Neuer Xerox-Chef verspricht: "Ich werde um jeden Arbeitsplatz kämpfen"

28.03.2002
Erich Kirisits, neuer Chef von Xerox Deutschland, steht unter Druck: Das amerikanische Mutterhaus fordert schwarze Zahlen. Die Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze. ComputerPartner verrät er, wie er beide Seiten zufrieden stellen will.

Ich will in diesem Jahr einen Schritt in die richtige Richtung schaffen, im nächsten dann einen großen Schritt nach vorne machen und 2004 da sein, wo wir hingehören". Der Mann mit dem Dreijahresplan ist ein Hoffnungsträger. Schon einmal ist es Erich Kirisits gelungen, eine Tochter des amerikanischen Xerox-Konzerns zu sanieren. Während das Mutterhaus von finanziellen Krisen gebeutelt wurde, führte Kirisits zeitgleich die österreichische Niederlassung ins Plus. Sie gilt heute als eine der erfolgreichs-ten Töchter in Europa. "Ich bin besonders stolz darauf, dabei das Beschäftigungsniveau hoch gehalten zu haben", sagt Kirisits. "Ich werde auch in Deutschland um jeden Arbeitsplatz kämpfen."

Deutschland beeinflusst Europaergebnis negativ

Das dürfte nicht ganz einfach werden, denn der Generaldirektor von Xerox Austria soll seinen Erfolg schnellstmöglich in Deutschland wiederholen. Mit Wirkung vom 1. Januar 2002 hat er zusätzlich zu seiner bisherigen Position die Führung von Xerox Deutschland übernommen. Innerhalb von drei Jahren will er die Xerox GmbH wieder profitabel machen. "Xerox Deutschland schlägt sich unter seinen Marktmöglichkeiten, ist aber zugleich die wichtigste europäische Einheit des Konzerns", sagt Kirisits. Und gibt offen zu, was bisher vom Management eher unter den Teppich gekehrt wurde: "Die GmbH beeinflusst das Europaergebnis negativ."

Noch 2002 will Kirisits "die Differenz zwischen Erwartungshaltung und Ergebnis" deutlich verringern. Um schnellstmöglich Erfolge vorweisen zu können, hat er als erstes die Vertriebs- und Kundenorientierung überprüft. So sei der hiesige Vertrieb sehr divisioniert aufgestellt, die Kommunikation unter den Abteilungen habe nicht reibungslos funktioniert, so Kirisits: "Die Mitarbeiter landeten über verschiedene Einflugschneisen beim gleichen Kunden." Er plant deshalb eine Neuausrichtung nach Kundensegmenten: "Der Kunde richtet sich sicher nicht nach unserer internen Organisation." Der neue Chef will außerdem künftig auch beim Vertrieb von Kopierern und Multifunktionsgeräten mehr Händler an Bord nehmen: "Wir setzten auf eine sehr starke Einbindung der Partner. Wir werden uns auf Key-Accounts und Direct-Accounts konzentrieren und uns regional Solution-Partner suchen, die das abdecken." Auch der Service-Ansatz soll vertieft werden # ebenfalls unter Einbindung der Value-Added-Partner.

Die bisherige und komplizierte Struktur hat das Mutterhaus mal vorgegeben. Offenbar war Kirisits im Nachbarland vor allem deshalb so erfolgreich, weil er dort sein eigenes Süppchen kochte: "Wir waren eine kleine Einheit und sind den österreichischen Weg gegangen: Was Sinn gemacht hat, haben wir umgesetzt, den Rest nicht", so Kirisits. "Man muss auch mal dagegenhalten können."

Die Kosten müssen runter - Entlassungen geplant

Den Ergebnis-Turnaround wird Kirisits mit einer Neuorganisation des Vertriebs und dem geplanten Umsatzwachstum allein aber nicht schaffen es müssen auch schlankere Kostenstrukturen her: "Im Vergleich zu Österreich ist das Ergebnis nur 3,8-mal dafür aber die Kosten 5,5-mal so hoch", so Kirisits. "Bei diesem Volumen sind die Prozess- und Systemkosten nicht wettbewerbsfähig genug." Also werden auch wenn der Manager die Mitarbeiterzahl auf kons-tantem Niveau halten will wieder Köpfe rollen: Einbußen soll es vor allem in der Administration geben: "Hier werden wir die Mitarbeiter nicht in der heutigen Zahl weiterbeschäftigen", gibt Kirisits zu. Xerox Business Services soll im Rahmen der Neustrukturierung hingegen aufgestockt werden. Er werde jeden einzelnen Fall genau prüfen, verspricht der Manager: "Wenn es nur noch um die Sicherung von Besitzbestand geht und man gleichzeitig zusieht, wie die Mitarbeiter dahingehen, dann ist das in meinen Augen keine Strategie jedenfalls nicht meine."

Ein großes Problem bei seinem Konzept sieht der Manager auch in der Motivation der Mitarbeiter. "Wenn man mit den Leuten kommuniziert, spürt man eine gewisse Resignation."

Dennoch ist der Manager zuversichtlich, die in ihn gesetzten Erwartungen bald erfüllen zu können. "Wir müssen das Beitragsproblem aus dem Weg räumen. Aber mit diesem Thema stehen wir ja nicht alleine da, heuer macht es keiner im Markt so überragend." Xerox selbst müsse sich auf die eigenen Stärken konzentrieren beispielsweise auf globale Kunden, die auch eine globale Betreuung möchten: "Da kommen viele Wettbewerber nicht mit." Zudem habe man ein rundes Produktportfolio und künftig auch eine flexible Organisation zu bieten; das Mutterhaus habe seine Probleme ebenfalls im Griff. Kirisitis will trotzdem vor voreiliger Euphorie warnen: "Meine Aufgabe ist es auch, allen klar zu machen: Es geht uns besser, aber wir haben es noch nicht überstanden."

www.xerox.de

ComputerPartner-Meinung:

Mit Kirisits hat das amerikanische Mutterhaus endlich einen Mann an die Spitze gesetzt, dem man ernsthaft zutrauen kann, auch in Deutschland das Ruder herumzureißen. Der Manager ist seit 20 Jahren im Unternehmen und kann Erfolge vorweisen. Die Chancen, dass sich die Strategie aus Österreich reibungslos auch auf den hiesigen Markt übertragen lässt, sind allerdings gering. (mf)

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