Die Zeit "zwischen den Jahren". Für viele Berufstätige ist dies - neben dem Urlaub - die einzige Zeit, in der sie sich entspannt zurücklehnen können. Denn nun geht alles etwas langsamer. Nicht einmal kurze Rückfragen aus der Firma unterbrechen die Ruhe, denn die meisten Betriebe sind geschlossen.
Sind Weihnachtsessen und Verwandtenbesuche vorbei, lassen viele Menschen das vergangene Jahr Revue passieren. Was habe ich erreicht, was nicht? Was hat mir Freude bereitet, was Stress? Wir werden nachdenklich und fassen viele gute Vorsätze fürs neue Jahr: Mehr Zeit für die Familie, regelmäßig Sport treiben, öfter etwas mit dem Partner unternehmen. Warum? Plötzlich wird uns bewusst: Das Leben ist mehr als Arbeit.
Grund für diese Nachdenklichkeit ist die ungewohnte Zeit ohne Alltagsstress. Dann steigen in uns plötzlich "seltsame" Fragen empor: Wofür schufte ich eigentlich tagaus, tagein? Macht mir meine Arbeit wirklich Spaß? Bin ich mit meiner Beziehung zufrieden? Wer sind meine Freunde? Gefährliche Fragen! Unruhe überfällt deshalb viele, wenn plötzlich kein Handy mehr klingelt und selbst Ablenkungen wie das Shoppen entfallen. Denn wenn wir auf diese unbequemen Fragen keine befriedigenden Antworten finden, gerät unser inneres Gleichgewicht schnell ins Wanken.
Auszeiten nehmen
Deshalb versuchen viele Menschen, diese Fragen erst gar nicht hochkommen zu lassen. Sie verplanen ihre freie Zeit wie ihre Arbeitszeit. Ein Termin jagt den anderen: Nach dem Kaffeetrinken bei den Eltern noch schnell mit Freunden ins Kino. Außerdem im Keller Ordnung schaffen und - das war schon lange geplant - das Computerspiel installieren. So bleibt auch in der Freizeit keine "freie Zeit".
Dabei werden Auszeiten immer wichtiger, wenn wir auf Dauer ein erfülltes (statt gefülltes) und glückliches Leben führen möchten. Denn wir werden heutzutage mit stets neuen, zusätzlichen Anforderungen konfrontiert: Wir sollen uns lebenslang weiterbilden, damit unsere Arbeitskraft gefragt bleibt. Wir sollen stärker auf unsere Gesundheit achten. Und um unsere Alterssicherung? Auch um sie sollen wir uns selbst kümmern. Ganz gleich, wohin wir schauen: Überall wird von uns mehr Eigenverantwortung gefordert, überall werden wir mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Herausforderungen, von denen wir oft noch nicht wissen, wie wir sie bewältigen sollen. Schließlich sind sie neu. Also brauchen wir Zeit, um neue Lösungswege zu entwerfen.