionen Mark senken. Geplant ist unter anderem die Zusammenlegung der beiden Berliner Büros, die Einsparungen von 0,5 Millionen Mark bringen soll. Zudem will der neue Lobster-Lenker im Produktionsbereich den Rotstift ansetzen: Hier sollen durch Standardisierung und anschließendes Outsourcing 0,5 Millionen bis eine Million Mark Kosten reduziert werden.

Als strategische Neuausrichtung gibt Strobl vor: "Wir werden uns künftig in der Hauptsache auf das High-End-Geschäft fokussieren." Schränkt aber ein, dass man als Distributor gewisse Komponenten immer mitverkaufen müsse. Als künftiges ausschließliches Geschäftsfeld nennt Strobl den Bereich "Storage Solutions", den er in drei Divisionen - Distribution, Enterprise-Solutions und OEM - aufteilen will. Die Tochtergesellschaften Lobster Computer Concept GmbH, Addit GmbH und Novotec Computers GmbH, hauptsächlich für das OEM-Geschäft zuständig, sollen bis zum 30. Juni 2000 mit der Muttergesellschaft fusionieren. Für die NAS-Produkte der LXCO AG wird sich Lobster kurzfristig intensiv um einen strategischen Partner im OEM-Geschäft bemühen.

Für das laufende Geschäftsjahr 1999/2000 rechnet Strobl mit einem Umsatz von etwa 40 bis 45 Millionen Mark. Den operativen Verlust beziffert er auf etwa sieben Millionen Mark. "Mit einer schwarzen Null rechne ich erst im nächsten Jahr, wenn wir die Reorganisation abgeschlossen haben. Der Umsatz wird dann bei zirka 50 Millionen Mark liegen", prognostiziert Strobl. (ch)

www.lobster.de

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