Noch fallen die Preise für die Flachmanner

12.10.1998

ISMANING: Die Preise für Computerperipherie befinden sich im freien Fall. Das gilt eigentlich für alle Produktsegmente. Einzig bei Flachbildschirmen könnte sicheine Wende abzeichnen. Ab dem dritten Quartal 99 prophezeien Marktexperten eine Verknappung dieser Bildschirme.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden in Deutschland insgesamt knapp drei Millionen Monitore sowohl CRT- als auch LCD-Geräte verkauft. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (2,3 Millionen) entspricht das einer Steigerung von rund 26 Prozent. Sieht man von den Bildschirmen ab, die im Bundle mit einem PC über den Ladentisch gehen, wird deutlich, daß 14-Zoll-Geräte keine Rolle im Verkaufsgeschäft mehr spielen. Auch die Zahl der 15-Zoll-Monitore wird in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen. Der Markt der 17-Zoll-Bildschirme erlebt, nicht nur aufgrund der Asienkrise, die die Preise stark ins Rutschen brachte, einen deutlichen Boom. Der wird nach Meinung von Branchenkennern auch in den nächsten Jahren anhalten und sich bis zum Jahr 2002 sogar noch weiter steigern.

Eine große Zukunft sagen die Experten auch dem relativ neuen Produktsegment der 19-Zoll-Monitore voraus. Grund ist der starke Preisverfall in diesem Segment. Auch die Einführung der Short-Neck-Bildröhre, die eine geringere Bautiefe erlaubt, tut ein übriges, um ihn zu einem echten Konkurrenzprodukt für den 17-Zöller werden zu lassen. Der Markt der größeren Modelle, 20, 21 und noch mehr Zoll, wird nach Einschätzung der Auguren allenfalls geringfügig wachsen.

Neue Trends bei Röhrengeräten

Zuerst ist hier die Einführung der Short-Neck-Röhre zu nennen. Während konventionelle Geräte mit einer 90-Grad-Ablenkung arbeiten, benutzen Short-Neck-Röhren eine 100-Grad-Ablenkung. Dadurch kann die Bildröhre rund sieben Zentimeter kürzer ausfallen. Ein 19-Zoll-Monitor beansprucht damit nicht mehr Platz auf dem Schreibtisch als ein vergleichbares 17-Zoll-Gerät - bei rund 25 Prozent größerer Sichtfläche.

Ein weiteres Manko von Röhrengeräten war bislang die mehr oder weniger ausgeprägte Wölbung. Auch Flachbildröhren herkömmlicher Bauart liefern kein befriedigendes Bild. Sie erzeugen subjektiv den Eindruck eines nach innen gewölbten Bildschirms. Die echte Flachbildröhre dagegen, die jetzt in den ersten Monitoren eingebaut ist, besticht durch ihre absolut plane Oberfläche.

Kein Bildschirm ohne TCO-99-Siegel

In Zukunft wird die Kundschaft vermutlich stärker auf TCO 99 achten. Das Gütesiegel beinhaltet eine Verbesserung der vier "E" (Ecology,

Energy, Emissions und Ergonomics). Verschärfte ökologische Anforderungen bei den verwendeten Kunststoffen und ein Nachweis der Kooperation mit einem Recycling-Unternehmen soll die neuen Monitore

umweltverträglicher machen. Eine Reduzierung der Energiebilanz sollen die neuen Grenzwerte für "Suspend", "Standby" und "Power off" bringen. Gleichzeitig wird ein Neustart innerhalb von maximal drei Sekunden gefordert. Bei den Emissionswerten hat sich zur TCO 95 nichts getan, allerdings wurden die Meßverfahren verfeinert.

In puncto Ergonomie sind die Anforderungen bezüglich Helligkeit, Gleichmäßigkeit, Kontrast, Flimmern und Reflexionen noch einmal verschärft worden. Kurzum: In Zukunft werden sich wohl nur Monitore mit dem Gütesiegel TCO 99 verkaufen lassen.

Flachbildschirme werden der Renner

Flachbildschirme bieten gegenüber konventionellen Röhrenmonitoren eine Reihe nicht zu unterschätzender Vorteile. Sie beanspruchen beispielsweise nur einen Bruchteil des Platzes von Röhrengeräten. Außerdem ist die sichtbare Bildfläche um einiges größer als die vergleichbarer konventioneller Monitore. Der Grund: Bei einem Monitor herkömmlicher Bauart wird immer die Bildschirmdiagonale der eingesetzten Röhre in Zoll angegeben. Allerdings vergißt man dann oft den Rahmen, der ein gutes Stück der Bildschirmoberfläche verdeckt. Bei LCD-Monitoren ist das nicht der Fall. Hier steht die volle Paneloberfläche zur Verfügung. Dadurch ergibt sich der verwirrende Aspekt, daß ein LCD-Monitor mit 15 Zoll in etwa die gleiche sichtbare Bildschirmgröße wie ein 17-Zoll-Röhrenmonitor besitzt.

Preisverfall bei LCD-Monitoren

Waren Flachbildschirme vor einigen Monaten für die meisten Privatanwender noch schier unerschwinglich, so sind sie in letzter Zeit stark im Preis gefallen und werden dadurch auch in diesem Marktsegment immer interessanter. Christopher Bach, Unternehmenssprecher von NEC, geht davon aus, daß sich die Absatzzahlen in Deutschland von geschätzten 200.000 im nächsten Jahr bis 2001 auf über 700.000 Einheiten mehr als verdreifachen werden. Dabei wird Deutschland den Löwenanteil im europäischen Markt für sich beanspruchen.

Der jetzige Preisverfall bei LCD-Monitoren wird aber nicht lange anhalten. Marktanalysten gehen von einer Verknappung der Panels aus. Im dritten Quartal 1999 sei die Produktionskapazität bestehender Fabriken ausgereizt. Während zur Zeit noch mehr Panels produziert als verkauft werden, wird der Markt ab dem dritten Quartal 1999 nach mehr Panels verlangen, als die Produktion hergibt. Mit steigender Nachfrage werden auch die Preise für LCD-Monitore wieder anziehen.

Laut Aussage von Bach wurden in den letzten anderthalb Jahren in Deutschland rund 20.000 LCD-Monitore verkauft. Dabei hat sich durch den Preisverfall zwar die Menge der abgesetzten Monitore vervielfacht, der Umsatz ist durch geringere Margen aber deutlich zurückgegangen. Zum Beispiel kostete 1997 ein Flachbildschirm durchschnittlich rund 8400 Mark, heute dagegen liegt der Verkaufspreis im Mittel bei nur noch 3.400 Mark.

Ein Computerarbeitsplatz ist ohne Monitor nicht vorstellbar. Professionelles Arbeiten erfordert einen hochauflösenden, ergonomischen Bildschirm, der zumindest annähernd Din-A4-Formate darstellen kann. Mit 17-Zoll-Geräten ist das nicht möglich. Hier bietet die noch junge Klasse der 19-Zöller einen Ausweg. Aber in einem Unternehmen kann man nicht einfach die vorhandenen Geräte gegen 19-Zoll-Bildschirme austauschen. Die Bildchirmarbeitsplatzverordnung (BildscharbVO) erweist sich als Hindernis. Sie schreibt zwingend vor, Röhrenmonitore ab 19 Zoll Bildschirmdiagonale auf einer eigenen Stellfläche hinter dem Schreibtisch unterzubringen - oder tiefere Schreibtische zu verwenden. Denn mit mehr als einem halben Meter Tiefe des Monitors bliebe auf einem herkömmlichen Schreibtisch zu wenig Platz für vernünftiges Arbeiten.

In beiden Fällen zieht der erhöhte Platzbedarf pro Bildschirmarbeitsplatz eine ganze Reihe kostspieliger Konsequenzen nach sich: Womöglich werden größere Büros mit höherer Miete fällig, auch flächenbezogene Nebenkosten wie Klimatisierung, Heizung und Reinigung, ganz zu schweigen von den Büromöbeln, schlagen ins Kontor.

Kleiner ist besser

Flachbildschirme bieten einen Ausweg aus dem Dilemma. Mit ihren geringeren Abmessungen sind sie frei von diesen Problemen. Mit einem LCD-Monitor lassen sich zwischen 0,3 und 0,5 Quadratmeter Fläche einsparen. Das entspricht allein schon von den Kosten für Büromöbel her gesehen etwa 400 Mark. Ihre bis zu 70 Prozent bessere Energiebilanz senkt die Kosten für (im Sommer) Klimaanlagen und unterbrechungsfreie Stromversorgungen um bis zu 500 Mark.

Damit ist aber das Ende der Kostenrechnung noch nicht erreicht. Müssen Monitore nämlich räumlich dicht nebeneinander aufgestellt werden, wie zum Beispiel in Leitständen oder Börsenarbeitsplätzen, brauchen Röhrengeräte eine zusätzliche Abschirmung, damit sie sich nicht gegenseitig stören. Dieser Posten kann mit bis zu 1.200 Mark pro Arbeitsplatz und Monitor zu Buche schlagen. Bei LCD-Monitoren stören äußere Magnetfelder nicht, und sie können sich somit auch keinesfalls gegenseitig stören. (jh)

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