Niedriges Niveau

01.02.2001
Die Möglichkeiten von Billing-Software werden bislang noch kaum ausgeschöpft.

In großen Unternehmen kommen die IT-Budgets leicht auf zwei- oder dreistellige Millionenbeträge. Mit der Billing-Software wären die verschiedenen Kosten, die die jeweilige betriebseigene Informationstechnologie verursacht, genauer zuzuordnen.

Die Branche rüstet sich mittels Übernahmen und Zusammenschlüssen für die "ertragreichen Märkte der Zukunft", so Amdocs-Chef Avi Naor im kalifornischen Cupertino. Amdocs schloss kürzlich mit Andersen Consulting eine "globale Allianz, bisher einmalig in der Kommunikations- und Internet Service Provider-Arena", so Naor. Andersen taufte sich ab 1. Januar 2001 übrigens in Accenture um, was angeblich die Symbolik von "accent" und "future" vereint.

Schon im April 2000 akquirierte Amdocs die konkurrierende Solect Technology Group. Sema Group, führender britischer IT-Dienstleister, erwarb im Juli für 4,7 Milliarden Dollar die einschlägig tätige LHS Group, einer der ersten Stars am deutschen Neuen Markt. Portal kaufte die deutsche Solution 42, noch bevor sie an die Börse ging. Und die seit März 2000 börsennotierte Telesens AG fusionierte mit der britischen KSCL Ltd.

Mit dem Großauftrag in zweistelliger Millionenhöhe erhält die Übernahme der britischen KSCL Ltd. eine reale Basis. Es handelt sich dabei um eine gemeinsame Lösung der Telesens KSCL Entwicklungszentren in Köln und Edinburgh sowie der Tochtergesellschaft Cyber-Solutions in München. Dies unterstreicht die erfolgreiche Integration der erst im November vorigen Jahres zusammengeschlossenen Unternehmen. Außerdem schließt Telesens KSCL mit dem weltweit ersten Auftrag für ein IP-Interconnect-System technologisch zur Weltmarktspitze auf.

Analystenschätzungen weit übertroffen

Die Kölner Telesens, an der die Deutsche Telekom beteiligt ist, hatte im dritten Quartal mit 17,7 Millionen Mark einen Rekordumsatz erzielt, was eine Versechsfachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeutete. Das "qualitative Wachstum" kam dadurch zum Ausdruck, so Telesens, dass "die Analystenschätzungen beim Umsatz um rund sieben Prozent und beim Ergebnis sogar um 30 Prozent übertroffen wurden". So entwickelte sich der Kurs entgegen der schwachen Tendenz am Neuen Markt monatelang ganz gut. Abgestürzt war die Notierung dann infolge der relativ hohen Kosten für die Übernahme der KSCL Ltd, was die Ergebnisprognose je Aktie für die kommenden zwei Jahre kräftig ins Minus drückte.

Als eine der am schnellsten wachsenden Firmen der Billing-Branche und einer der wenigen europäischen Player seien die längerfristigen Aussichten jedoch überdurchschnittlich, glaubt der Vorstand.

Firmen rüsten sich mit Fusionen für neue Märkte

Solution 42 sollte als Spezialist für Vermittlung, Provisioning und Verpreisung für kabellose Sprachübertragung ursprünglich an die Wachstumsbörse in Frankfurt gebracht werden. Doch statt dessen fusionierte die Firma mit der amerikanischen Portal Software. Der Anbieter von Business-Infrastruktur-Software für Breitband, Wireless Internet und innovative Kommunikations-Services ist selbst noch ein Newcomer und wird seit April 1999 an der Nasdaq notiert. Die Aktie kam zu sechs Dollar das Stück heraus und kletterte auf 96 Dollar, obgleich die Firma noch Verluste schrieb. Auch in 2000 behauptete sich das Papier zunächst ordentlich. Nach der Gewinnwarnung brach der Kurs jedoch auf sechs Dollar ein. Glaubt man den Perspektiven, ist die Aktie auf diesem Niveau einen Kauf wert. Der Umsatz soll erneut um über 60 Prozent auf 450 Millionen Dollar in 2001 zunehmen und die Gewinnzone dürfte nun nächstes Jahr erreicht werden.

Die Sema-Aktien fielen infolge der Gewinnwarnung um mehr als 50 Prozent. Jedoch soll der Erwerb von LHS Group, mit dem der IT-Dienstleister (Umsatz 2,2 Milliarden Euro) zu einem führenden Anbieter von mobilen Kommunikationslösungen wurde, sich später doch noch lohnen, so Vorstand Pierre Bonelli.

Amdocs ist der weltgrößte Anbieter von Billing- und Order-Management-Systemen für Kommunikationsunternehmen und Internet-Service-Provider. Der Kurs steht aktuell bei zirka 59 Dollar und hielt sich im Vergleich zu anderen Hightech-Aktien gut, obwohl das Papier auch schon mal 96 Dollar kostete. Kürzlich präsentierte Amdocs einen um 78,4 Prozent höheren Jahresumsatz, der erstmals über einer Milliarde Dollar lag. Der Gewinn je Aktie stieg um 79,6 Prozent auf 0,88 Cents. Vorstandschef Avi Naor glaubt, dass noch "viele Jahre mit hohen Zunahmen vor uns liegen". (kk)

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