Neuer Messetreff München

15.10.1998

MÜNCHEN: Die eigentliche Attraktion der kommenden Systems ist das neue Messegelände. Mit brandheißen Produktnews ist auch in diesem Jahr wieder nicht zu rechnen.Für jeden, der länger als drei Jahre in der Branche ist, steht unzweifelhaft fest: Die Teilnahme an der Systems ist wie der Besuch bei Tante Bete - außer Klatsch, Tratsch und leckerem Kuchen ist nichts bahnbrechend Neues zu erwarten. Man geht zumeist trotzdem hin, denn erstens ist Tante Bete nett, man trifft die gesammelte Verwandtschaft mal wieder und - man könnte ja doch was verpassen.

Und in diesem Jahr gibt es eine Attraktion - sie ist umgezogen. Die Messe, natürlich. Damit verbunden ist laut Messeleitung "ein neuer Anspruch an die Messeorganisation", was zumindest neugierig macht. So gelang es den Münchnern auch, einige ehemalige Systems-Muffel zu einer Teilnahme in diesem Jahr zu überreden: Epson wird dabei sein, Lotus, 3M, Fujitsu Computer, Symantec und die Cybernet AG.

Dafür fehlen andere große Namen: Actebis hat was besseres vor, Hitachi kommt nicht, Viewsonic stellt bei seinen Distis aus, ähnlich wie Mitsubishi-Monitore. Augenfällig sind die Lücken besonders im Netzwerkbereich: Im Ausstellerverzeichnis sucht man vergeblich nach Cisco, Bay und Nortel, Cabletron, Xylan oder Fore Systems.

Dealers only: das "Fachhandelsmekka"

Das Motto der Veranstaltung könnte allgemeiner kaum gehalten sein: "Die Systems 98 steht unter dem Zeichen der Kommunikation des Marktes", stellt der Messesprecher vor. Die 14 Messehallen sind größtenteils themenspezifisch an die Aussteller vergeben worden: So belegt die Telekommunikation beispielsweise die komplette Halle B4, Netzwerker finden sich in A5, Computerhersteller und Systemintegratoren stellen in B3 aus und so weiter (genauer Plan auf Seite 75).

Und da eine ganze Reihe von Besuchern die Messe wieder als Jobbörse nutzen wird, richteten die Veranstalter in Halle B5 unter der Bezeichnung "Jobs & Karriere" eine Plattform mit Ausstellern, Vorträgen und Gesprächsmöglichkeiten ein. Mit eigenem Stand vertreten sind beispielsweise Alldata, Andersen Consulting, die Software AG oder Ernst & Young. Im "Treffpunkt @rbeit"- im ICM dagegen wird eher theoretisiert: Die Initiatoren Lotus, ZDF und Süddeutsche Zeitung wollen am 19. und 20. Oktober das Forum "Realtität und Chancen vernetzter Arbeit" abhalten.

Das ICM, also das neue Kongreßzentrum, bietet insgesamt 6.500 Sitzplätze, die Raumaufteilung sei flexibel, heißt es in der Beschreibung. Gruppen "zwischen 20 bis 3.000 Nutzern" ließen sich hier problemlos unterbringen. Es liegt direkt am Westeingang des neuen Messegeländes, das - noch - ausgesprochen übersichtlich strukturiert ist. Entlang des Atriums in der Mitte reihen sich brav die A- und B-Hallen aneinander, nur Eingang Ost tanzt mit einer eigenen Halle aus der Linie. Und laut Messeleitung sollen die Wege auch erträglich sein: Es stehen auf dem Gelände über 13.000 Parkplätze bereit, und - da jubelt das Hühnerauge - es gibt Laufbänder. Die gesamte Hallenfläche macht übrigens 145.000 Quadratmeter aus. Kurzum: Die Messe München ist stolz auf das neue Gelände, auch wenn es jetzt schon Meldungen gibt, es sei zu klein. Doch wie gewohnt, halten sich die Veranstalter mit Eigenlob im Vorfeld nicht besonders stark zurück; ein Beispiel: Das Fachhandelszentrum "Dealers Only" habe sich zum "Fachhandelsmekka" entwickelt, und das kontinuierlich seit 1996, brüstet sich das Management. 1997 seien es rund 10.000 Besucher gewesen. Wir erinnern uns: Im alten Messegelände wurden die Gebetsteppiche dabei wohl ersetzt durch die raumteilenden Fähnchen, die die angepilgerten Händler vom gemeinen Fachbesucher trennten.

Small-Talk vermeiden

Zusammen mit einem öffentlichen Ausstellungsbereich der Distributoren unter dem Fachbegriff "Systems for Channels" (Halle C3, Eingang Nord) füllt das Handelszentrum im neuen Messegelände nun eine komplette Halle. Die Aussteller unterteilen sich laut Messeveranstalter in ein Drittel Hersteller, ein Drittel Distributoren und ein Drittel Einkaufskooperationen, Dienstleister, Verbände und Fachverlage. Täglich werden hier Referate, Diskussionen und Vorträge angeboten (Programm siehe Seite 75). Vor allem aber wird hier wieder geklönt. "Das ist etwas anderes als bei Herstellerveranstaltungen, wo man mit seinen Erzfeinden an den Tisch gesetzt wird mit dem Spruch: ,Na unterhaltet euch mal schönÈ, während man dem anderen am liebsten an die Gurgel gehen möchte", resümiert ein langjähriger Systemsgänger. "Hier treffe ich mich nur mit denen, die ich auch sehen will. Und dann unterhalten wir uns über das Geschäft oder über die letzten Fußballereignisse." (du)

Die prächtigen neuen Messehallen sind der ganze Stolz von Dr. Joachim Enßlin, Geschäftsführer der Messe München GmbH.

Zur Startseite