Nicht länger nur OEM-Produzenten

27.08.1998

MÜNCHEN: Vorbei sind die Zeiten, als Taiwan als reines Herstellungsland für OEM-Produkte herhalten mußte. Mit der Sicherheit im Rücken, der weltweit günstigste Hersteller von Notebooks zu sein, wollen die Insulaner nun auch ihre eigenen Marken an den Mann bringen.Es gibt zwei Möglichkeiten, Taiwans Position im weltweiten Notebookgeschäft zu analysieren: Nimmt man als Maßstab die exportierten Stückzahlen, so ist der Inselstaat Nummer eins. Betrachtet man die totale Produktionsmenge, hat Japan, bedingt durch den eigenen absatzstarken Markt, die Nase noch vorne. Jüngsten Prognosen der Marktexperten zufolge, wird Taiwan innerhalb der nächsten zwei Jahre jedoch auch in dieser Sparte die Spitzenposition einnehmen. Der Erfolg begründet sich vor allem durch das Know-how bei der Produktion sowie den hohen Grad an Flexibilität. Kein anderes Land der Welt setzt Ideen für IT-Produkte schneller in die Realität um.

Massive Kostensenkungen bei LCD-Bildschirmen und der fortwährende Preiskrieg bei Desktop-Computern führten auch bei mobilen Rechnern zu deutlichen Preisreduzierungen. Dennoch konnte die Branche im Vergleich zum Vorjahr wertmäßig in diesem Segment zulegen. Die Hersteller begründen dieses Ergebnis mit der Einführung von Build-to-order bei den portablen Computern und dem damit verbundenen Absatz von höherwertigen Komponenten wie Wechselspeicherlaufwerken oder Netzwerkkarten.

Vom reinen OEM-Business zur Etablierung eigener Marken

Die eigenständige Produktion der weltweit führenden Notebookanbieter wie Toshiba, IBM, NEC und Fujitsu wird in Anbetracht der niedrigen Fertigungskosten der Taiwaner immer unrentabler, so daß mehr und mehr Hersteller dazu übergehen, Fertigungskapazitäten auf Firmen der chinesischen Inselrepublik umzuschichten. Auf das OEM-Business ist Taiwan ohnehin seit Jahren spezialisiert. Durch den Preisverfall bei Laptops wird die dortige Industrie zusätzlich begünstigt, liegen ihre Stärken doch hauptsächlich bei der Herstellung von Low-end-Geräten. Zwar werden die großen Umsätze mit den führenden Markenherstellern getätigt, jedoch bieten auch kleinere Abnehmer mit Stückzahlen zwischen 500 und 3.000 Geräten pro Monat für die Notebookhersteller eine stabile Grundlage, da sie weniger schnell zur Kündigung von Verträgen neigen.

Auch das Markenbewußtsein der Taiwaner für eigene Notebookfabrikate wächst. So wollen Unternehmen wie Acer, F.I.C., Leo oder Umax durch einen verstärkten Marketingaufwand nicht nur ihre OEM-Produkte verkaufen, sondern auch die eigene Marke für die tragbaren PCs etablieren. Daß den Taiwanern kostenseitig keiner was vormacht, ist bekannt. Durch das niedrige Preisniveau könnten sich diese im Notebookmarkt bisher eher unbedeutenden Hersteller bald zur ernsthaften Konkurrenz der arrivierten Keyplayer mausern. (akl)

Hersteller wie First International Computer wollen mit ihren Geräten auch im schwierigen deutschen Notebookmarkt Fuß fassen.

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