Noch ein B2B-Marktplatz im Web? Ja, aber dieser ist anders.

11.02.2000
Jeden Tag Kartoffelbrei mit Sauerkraut ist zwar gesund, aber langweilig. B2B-Marktplätze sind ähnlich: nützlich, aber zum Gähnen. Der Marktplatz von Peter Bundgard ist anders: zwar auch nützlich, aber langweilig ist er nicht.

Peter Bundgard, der bis Anfang dieses Jahres Geschäftsführer von CHS war und davor einige Jahre Manager bei NEC, hatte nach dem Zusammenbruch des Distributors keine Lust mehr, in einem der üblichen Jobs bei einem der üblichen Unternehmen zu arbeiten. Vor allem nicht bei einer Tochtergesellschaft eines amerikanischen oder japanischen Konzerns, wo man mehr oder weniger der Befehlsempfänger ohne nennenswerten Gestaltungsspielraum ist. Nein, das wollte Bundgard nicht, und entsprechenden Angebote lehnte er ab. Er konnte sich dies leisten, finanziell gesehen, denn sowohl NEC als auch CHS hatten ihn mit einem goldenen Handschlag verabschiedet. Bundgard wollte etwas anderes machen, etwas Neues, etwas, was mit dem Internet zu hat.

Seit kurzem ist der gebürtige Däne Vorstand der im September gegründeten Compubizz AG in Hallbergmoos bei München. An diesem Unternehmen ist die Venture-Capital-Firma BMP aus Berlin über ihre Tochter Newtron AG (Spezialist für Marktplätze) sowie die Tom’s Guides Publishing AG ("Tom’s Hardware Guide") beteiligt. Der Geschäftszweck von Compubizz besteht darin, "im Internet eine Business-to-Business-Plattform für IT- und Telekommunikations-Produkte" bereitzustellen. Das klingt nicht gerade originell. Dennoch ist Bundgard, auch das kann nicht wirklich überraschen, von dem Konzept begeistert. Und begeistert sollen auch verschiedene Leute gewesen sein, denen er dieses Konzept schon erläutert hat. "Die fanden das genial", sagt er.

Worum geht es also? Auf dem Compubizz-Marktplatz im Internet werden Auktionen stattfinden, Ausschreibungen, Festpreisangebote, Online-Bestellungen und so weiter. Es gibt zwei Parteien: diejenige, die etwas anbietet, und diejenige, die etwas sucht. Anbieter und Kunde. Anbieter können etwa Hersteller, Distributoren und Fachhändler sein. Kunden können ebenfalls Hersteller, Distributoren und Fachhändler sein. Und OEM-Kunden sowie Firmenkunden. Soweit ist die Sache noch nicht besonders aufregend.

Doch dann wird es interessant. Im Gegensatz zu anderen Marktplätzen ist es den Teilnehmern möglich, gezielt nur mit ausgewählten Unternehmen oder Gruppen in Kontakt zu treten. Ein Beispiel: Hersteller hat 2.000 Festplattenlaufwerke übrig. Er adressiert über den Compubizz-Marktplatz lediglich fünf von ihm ausgesuchte Distributoren, denen er diese Charge anbietet. Alle andere Unternehmen, die ebenfalls bei Compubizz akkreditiert sind, sehen von diesem Angebot nichts. Die ausgewählten Distis werden per E-Mail über das Angebot benachrichtigt.

Anderes Beispiel: Ein Firmenkunde sucht zur Realisierung eines Projekts ein Systemhaus. Er wählt auf dem Compubizz-Marktplatz fünf Kandidaten aus, die ihm ein Angebot machen sollen. Wichtig: Keines dieser Systemhäuser weiß, wer außer ihm mit im Bieterboot sitzt.

Damit auf dem Marktplatz auch wirklich etwas los ist, werden die Unternehmen per Call-Center auf interessante Angebote oder Anfragen aufmerksam gemacht. Startup-Unternehmer Bundgard will auch als Logistik-Dienstleister auftreten. Zum Beispiel dann, wenn ein Hersteller an seinen Distributoren vorbei überschüssige Ware direkt an die Fachhändler absetzen und deshalb anonym bleiben will. Dann übernimmt Compubizz die Ware und tritt als Zwischenhändler auf.

Etwa ab Anfang des kommendes Jahres soll auch das so genannte "Demand Pooling" möglich sein. Dann kann zum Beispiel ein Fachhändler, der selber 20 Monitore benötigt und der weiß, dass der Stückpreis bei 100 bestellten Monitoren deutlich günstiger ist, per Compubizz-Marktplatz bei Kollegen anfragen, ob sie ebenfalls bestellen möchten.

Anmeldung und Registrierung sind für die Teilnehmer kostenlos. Die Entscheidung über das Gebührenmodell soll in diesen Tagen fallen. Entweder wird es eine Quartals- oder Jahrespauschale sein ohne weitere Kosten oder eine Gebühr pro Aktion. Preise stehen noch nicht fest.

Doch die Zeit drängt. Denn bereits in der zweiten Novemberwoche soll es losgehen. Wer will, darf sich schon mal ein Bookmark setzen. Und wer mehr wissen will, kann am 9. November zur Systems nach München kommen. Dann wird Compubizz-Vorstand Bundgard um 11 Uhr in der Halle C1 im Rahmen der ComputerPartner-Couch-Talks mehr über sein Konzept erzählen. (sic)

www.compubizz.de

Zur Startseite