Nicht gleich an die Decke gehen

07.11.2007
Von Heike Friedrichsen
Fragen sind im Vorstellungsgespräch ein beliebtes Mittel, um Bewerber aus der Reserve zu locken und ihre Belastbarkeit zu testen. Mit der richtigen Vorbereitung lässt sich vermeiden, dass das Vorstellungsgespräch zur emotionalen Achterbahnfahrt wird.

Es lief ganz gut. Bis diese eine Frage kam: "Was spricht gegen Sie als Bewerber für diese Stelle?" Antje Rickers*, die sich als Marketingmitarbeiterin bei einem Pharmaunternehmen beworben hatte, stockte der Atem. Was für eine fiese Frage, dachte sie. Und war zunächst sprachlos.

Auch weniger ‚fiese’ Fragen bringen Bewerber in Vorstellungsgesprächen immer wieder aus der Fassung: Wie erklärt man Lücken im Lebenslauf? Was sagt man, wenn man nach dem letzten Arbeitgeber gefragt wird? Wie kaschiert man, dass man schon sehr lange auf der Suche nach einem neuen Job ist? Auch Fragen wie "Welche Position hätten Sie heute, wenn Sie in einem optimalen Klima hätten arbeiten können?" oder auch "Warum sollten wir uns ausgerechnet für Sie entscheiden?" lassen den Stresspegel eines Kandidaten ordentlich nach oben schnellen.

Selbstbewusstsein auf dem Prüfstand

Der eine reagiert mit feuchten Händen, der andere zerlegt seinen Kugelschreiber in hundert Einzelteile, dem Dritten verschlägt es gänzlich die Sprache. Dabei geht es gar nicht darum, dass der Einwand oder die Frage ernsthaft diskutiert oder entschärft werden sollen. "Kreuzverhörähnliche Situationen, Überraschungen, unerwartete Fragen, bei denen der Bewerber das Gefühl hat, in die Ecke gedrängt zu werden, sind darauf angelegt, zu sehen, wie selbstbewusst jemand ist", weiß Bewerbungsexperte Jürgen Hesse. Stressfragen werden nämlich gern eingestreut, um die Kritikfähigkeit und Stressresistenz eines Kandidaten zu überprüfen.

"Wie lang ist ein 10-Mark-Schein?" lautete beispielsweise vor 20 Jahren eine Frage, die damalige Bewerber aus der Fassung brachte. Die meisten Probleme, so Hesse, hätten Bewerber mit der klassischen Frage nach den eigenen Schwächen. "Da fällt den meisten nichts ein, was sie gern erzählen würden. Dabei hat natürlich jeder Schwächen - und wenn es nur Schokolade ist", erklärt er.

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