Gespräche professionell führen

Nicht zu viel im Preis nachlassen

10.05.2013
Oft haben schon geringe Preisnachlässe fatale Auswirkungen auf den Unternehmensgewinn. Das ist vielen Verkäufern nicht ausreichend bewusst. Entsprechend schnell sind sie in Vertragsverhandlungen zu Preisnachlässen bereit.
Gravierende Folgen von Rabatten: Firmen sollten ihre Preise hartnäckig verteidigen.
Gravierende Folgen von Rabatten: Firmen sollten ihre Preise hartnäckig verteidigen.
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"Ihr seid zu teuer." Mir liegt ein Konkurrenzangebot vor, das fünf Prozent günstiger ist." "Wenn ihr mir mit dem Preis nicht entgegen kommt, dann kann ich euch den Auftrag nicht erteilen." Mit solchen Aussagen üben Einkäufer oft psychologischen Druck auf Verkäufer aus. Und weil sie diese Aussage in fast jedem Kundengespräch hören, glauben viele Verkäufer selbst: Wir sind zu teuer. Entsprechend schnell sind sie zu Preisnachlässen bereit – häufig auch, weil ihnen nicht bewusst ist, wie fatal sich schon geringe Nachlässe auf den Ertrag ihres Unternehmens auswirken. Das sei an einem Beispiel illustriert.

Schon kleine Preisnachlässe haben gravierende Folgen

Angenommen Sie machen mit einem Kunden einen Umsatz von 100.000 Euro/Jahr und die Umsatzrendite beträgt fünf Prozent. Dann erzielen Sie mit dem Kunden pro Jahr einen Gewinn von 5.000 Euro. Wenn Sie nun einen Preisnachlass von nur einem Prozent gewähren, dann sinkt der Ertrag von fünf auf vier Prozent, also um 20 Prozent auf 4.000 Euro. Und wenn Sie gar zwei Prozent Nachlass gewähren, dann sogar um 40 Prozent auf 3.000 Euro. Sie haben also fast schon die Hälfte des Gewinns verschenkt.

Entsprechend hartnäckig sollten Sie Ihre Preise verteidigen. Damit Sie dies können, müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein. Zuallererst müssen Sie zu den Preisen und Leistungen Ihres Unternehmens stehen und nicht selbst die Einkäufer-Aussage "Ihr seid zu teuer" glauben. Denn welche Aufgabe haben Einkäufer? Sie sollen möglichst "preis-günstig" einkaufen. Also müssen sie stets ausloten, wie viel Nachlass eventuell noch drin ist – zum Beispiel, indem Sie drohen: "Wenn ihr uns mit dem Preis nicht entgegen kommt, dann ..." Auch um sich zu vergewissern, dass sie gut verhandelt haben.

Einkäufer müssen "preiswert" einkaufen

Der Job von Einkäufern ist es, aus den Angeboten das herausfiltern, das ihrem Unternehmen die beste Kosten-Nutzen-Relation bietet. Also sollten Sie sich als Verkäufer bewusst machen, welchen Nutzen Sie Ihren Kunden bieten – nicht nur in technischer Hinsicht. Sondern auch zum Beispiel, weil Ihr Unternehmen stets zuverlässig liefert. Oder weil Ihre Techniker, wenn’s brennt, binnen einer Stunde vor Ort sind. Oder weil Sie aufgrund der langen Zusammenarbeit mit dem Bedarf der Kundenorganisation bestens vertraut sind. Oder weil...

Je mehr Nutzenargumente Sie haben, umso leichter können Sie argumentieren. Zum Beispiel, indem Sie sagen: "Gerne komme ich Ihnen beim Preis für die Schaltungen entgegen. Dann können wir aber künftig die Serviceleistung ... nicht mehr erbringen." Oder: "Dann müssen wir künftig die Leistung ... separat berechnen."

Sie werden merken: Auf die von Ihnen genannten Liefervorteile will der Kunde in der Regel nicht verzichten. Selbst wenn er sagte "Letzten Endes entscheidet nur der Preis". Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Sie dem Kunden den Mehrwert, den Sie ihm bieten, vor Augen führen. Denn dies ist die Krux von Zusatz- und Service-Leistungen: Gewährt man sie Kunden regelmäßig, erachten sie diese als selbstverständlich. Erst wenn man sie ihnen wegnehmen oder separat berechen möchte, wird ihnen deren Wert bewusst.

Auf der nächsten Seite zeigen wir in einem Rechenbeispiel, warum das durchsetzen eines Preise leichter ist als eine Neukundenakquise.

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