Nicht kompatibel: Windows 95A und Vias KX133-Chipsatz

04.06.2000
Der KX133-Chipsatz von Via für den Athlon bietet beste Performance zum günstigen Preis. In allen Fachpublikationen wird das neue Board hochgelobt. Doch es ist Vorsicht geboten beim Aufspielen des Betriebssystems Windows 95, Version A.

Solange auf dem Computer Windows 98, NT/2000 oder auch Windows 95 ab der Version B läuft, ist alles in Ordnung. Doch wehe, man spielt die Windows-95-Version A auf. Dann können bei der Installation von Windows 95A wichtige Bios-Daten überschrieben werden. Die Folge: Der Computer bootet nicht mehr, und der Bildschirm bleibt dunkel.

Ausgelöst wird dieser Fehler durch die ACPI-Routinen des Bios. ACPI steht für Advanced Configuration and Power Interface. Diese Routinen sorgen für die einwandfreie Hardwareerkennung und das Powermanagement des Rechners. Hierbei schreibt das Betriebssystem (Windows) Daten der eingesetzten Karten ins Bios.

Beim KX133 handelt es sich erstmals um ein echtes ACPI-Bios und nicht wie früher üblich um ein PnP-Bios (plug & play) mit ACPI-Funktionalität. Für ein funktionierendes ACPI-System müssen aber Bios, Betriebssystem und Peripherie einwandfrei zusammenarbeiten. Alle neuen Betriebssysteme ab Windows 95B können das. Nur Windows 95A schießt hier quer. Es kann bei der Installation die Bios-Routinen so weit durcheinander bringen, dass der Rechner anschließend nicht mehr bootet. Ab der Version B tritt der Fehler nicht mehr auf, da Microsoft vermutlich bei diesem etwa zwei Jahre später erschienenen Release schon Rücksicht auf die ab Windows 98 geplante ACPI-Erweiterung genommen hat.

Man könnte nun die ganze Schuld auf den neuen Chipsatz KX133 schieben. Doch das wäre zu einfach. In Wirklichkeit spielen hier mehrere Faktoren, wie Betriebs-system und Bios eine Rolle. Zum Beispiel tritt dieser Fehler mit dem sehr ähnlichen Chipsatz VT82C694X von Via für Intel-Prozessoren nicht auf. Aber auf diesen Boards arbeitet auch ein älteres Release des Award Bios.

Warnung ist angebracht

Nach Ansicht der Motherboardhersteller wird es aber kaum vorkommen, dass jemand auf seinen neuen Rechner Windows 95 aufspielt. Doch so weit hergeholt ist dieser Gedanke nicht. Man stelle sich nur mal eine Firma vor, die immer noch mit dem Betriebssystem Windows 95 arbeitet, und davon gibt es in Deutschland eine ganze Menge. Dieses Unternehmen schafft sich nun einen neuen PC an. Um Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg zu gehen, installiert der Systemadministrator dort Windows 95A. Anschließend ist der Rechner "tot", und 300 Leute können einen Tag lang nicht mehr arbeiten. Was sagt das Produkthaftungsgesetz dazu? Aber auch der ahnungslose User zu Hause steht nach dem Aufspielen von Windows 95A auf seinen neuen Rechner im Regen. Der PC stellt sich tot und braucht ein neues Bios. Der Kunde wird natürlich genau dorthin gehen, wo er das Motherboard respektive den gesamten Rechner gekauft hat, nämlich zum Händler. Es wird höchste Zeit, dass bei jedem Motherboard mit dem KX133-Chipsatz ein großer Warnaufkleber gedruckt wird. "Vorsicht! Nicht kompatibel zu Windows 95A. Das Motherboard kann beim Aufspielen dieser Windows-Version zerstört werden!" Bislang findet man diesen Warnhinweis nur auf der Internetseite des Motherboardherstellers NMC. (jh)

www.nmc-pe.de.

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