Noch eine Revolution: Partnervermittlung für IT-Dienstleister im Internet

11.02.2000
Der Langener Unternehmer Manfred Tubach, Chef eines Systemhauses, gründete eine Internet-Firma, um den Markt für IT-Dienstleistungen zu "revolutionieren". Der Anspruch ist hoch: Er will damit "die Gesamtsituation der Marktteilnehmer" verbessern.

Die Skill Portal AG ist nicht sehr bekannt, aber sie will es werden. Darum hat das Unternehmen aus Langen bei Frankfurt eine PR-Agentur gesucht und gefunden, die ihr dabei hilft. Und die tut ihr Bestes. Das liest sich dann so:

"Skill Portal - Die Revolution im Markt für IT-Services." Prima, denkt der Leser, wieder eine Revolution. Die wie vielte ist es eigentlich in dieser Woche? Originell ist, dass es diesmal nicht um eine Revolution im Internet geht. Falsch. Natürlich geht es um eine Revolution im Internet. Denn Skill Portal ist "der neue globale (!) Internet-basierte Markt für Anbieter und Nachfrager von IT-Services". Und dieses Skill-Portal-Angebot wird "den Markt für IT-Services von Grund auf verändern". Für diese Revolution wird es höchste Zeit. Denn: "Die Geschäftsprozesse der Old Economy sind tot." Gut, dass das endlich mal gesagt wird. Vor allem beim Markt für IT-Dienstleistungen hat die Alte Ökonomie, wie wir den Unterlagen entnehmen, "komplett versagt".

Keine Frage, dass man angesichts dieses "revolutionären" Ansatzes auch bei der personellen Besetzung vor allem an der Unternehmensspitze keine Kompromisse machen darf. Als Vorstandsvorsitzenden konnte man den 54-jährigen Franz Weisbrich gewinnen, der nicht nur über "mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Computer- und Informationstechnologie-In-dustrie" verfügt (unter anderem bei Compaq, DEC, SBS, EDS, CSC), sondern, und jetzt kommt’s, die "Entwicklung der europäischen Dienstleistungsindustrie in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt" hat. Und weil das noch nicht reicht, legt der Gründer und Aufsichtsratschef von Skill Portal nach. Das ist Manfred Tubach, Geschäftsführender Gesellschafter der USD GmbH in Langen, und von ihm erfahren wir, dass "die internationale IT-Communitiy Franz Weisbrich als einen erstklassigen Experten des IT-Services-Markts kennt". Na bitte, dann kann ja nichts mehr schief gehen.

"Optimierung des Einkaufprozesses"

Worin besteht nun die versprochene "Revolution"? Im Wesentlichen basiert sie auf zwei Säulen: Erstens auf der "Ausschaltung unproduk-tiver Intermediäre", was eine "Optimierung der Einkaufsprozesse" und somit "signifikante Kosteneinsparungen" zur Folge hat. Im Gegensatz zu dem bisherigen Verfahren, bei dem der benötigte Spezialist (etwa ein Software-Experte) häufig über mehrere Zwischenstufen gewonnen wird, wobei jede Zwischenstufe an dem Geschäft finanziell partizipieren will, treten auf dem Internet-Marktplatz Skill Portal Nachfrager (Kunde) und Anbieter (zum Beispiel ein Freelancer) direkt miteinander in Kontakt.

Nur bei Großkunden schaltet sich die Skill Portal AG dazwischen, als Intermediär mit einem eigenen Key-Account-Manager für den jeweiligen Großkunden. Zum Beispiel heute schon bei der Lufthansa Systems GmbH (LSH), die mit zehn Prozent an der Skill Portal AG beteiligt ist. Die LSH meldet ihren jeweiligen Bedarf an, und Skill Portal besorgt die passenden Fachleute. Dafür hat die LSH fast die komplette Datenbank ihrer externen Dienstleister an Skill Portal abgegeben, immerhin rund 800 Experten. Wenn man so will, eine Form von Outsourcing.

Die zweite Säule ist das "ausgefeilte Konzept der Qualitätssicherung". In der Eigenwerbung von Skill Portal heißt es: Wir lassen nur die Besten auf skillportal.de." Und: "Weil wir keine schwarzen Schafe zulassen, ist eines sicher - bei uns findet jeder ausschließlich seriöse IT-Dienstleistungsangebote und -Ausschreibungen." Das heißt: weit aus dem Fenster gelehnt. Denn bei mehreren Zigtausend Freiberuflern sind die Möglichkeiten der Überprüfung sozusagen naturgemäß sehr eingegrenzt. An dieser Stelle wird auch deutlich, was das eigentliche Ziel der Skill Portal AG ist: das Geschäft mit Großkunden, und darunter sind im Wortsinne große Unternehmen mit einem großem Bedarf an externen Dienstleistern zu verstehen.

"Markträume" und "Marktplätze"

Skill Portal ist Anlauf- und Sammelstelle für diesen Bedarf. Auf der Basis der Dienstleister-Datenbank kann der Key-Account-Manager von Skill Portal diejenigen Experten herausfiltern, die für den jeweilgen Bedarf des Kunden am besten geeignet sind. Diese Dienstleister werden von Skill Portal beziehungsweise dem Key-Account-Manager vor der Vermittlung auf ihre Qualifikationen geprüft. "Diese Anbieter schaut sich der Key-Accounter auch schon selber an", erklärt Vorstandschef Weisbrich. Auch die Projekte, welche die Freelancer als Referenz angeben, sollen überprüft werden. Für die Großkunden reserviert Skill Portal so genannte geschlossene "Markt-räume", die für die Allgemeinheit nicht zugänglich sind.

Auf dem offenen "Marktplatz", wo sich sowohl Dienstleistungsanbieter als auch Dienstleistungsnachfrager (Kunden) registrieren lassen können, besteht die Qualitätssicherung im Wesentlichen aus einer Plausibilitätsprüfung. "Natürlich checken wir zunächst, ob es diese Person überhaupt gibt. Darüber hinaus würde es uns auffallen, wenn sich jemand zum Beispiel als Oracle-Spezialist bezeichnet, aber kein einziges Oracle-Projekt als Referenz angibt", sagt Weisbrich. In diesem offen Bereich mischt sich Skill Portal in die Beziehung zwischen Anbieter und Kunde nicht ein. Vorträge werden hier frei ausgehandelt.

Für die Dienstleistungsanbieter ist der Service von Skill Portal kostenlos. Die Nachfrager beziehungsweise Kunden zahlen an Skill Portal eine Provision zwischen 8 und 14 Prozent, bezogen auf den Rechnungsbetrag des Dienstleisters. Skill Portal befindet sich noch in der Aufbauphase.

Dienstleistungsanbieter können sich auf der Skill-Portal-Homepage schon einmal registrieren lassen. Ab Anfang nächsten Jahres soll es dann richtig losgehen. (sic)

www.skillportal.de

Skill Portal AG

Facts & Figures

Selbstverständnis: Internet-basierter B2B-Markt für Anbieter und Nachfrager von IT-Service

Geschäftsfeld: Handelshaus für IT-Services mit speziellem Key-Account-Management für Großkunden

Anteilseigner: USD GmbH, Lufthansa Systems GmbH, Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co Holding AG, Management

Vorstand: Franz Weisbrich (Vorsitzender)

Aufsichtsrat: Manfred Tubach (Vorsitzender), Stephanie Straß, Herman Simon

Mitarbeiter: 8 (19 bis Ende 2000)

Firmensitz: Langen bei Frankfurt

Entwicklung: 8. März 2000: Gründung

1. Juli 2000: Strategische Partnerschaft mit Lufthansa Systems GmbH

1. Oktober 2000: Öffnung des Marktes für Anbieter von IT-Dienstleistungen

Anfang 2001: Öffnung der Marktplätze und -räume

Mitte 2001: Internationalisierung des Angebots

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