Nokia-Mitarbeiter wechseln scharenweise zu anderen Herstellern

03.09.2000
View-Sonic sah in der Übernahme der Nokia-Display-Division die große Chance, endlich in Europa Fuß zu fassen. Die Rechnung scheint aber nicht aufzugehen.

Bereits vor der Cebit stand die Display-Division von Handymarktführer Nokia zum Verkauf. View-Sonic ergriff die Chance und übernahm Vertriebskanäle und Mitarbeiter. Die Finnen trennten sich damit von einem Geschäftsbereich, der weltweit rote Zahlen schrieb. View-Sonic, in den USA Nummer eins im Monitorgeschäft, sieht mit diesem Deal die Chance, im europäischen Markt endlich Fuß zu fassen. Es scheint aber so, als hätten die Amerikaner die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Die Nokia-Mitarbeiter rennen scharenweise zu anderen Herstellern. "Wenn noch fünf Leute da sind, ist das viel", meint ein Wettbewerber. Auch Peter Oberegger, Mitgeschäftsführer bei der Nokia GmbH, wird nicht die Fronten wechseln: Er will seinen Vertrag mit den Finnen erfüllen: "Ende März wird der Aufsichtsrat über meinen künftigen Aufgabenbereich entscheiden." Dem Vernehmen nach wird Marketing-Chef Stefan Mennecke das Unternehmen verlassen: Er hat bereits zum 1. April einen neuen Job.

Eins und eins muss nicht zwei ergeben

Michael Kommer, Managing Director Europa bei View-Sonic, lässt sich von dieser Entwicklung aber nicht irritieren: "Die Gespräche mit der Nokia-Mannschaft laufen. Unser Plan für 2000 bleibt es, in Europa 400 Millionen Dollar mit beiden Marken umzusetzen." Von Marktkennern wird diese optimistische Zielsetzung bezweifelt. "Bei der Zusammenführung zweier Marken und Unternehmensstrukturen kann man nicht einfach ‘eins plus eins gleich zwei’ rechnen. View-Sonic kann froh sein, wenn sie einen kleinen Teil der Nokia-Kunden gewinnen können. Und ohne die entsprechende Mannschaft sowie Investitionen in Marketing können sie das vergessen", hört man von einem Insider.

Derzeit läuft gerade die Anmeldung des Deals beim Kartellamt für alle europäischen Länder. Die Entscheidung, ob die Übernahme von den Behörden genehmigt wird, fällt im März. "Beide Marken zusammen dürfen in keinem Land mehr als 25 Prozent Marktanteil haben - bis auf Finnland sehe ich da kein Problem", so Kommer. Danach soll die Zusammenführung, was Lagerhaltung, Logistik und die Sales-Mannschaft betrifft, starten. Kommer rechnet dafür mit einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten. Wie lange View-Sonic die Rechte an der Marke Nokia behält, will er nicht bekannt geben. Nach ComputerPartner-Informationensollen es 18 Monate sein. Einen deutschen Geschäftsführer will View-Sonic aber nach wie vor nicht einsetzen. "Wir setzen in Europa auf eine zentrale Organisation und werden die Geschäfte weiter von England aus steuern", so Kommer.

www.nokia.com

www.viewsonic.com

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