Newcomer im November

26.11.1998

STUTTGART: Mit der AC-Service AG wagt Ende November ein IT-Dienstleistungsunternehmen den Gang an die Börse. Die Stuttgarter planen mit der gefüllten Emissionskasse eine Reihe von Akquisitionen. Vor allem aber gilt es, die Position als mittelständischer Serviceanbieter auszubauen."Mit der Emission sollen AC-Service beträchtliche Finanzmittel zufließen", hofft Herbert Werle. Dieses Kapital kann der AC-Service-Vorstandsvorsitzende auch gut gebrauchen, will er die geplante Expansion des 350 Mitarbeiter zählenden Unternehmens vorantreiben.

1995 kam es in der bereits vor 40 Jahren gegründeten AC-Service-Gruppe zu einem Management-Buyout. Im Rahmen dieser strategischen Neuausrichtung haben sich die Stuttgarter auf die Marktsegmente IT-Outsourcing, betriebswirtschaftliche Software sowie Personalabrechungen insbesondere für den Mittelstand spezialisiert.

Im Geschäftsjahr 1997 kam die AC-Service auf 81,4 Millionen Mark Umsatz. Gleichzeitig wurde ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBIT) von 2,4 Millionen Mark erzielt. An den von Branchenbeobachtern für den deutschen IT-Markt prognostizierten Wachstumsperspektiven will auch Werle "kräftig teilhaben", wie er betont. Warum allerdings die erwartete Umsatzsteigerung für 1998 bei nur kanpp über zehn Prozent liegt - eine Zuwachsrate, die im Vergleich zu Newcomern am Frankfurter Neuen Markt eher bescheiden ausfällt -, darüber lassen sich allenfalls Spekulationen anstellen.

Für potentielle Anleger dürfte dieser Punkt aber nicht ganz uninteressant sein. "Wir sehen Umsatzwachstum mit aller Macht nicht als unternehmerisches Ziel. Um so mehr liegt uns an einer gesunden Profitabilität", stellt Werle klar. Aus dem gleichen Grund hält sich das Unternehmen bis dato auch in puncto Umsatzprognose bedeckt. Ein Blick auf die Namensliste der Wettbewerber macht deutlich, warum sich der Vorstandsvorsitzende bei den anvisierten Umsatzzahlen in Zurückhaltung üben könnte. Im Geschäftsbereich betriebs-wirtschaftliche Software haben die Baden-Württemberger - in Deutschland mit sieben Geschäftsstellen vertreten - ihr Terrain gegen Anbieter wie Baan oder lokale Marktgrößen zu verteidigen. Neben der Eigenentwicklung "Famac" gehört SAP R/3 ins Angebotsportfolio für mittelständische Großhandels- und Vertriebsgesellschaften.

Scharfe Konkurrenz im Outsourcing-Markt

Im IT-Geschäftssegment Outsourcing ist AC-Service ebenfalls Systemhauspartner von SAP. Doch auch hier ist der Markt extrem eng. Neben den großen Outsourcing-Anbietern IBM, EDS und Debis tummeln sich eine Reihe regionaler Anbieter auf diesem Parkett. Werle will vor allem hier einige Millionen aus dem Börsengang gezielt einsetzen: "Eines der wesentlichen strategischen Ziele ist die Akquisition von Unternehmen", erklärte der Vorstandschef.

Den scharfen Wind der Konkurrenz bekommt AC-Service aber auch in dem Geschäftsfeld Lohn- und Gehaltsabrechnungen zu spüren. Anbieter wie der US-Riese ADP oder die Nürnberger Datev lassen grüßen. Im Ranking der deutschen Anbieter wollen die Stuttgarter, die über 200.000 Lohn- und Gehaltsabrechungen pro Monat erstellen, in Zukunft zumindest um einige Punkte aufholen. Ein erstes Etappenziel wurde vor kurzem erreicht: Anfang November übernahm AC-Service von IBM Deutschland das Multipers-Geschäft mit rund 60.000 Kunden. Die IBM-Lösungsplattform soll ins eigene Angebot integriert werden. Doch nicht nur national, auch international will der Börsen-Newcomer in den kommenden Monaten das Geschäft auf Touren bringen. Mit einem Vertriebs-, Service- und Support-Netz sind die Stuttgarter in Österreich, der Schweiz und den Benelux-Staaten vertreten. Knapp 48 Prozent des Gesamtumsatzes werden bereits heute auf europäischer Ebene erwirtschaftet.

Alteigentümer halten nur mehr zehn Prozent

Nach dem Börsengang befinden sich 59 Prozent der Unternehmensaktien in Streubesitz. Mit insgesamt 31 Prozent haben sich die Venture-Capital-Gesellschaften 3i, Apax und Alpha am Unternehmen festgezurrt. Auf den Vorstand und das Management entfallen somit nur mehr rund zehn Prozent der Firmenanteile. (god)

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