Noch fehlt es an Risikobereitschaft und Eigeninitiative

08.12.1999

MÜNCHEN: Im Vergleich zu den anderen G7-Staaten ist in Deutschland der Unternehmergeist nur gering ausgeprägt. Zu diesem Ergebnis kommt die im Auftrag von Apax Partners & Co. durchgeführte Studie "Global Entrepreneurship Monitor" (GEM).In der deutschen Start-up-Szene fehlt immer noch der Drive. Während in den USA eine von zwölf Personen ein neues Unternehmen gründet, ist in der Bundesrepublik gerade mal jeder 48ste Deutsche ein Entrepreneur, so das Ergebnis der GEM-Studie.

Deutschland bildet damit zusammen mit Finnland, Japan, Frankreich und Dänemark die Schlußlichtfraktion bei Unternehmensgründungen. Führend bei der Gründung neuer Unternehmen sind in den zehn untersuchten Ländern die USA, Kanada und Israel. Eine von 15 Personen wagt durchschnittlich in diesen Ländern den Sprung in die Selbständigkeit.Worin liegen nun die Ursachen für den in den einzelnen Ländern unterschiedlich ausgeprägten Unternehmergeist? Die Antworten der Experten: In Staaten mit hohem Gründungsniveau sind Unternehmertum und Selbständigkeit ein normaler und weithin akzeptierter Bestandteil des beruflichen und persönlichen Lebens. Erfolgreiche Gründer, die es zu Wohlstand gebracht haben, genießen in der Bevölkerung vielfach Bewunderung. Vom berühmten deutschen Sozialneid also keine Spur.

Geraten Entrepreneure andererseits ins Straucheln, wird das ebenfalls nicht als Mißerfolg gewertet. Das Scheitern eines Unternehmers schade dem Ansehen des Gründers im allgemeinen ebensowenig wie die Gründung einer Company ihn zur Lichtgestalt mache. Eine Unternehmens-

gründung sei in den USA, Kanada oder Israel "no big deal", die wirtschaftliche Selbständigkeit eine vollkommen normale und allseits akzeptierte Karriereoption, so die Wissenschaftler. Gründe für das schlechte Abschneiden der Deutschen sehen die Experten auf folgenden Gebieten: Zunächst fehlt im Förder-dschungel der zahlreichen öffentlichen Programme und zuständigen Institutionen die nötige Transparenz. Mit der Folge, daß sich Jungunternehmer und potentielle Gründer bei den Finanzierungsmöglichkeiten nur schwer zurechtfinden. Ganze Kataloge an Auflagen und sonstige bürokratische Hemmnisse bremsen Jungunternehmer außerdem aus.

Beklagt wird zudem die vollkommen ungenügende Vermittlung unternehmerischen Denkens im deutschen Bildungswesen, vor allem in Schulen und an den Universitäten. Eigenverantwortliches, risikoorientiertes und vom Staat unabhängiges Denken wird den Heranwachsenden kaum vermittelt. (god)

Nicht an Kapital, sondern vielfach an Unternehmergeist fehlt es der deutschen Start-up-Szene.

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