Neues von Alcatel-Lucent und Microsoft

23.02.2007
Gute Nachricht für Alcatel-Lucent: Microsoft soll dem Konzern 1,5 Milliarden Dollar wegen Patentverletzungen überweisen. Ob der Tk-Anbieter deshalb weniger Mitarbeiter entlässt?

Der Tk-Anbieter Alcatel-Lucent ist vor allem damit beschäftigt, seine Entlassungsgeschichte fortzuschreiben. Aktuell beabsichtigt er, weltweit 12.000 Mitarbeiter zu entlassen. Unter anderem sollen in Deutschland bis Ende 2008 867 Arbeitsplätze gestrichen werden, insbesondere im Bereich "Konvergenz" und vor allem an den Standorten Stuttgart (464 der 2.275 Stellen) und Nürnberg (303 der rund 1.100 Stellen). Gegen diesen Stellenabbau haben gestern rund 1.000 Beschäftigte der Alcatel-Lucent Deutschland AG in Stuttgart den Betriebrat zur Aufsichtsratssitzung begleitet. Sie war turbulent.

Die Entlassungen, die weltweit mehr als ein Neuntel der derzeit rund 79.000 Mitarbeiter zählenden Belegschaft betreffen, sollen laut Firmenchefin Patricia Russo bis zum Jahr 2009 für 1,7 Milliarden Dollar Einsparungen sorgen.

Parallel dazu hat ein amerikanisches Gericht Microsoft in der ersten Instanz dazu verurteilt, an Alcatel-Lucent 1,52 Milliarden Dollar (1,16 Milliarden Euro) zu zahlen. Microsoft habe MP3-Patente verletzt, die Lucent dank seiner Tochter Bell Laboratories für sich reklamieren könne.

Microsoft kündigte an, in Berufung zu gehen. Das Urteil sei ungerechtfertigt; der Redmonder Konzern habe, wie in der Branche üblich, das Recht auf Nutzung der Technologie beim deutschen Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen erworben. Das Institut hat die MP3-Technologie seit 1982 zusammen mit Bell Laboratories entwickelt und vergibt die Lizenzen zusammen mit dem französischen Konzern Thomson. Beide Firmen sind in dem MP3-Konsortium vertreten, ebenso die Bell Laboratories.

Microsoft erklärte weiter, die Höhe der Schadenssumme sei empörend. Es habe dem Fraunhofer Institut insgesamt 16 Millionen Dollar an Lizenzgebühren bezahlt. Die 1,52 Milliarden Dollar errechnen sich dadurch, dass der durchschnittliche Preis zwischen Mitte 2003 und 2005 verkaufter Windows PCs herangezogen wurde und etwa 0,5 Prozent des Gesamtpreises als Schadenssumme veranschlagt wurde.

Alcatel-Lucent hingegen begrüßte das Urteil. Geistiges Eigentum stelle für die Firma ein wesentliches Wirtschaftsgut dar und es werde dieses weiter "schützen und verteidigen". Ein Microsoft so oder so bekannt vorkommender Satz.

Vorschlag des Redakteurs

Microsoft geht gegen das Urteil in Berufung, sodass der Geldsegen für den trotz gewaltiger Sanierungen respektive Entlassungen nach wie vor angeschlagenen Tk-Anbieter vorerst ausbleibt. Dennoch müsste Russo angesichts des Urteils, das dem Unternehmen womöglich erlaubt, "gegen hunderte andere Unternehmen vorzugehen, die MP3-Lizenzen nutzen" (Microsoft), den Rotstift wieder in die Tasche stecken.

Denn das neue, erweiterte Business-Modell des Tk-Anbieters liegt auf der Hand: Patente, die einst von den hauseigenen Bell Laboratories entwickelt wurden, zu lizenzieren und damit dem Konzerngewinn Etliches hinzuzufügen.

Die gebeutelten Mitarbeiter des fusionierten Konzerns würde das vielleicht beruhigen. (wl)

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