Milestones und Best Practices

Nicht reden, sondern machen!

05.02.2008
Von Andreas Zilch
Fast alle Hersteller versuchen das Schlagwort für sich zu nutzen. Viele, indem sie ihre Produkte nur "grün streichen". Das birgt die Gefahr, dass das Thema zum reinen Marketing verkommt und nicht mehr ernst genommen wird. Experton-Chef Andreas Zilch macht seinem Ärger über den Hype Luft und gibt Anwendern konkrete Tipps, was sie jenseits aller Sprüche schon heute konkret tun können.

Green IT ist ein wichtiges Thema und wird heiß diskutiert. In einer aktuellen Befragung gaben 93 Prozent der Anwender an, den Stromverbrauch ihres Rechenzentrums nicht zu kennen, aber annähernd 40 Prozent wünschten sich dringend energieeffizientere Hardware.

Das Interesse ist also groß, das Know-how der Anwender aber ausbaufähig. Eine perfekte Gelegenheit für IT-Anbieter, das Thema Green IT mit aggressivem Marketing zu besetzen. Vergessen wird aber dabei, dass Green IT eine durchaus komplexe Angelegenheit ist und deshalb eigentlich verdient, nachhaltig angegangen zu werden.So läuft die Sache Gefahr, durch Versprechungen mit überzogenen Erwartungen belastet zu werden, die dann zu Enttäuschungen führen.

Das Thema Green IT finden zwar viele Anwender interessant, aber sie wissen nicht sehr viel darüber.
Das Thema Green IT finden zwar viele Anwender interessant, aber sie wissen nicht sehr viel darüber.
Foto: Experton Group

Um den Hype im Zaum zu halten, ist es wichtig, eine solide, konstruktive und nachhaltige Strategie für Green IT zu formulieren und umzusetzen. Dieser Hinweis geht insbesondere an Anbieter, die ihre Produkte lediglich "grün streichen", aber inhaltlich wenig mitzuteilen haben.

Was ist Hype - und was bleibt?

Die steigenden Energiekosten für die Stromversorgung und die Klimatisierung der Rechner ließen Green IT schnell zum Geschäftsthema aufsteigen. Dieser Trend wird sich fortsetzen, die Komponenten werden immer "dichter" und damit die Kennzahl "kW pro m2" im Rechenzentrum weiter nach oben getrieben. Zurzeit lassen sich die laufenden Kosten durch energieeffizientere Hardware und höhere Auslastungsraten der vorhandenen Kapazitäten (Virtualisierung) eindämmen. In diesem Zusammenhang ist individuell zu prüfen, inwiefern sich entsprechende Investitionen gegen den niedrigeren Energiebedarf und damit fallende Kosten rechnen. Bis wir uns hier dem Optimum genähert haben, werden allenfalls noch zwei bis drei Jahre ins Land gehen. Danach werden praktisch alle angebotenen Hardwarekomponenten, Server und Storage-Systeme energieeffizient sein und die meisten Anwender werden diese auch einsetzen.

Später dürften Anwender ihre Energieeffizienz eher durch Verbrauchsmessung und -steuerung mit Hilfe von System-Management-Lösungen steigern. Dynamische Data-Center-Planung wird zum wichtigsten Hebel, um den Energieverbrauch und damit den vielzitierten CO2-Ausstoß niedrig zu halten. Dabei spielen insbesondere die dynamische Lastverteilung und automatisches Provisioning eine wesentliche Rolle, wobei Server und teilweise auch Storagekomponenten komplett abgeschaltet werden, wenn sie nicht benötigt werden.

Best Practices und Milestones für Anwender

Anwender haben aber bereits heute eine Vielzahl von Möglichkeiten die Energieeffizienz ihrer IT und vor allem ihrer Rechenzentren zu verbessern. Dazu gehören aus Sicht der Experton Group die folgenden Punkte:

  1. Identifizieren von Hotspots: Hotspots sind Bereiche im Rechenzentrum, die aufgrund ihrer hohen Leistungsdichte auch besonders heiß werden. Im Normalfall versucht man, solche Zonen durch Verteilung der Hardware auf mehrere Racks aufzulösen. Häufig ist es aber sinnvoll, die Hotspots thermisch zu isolieren und zu kühlen, beispielsweise mit Wasser.

  2. Virtualisierungs- und Konsolidierungsmöglichkeiten prüfen: Konsolidierung und Virtualisierung helfen gegen mehrere Rechenzentrums-Probleme. Der nötige Stellplatz verringert sich, die eingesetzte Hardware wird besser ausgelastet, und drittens sinkt der Energieverbrauch. Leider sind nicht alle Workloads für virtuelle Umgebungen geeignet.

  3. Messen des tatsächlichen Energiebedarfs: Der Energieverbrauch eines Rechenzentrums sollte den Verantwortlichen bekannt sein und zwar nach Möglichkeit auf Server- und Speicher-Systemebene. Mit diesen Daten können Energiefresser identifiziert und, falls möglich, durch ebenso leistungfähige, aber effizientere Komponenten ersetzt werden.

  4. Erstellen eines Lastprofils: Ein Lastprofil (möglichst pro Hardwareeinheit) über einen möglichst langen Zeitraum hilft, den tatsächlichen Energiebedarf bei Ersatzinvestitionen abzuschätzen (oder durch den Hersteller abschätzen zu lassen).

  5. Prüfen des tatsächlichen Energiebedarfs der neuen Systeme bei Hardware-Investitionen: Bislang fehlen aussagekräftige Leistungsaufnahmedaten bei neuer Hardware. Die Daten auf Datenblättern beschreiben maximale Stromaufnahmen, die in der Realität nur theoretisch erreicht werden. Deshalb sollten Anwender darauf bestehen, konkrete Angaben zum Energiebedarf neuer Hardware für ihr individuelles Lastprofil zu erhalten.

  6. Machen Sie Ihren CIO zu einem Green CIO: In dieser Funktion verantwortet er auch alle Umweltbelange in der IT. Energiekosten und ihre Einsparungen be- beziehungsweise entlasten das IT-Budget. Fragen der umweltgerechten Beschaffung und Entsorgung von Hardwarekomponenten liegen weitgehend in der Verantwortung der IT.

Zur Person

Andreas Zilch
Andreas Zilch
Foto: Experton Group

Andreas Zilch ist als Vorstandsmitglied der Experton Group AG verantwortlich für den Bereich Consulting und Business Value.

Er ist Gründer der Business Value Group. Vor seinem Engagement für die Experton Group verantwortete Zilch als Managing Director das Beratungsgeschäft der TechConsult GmbH. Bis Anfang 2002 arbeitete er als Vice President und Country Manager Consulting bei der META. Herr Zilch veröffentlichte eine Reihe von Reports über Server-, Software- und Servicethemen sowie Bücher zum Thema E-Business und zur AS/400. Der Wirtschafstingenieur ist häufig als Sprecher bei Konferenzen und Seminaren im Einsatz.

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