Trotz positiver Prognosen von Marktforschern

Nortel kippt DSL-Division

14.05.2001
Erst im vergangenen Jahr hatten die Kanadier dafür den DSL-Spezialisten Promatory Communications für 778 Millionen Dollar übernommen. Mindestens dieser Betrag muss jetzt abgeschrieben werden.

Mindestens 778 Millionen Dollar; die gesamten Kosten für den im vorigen Jahr erworbenen DSL-Spezialisten (Digital Subscriber Line) Promatory Communications, schießt der kanadische Telekom-Ausrüster Nortel in den Wind. Er zieht sich aus dem DSL-Geschäft zurück. "Wir legen jetzt unsere gesamte Energie lieber in die Geschäftsfelder mit größerem Wachstum, um unseren Gewinn in Zukunft weiter zu erhöhen", erklärt Nortel den Rückzug.

Gewiss ist, das Nortel neben DSL-Größen wie Alcatel oder Lucent keine Rolle im amerikanischen Markt spielt. Lediglich 107 Millionen Dollar, rund 0,5 Prozent des Gesamtumsatzes von rund 30 Milliarden Dollar, trug das Geschäft mit der schnellen Kabel-Verbindung den Kanadiern im letzten Jahr ein. Zum Vergleich: Alcatel erwirtschaftete mehr als eine Milliarde Dollar im letzten Jahr.

Da ferner der ISP-Markt in den USA von Pleiten bestimmt wird, mag der Nortel-Rückzug vernünftig erscheinen. So argumentieren jedenfalls amerikanische Analysten. Umgekehrt fällt auf, dass Nortel, das im ersten Quartal (Stichtag: 31. März) einen Verlust von 385 Millionen Dollar bei 6,18 Milliarden Dollar Umsatz bilanzieren musste, unter massivem Druck der Investoren stehen muss. Denn das DSL-Potenzial in all seinen Varianten wird von Marktforschern durchaus hoch eingeschätzt. Zumal im Unternehmensbereich soll DSL in VPN-Netzen eine wesentliche Rolle spielen.

Dass sich Nortel, immerhin mit dem Anspruch des Vollsortimenters respektive Lösungsanbieters, dennoch aus dem Markt zurückzieht, verheißt nichts Gutes. Es wäre nicht überraschend, wenn das Unternehmen weitere Bereiche aufgeben wird. Für den kommenden CFO brechen jedenfalls schwere Zeiten an. Denn nach dem Rücktritt von Clarence Chandran muss die Company einen Job neu besetzen, der für restriktives Kostenmanagement, Entlassungen und massivem Investorendruck steht. (wl)

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