Never change a winning Team

14.01.1999

Holger Lampatz hatte es schon immer gewußt: In drei Jahren, so verblüffte der Maxdata-Chef und Ex-Peacock-Besitzer im Mai 1997 die Branche, würde Peacock die Nummer 1 unter Deutschlands Distributoren sein. Nun ist es schon nach knapp zwei Jahren soweit, wenn auch nicht so, wie Lampatz sich dieses seinerzeit vorgestellt hatte. Vielmehr ist es dem ehrgeizigen Ziel des Otto Versands zu verdanken, im europäischen IT-Markt einer der Key-Player zu sein, daß nun Actebis gemeinsam mit Peacock an die Spitze der deutschen Broadliner vorgeprescht ist.Langfristig jedoch kann Actebis die Spitzenstellung nur behaupten, wenn Peacock tatsächlich weiterhin als eigenständiger Distributor agieren kann. "Peacock hatte vor allem in letzter Zeit einen sehr guten Ruf, und es wäre schade, wenn man den ruinieren würde oder das Unternehmen vom Markt verschwinden ließe", meint etwa ein Ex-Peacock-Mitarbeiter. In der Tat hat sich der Distributor aus Wünnenberg-Haaren seit der Übernahme durch Maxdata vor knapp zwei Jahren gemausert. Immer wieder werden die Westfalen lobend erwähnt, wenn es um Schnelligkeit, Flexibilität aber auch Erreichbarkeit und Freundlichkeit der Mitarbeiter geht. Zudem kann Peacock eine recht starke Handelsmarke in die Waagschale werfen: Gemeinsam mit der Actebis-Eigenmarke Targa konnte das neue Team nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr mehr als 300.000 PCs an den Mann bringen. Und auch was die PC-Assemblierung für Markenhersteller angeht, hat das deutsch-deutsche Duo den von den Amerikanern gekauften Broadlinern

aus dem Süden der Republik einiges voraus: Während die Produktion von Vectra- und Brio-Rechnern für Hewlett-Packard schon seit einiger Zeit doch recht erfolgreich von Actebis betrieben wird und nun auch auf Peacock übertragen werden soll, stehen in diesem Punkt sowohl CHS als auch C2000 nach ganz am Anfang. Lediglich Macrotron kann hier mit ihrer Eigenmarke und dem Channel-Assembly für IBM etwas entgegensetzen.

Never change a winning team - diese alte, schon oft genug bestätigte Sportlerweisheit sollte künftig auch Actebis beherzigen. Synergieeffekte nutzen ja, aber nur dort, wo sie auch wirklich sinnvoll sind. Zumal den Westfalen zugute kommt, daß sich die Gesamtkundenbasis nach Zahlen der GfK bei Actebis und Peacock nur um etwa 18 Prozent überschneidet. Die sogenannten "Abschmelzeffekte", wie es einst der geschaßte C2000-Vorstandschef Walter von Szczynicki bezeichnete, halten sich demzufolge in Grenzen.

Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche deutsche Bastion gegen die starke US-Macht mit CHS, Computer 2000/Tech Data und Macrotron/Ingram sind also nicht schlecht. Froh über den Verkauf von Peacock ist aber sicher auch die Metro, die die ungeliebte Vobis-Gruppe nun endlich Stück für Stück los wird. Denn neben dem Peacock-Deal ist damit auch das Maxdata-Schicksal klar: Nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft soll der PC- und Monitorhersteller noch in diesem Jahr an die Börse gebracht werden. Gesucht wird nun noch eine Lösung für den Vobis-Einzelhandel. Aber auch hier, so kündigte vor Weihnachten Vobis-Chef Gert Hügler an, sei ein Käufer in Sicht.

Susann Naumann

snaumann@computerpartner.de

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