Neuer Markt hat ersten Bewährungstest bestanden

12.10.1998

FRANKFURT: Allen Unkenrufen zum Trotz hat sich Frankfurts neues Börsensegment mit Bravour im Markt etabliert. In ihrem zweiten Research-Bericht zum Neuen Markt faßt die DG Bank AG wichtige Entwicklungen in den vergangenen drei Monaten zusammen.Soviel steht fest: Der Neue Markt hat sich in den zurückliegenden turbulenten Wochen behauptet, und das sowohl im Vergleich zu den übrigen Märkten als auch zu anderen europäischen High-tech-Börsen. Während der Dax Mitte November 24 Prozent unter dem Jahreshöchststand notierte, weist der Neue Markt im gleichen Zeitraum nur einen Verlust von elf Prozent aus.

Damit konnte der Neue Markt auch in einem zuletzt schwierigen Börsenumfeld überzeugen. Auf Jahresbasis berechnet ist die Kursentwicklung überdurchschnittlich gut. Sie bewegt sich nach Angaben der DG Bank mit 136 Prozent noch immer in dreistelliger Höhe und hebt sich deutlich von der Dax-Performance ab (elf Prozent).

Emissionsflut vorübergehend eingedämmt

Aufgrund drastischer Kurseinbrüche im August und September 1998 haben eine Reihe von Unternehmen ihre Going-Public-Pläne kurzerhand abgeblasen. Die Folge: Im Oktober wagte kein Newcomer den Sprung aufs Parkett. Mit zunehmender Erholung der Märkte gewinnen jetzt die Emissionsaktivitäten wieder an Schwungkraft. Ende 1998 werden am Frankfurter Neuen Markt über 60 Unternehmen auf dem Kurszettel stehen. Hält der Aufwärtstrend an, rechnen die DG-Bank-Analysten für das erste Halbjahr 1999 erneut mit einer Flut von Neuemissionen (siehe Watchlist).

Die Marktkapitalisierung der gelisteten 55 Werte lag Mitte November bei rund 42 Milliarden Mark. Dabei verschob sich die Gewichtung der einzelnen Branchen klar in Richtung Informationstechnologie. 26 IT-Unternehmen, darunter elf Softwarehäuser, haben bislang den Weg an Frankfurts High-tech-Börsenplatz angetreten. Insgesamt entfällt auf die Newcomer aus der IT-Branche ein Anteil von 30,9 Prozent (siehe Grafik). Daß diese Zahl im nächsten Jahr stark zugunsten der IT-Branche korrigiert wird, zeigt ein Blick auf die Liste der Börsenanwärter 1999.

Aufgrund des Kursrückgangs ist es bei der Bewertung des Neuen Marktes zu kräftigen Abstrichen gekommen. Nach Angaben der DG Bank lag Mitte November das für 1999 erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis nur mehr bei 66,5, im August waren es noch 83,1.

Das Frankfurter Kreditinstitut, das bereits 13 Unternehmen federführend aufs Börsenparkett begleitet hat, gibt in seiner Studie auch Empfehlungen zum Kauf "fundamental abgesicherter Werte": Auf der Top-Liste stehen Aixtron, Ceotronics, CE Computer Equipment, Deutsche Entertainment, LHS, Lintec, Mobilcom, Teldafax und Teles. Abgeraten wird von Brokat und Transtec.

Daß trotz spürbarer Abkühlung am Neuen Markt dennoch Kursraketen nicht von der Frankfurter Bühne verschwunden sind, zeigt das Beispiel Ixos. Bei dem Anfang Oktober mit 170 Mark ausgegebenen Papier glotzten Anleger zunächst in die Röhre. Im November schoß der DMS-Titel dann innerhalb weniger Tage auf 374 Mark hoch und lag am 1.

Dezember bei 345 Mark - ein Plus von mehr als 100 Prozent. (god)

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