"Neues" Konzept soll alles retten: Internet World ringt um Existenzberechtigung

10.04.2003
Im Jahr 2001 konnte die Internet World, nach eigenem Bekunden die größte Online-Messe Europas, noch mit 1.000 Ausstellern aufwarten. Dieses Jahr sind gerade einmal120 Aussteller fest eingebucht. Der Veranstalter Penton Media übt sich in Bescheidenheit.

Als die Ausstellerzahl 2002 um fast 50 Prozent von 1.000 auf 550 Unternehmen einbrach, hieß es bei den Organisatoren der Internet World: "Das Internet macht dieses Jahr Pause." Doch das Marktsegment scheint nicht nur Pause zu machen, sondern im Koma zu liegen. Denn für die diesjährige Online-Messe in Berlin werden nur 250 Aussteller erwartet. Gerade einmal 120 Unternehmen haben bislang den Vertrag unterschrieben.

Veranstalter Penton Media, der erst im November die Umfirmierung von Communic hinter sich gebracht hat, gibt sich bescheiden. Man sei zwar immer noch international, nun aber eher eine Messe mittlerer Größe - "so eine Art Delikatessenladen", wie Penton-Geschäftsführer Thomas Koch die Veranstaltung beschreibt.

"2 in One" statt "5 in One": Mobile World bleibt übrig

Dementsprechend ausgesucht und fokussiert seien auch die Themen, über die sich die erwarteten 25.000 Fachbesucher vom 24. bis zum 26. Juni 2003 in Berlin informieren können. Koch ist überzeugt, dass sein Konzept aufgeht: "Diese Fokussierung gibt uns die Lebensberechtigung", sagt er. Sieht man sich allerdings die Themenliste an, kommen einem Zweifel. Content-Management, E-Business, IT-Security, ISP/ASP, E-Payment und Online-Marketing decken so ziemlich alles ab, was einem beim Stichwort "Internet" einfällt. Von Fokussierung ist hier nicht viel zu entdecken.

Wirklich neu definiert sind dabei sowieso nur die beiden letzten Themen in der Liste: E-Payment und Online-Marketing. Die übrigen "Delikatessen" gab es in der einen oder anderen Form schon früher. ISP/ASP beispielsweise war im vergangenen Jahr in einer eigener Fachmesse parallel zur Internet World untergebracht. Offenbar ohne rechten Erfolg, denn die "ISPCON/ASPCON" gibt es dieses Jahr nicht mehr, ebenso wie die "Streaming Media Germany" und die "Call-Center- Trends". Aus diesem Grund kann Penton auch das Motto des vergangenen Jahres "5 in One" nicht mehr verwenden. Doch die Lösung liegt nahe: Das aktuelle Motto "2 in One" klingt auch recht hübsch.

Übrig geblieben von dem ehemaligen Fünfer-Bundle ist die Fachmesse "Mobile World", die nach Aussage von Penton "einzige B2B-Messe für mobile Technologien und Business-Lösungen in Deutschland". Die B2B-Ausrichtung sei auch die Neuheit bei der Mobile World. "Bislang ging es vor allem um Consumer-Produkte, nun zeigen wir Business-Lösungen", so Koch. Der Hype mit mobilen Applikationen, der auf der Cebit zu beobachten war, sei dabei sehr hilfreich. Rund 30 Aussteller haben sich bislang angekündigt.

Die Mobile World wurde zentral platziert. "Wir schieben den gesamten Besucherstrom zur Internet World durch die Mobile World durch", beschreibt Koch die Strategie. Der Grund ist klar: Die Fachmessen waren in den vergangenen Jahren eher besinnliche Orte ohne viel Besucherandrang. Mit dieser Methode kann Penton nun auch den Ausstellern der Fachmesse einen Besuchersegen von rund 25.000 erwarteten Experten versprechen.

Messen und Kongress für 40 Euro am Tag

Parallel zur Internet World wird auch dieses Jahr wieder ein Fachkongress stattfinden. Dort gibt es die passenden Vorträge zur Ausstellung. Die Kongress-Foren sind zwar nach wie vor geschlossen, wurden dieses Mal aber direkt in den Messehallen platziert. Im Vortragsprogramm finden sich Themen wie Paid Content, Multi-Channel-Strategie oder E-Learning. "Wir wollen zeigen, was im Internet heute funktioniert", sagt Koch.

Auch bei den Eintrittspreisen sind die Veranstalter bescheiden geworden. Besucher können die Tageskarte für die gesamte Messe samt allen Kongress-Foren vorab über das Internet zum ermäßigten Preis von 40 Euro buchen. An der Tageskasse zahlt man dafür 80 Euro. Der Besuch der Internet World ohne Kongress kostet 15 Euro.

Penton-Geschäftsführer Koch erklärt, warum der Eintritt vergleichsweise billig ist: "Fortbildungsbudgets von 1.000 Euro sind bei den Unternehmen nicht mehr drin. Die Preise für einen Besuch bei der Internet World mit Kongress kann ein Unternehmen quasi aus der Portokasse zahlen."

www.internetworld-messe.de

ComputerPartner-Meinung

Die Veranstalter der Internet World lügen sich selber in die Tasche. Man kann nicht einfach die Themen einer Messe ein bisschen anders aufteilen, mit anderen Bezeichnungen versehen und das Ganze als neues Konzept verkaufen. Wer das offizielle Konzept "5 in One" im Jahr 2002 kurzerhand zu "2 in One" macht und dies als Existenzgrundlage anpreist, betreibt Augenwischerei. Dass die Branche nicht auf diesen Fake hereinfällt, zeigt die magere Ausstellerliste. Ob die niedrigen Eintrittspreise mehr Besucher anziehen bleibt abzuwarten. (gn)

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