Notebook-Diebstähle häufen sich - mit gravierenden Folgen

05.12.2002
Neben anderen Straftaten im Zusammenhang mit dem Computer wie Datenklau, Sabotage, Spionage und aktive Virenbeschickung tauchen immer mehr Fälle von Notebook-Diebstahl auf. Dabei wiegt der Verlust der Hardware lange nicht so hoch wie jener der Daten und intellektuellen Eigentumsrechte, warnt Marktforscher Gartner.

Wenn am Tage ein Desktop-PC verschwindet, dann fällt das schon auf. Nicht so bei einem Notebook (siehe auch Thema der Woche ob Seite 40). Denn das ist schnell unter den Arm geklemmt. Diese böse Erfahrung musste vor zwei Jahren auch Qualcomm-CEO Irwin Jacobs auf einer Pressekonferenz machen. Und damit waren auch jede Menge vertraulicher Daten futsch, die weit kostbarer sind als der tragbare Computer selbst.

Marktforscher Gartner zufolge gehen die Schäden weltweit Jahr für Jahr in die Milliarden Dollar. Einer FBI-Studie von 1998 zufolge wurden beim Eindringen in Computernetze zu 57 Prozent gestohlene Notebooks benutzt. Um das zu verhindern, empfiehlt sich laut Gartner ein Notebook-Schloss. Eine Umfrage bei Herstellern hat jedoch ergeben, dass nur jedes zehnte Notebook mit einer solchen relativ einfachen Lösung ausgeliefert wird. Bei einem Gerätepreis von 2.000 bis 6.000 Dollar wirft das die Frage auf, ob hier die Firmen nicht am falschen Ende sparen. Noch mehr Sicherheit bieten biometrische oder von Unternehmen als zu teuer empfundene und deshalb nur zögerlich angenommene PKI-Schlüssel (Public Key Infrastructure).

Einer neuen Studie des amerikanischen Computer Security Institute (CSI) in Zusammenarbeit mit dem Computer Intrusion Squad Team des FBI in San Francisco zufolge haben sich die finanziellen Schäden durch Computerkriminalität in den vergangenen fünf Jahren mehr als vervierfacht. An den Gesamtverlusten von rund 500 befragten Unternehmen und Institutionen in Höhe von 455,85 Millionen Dollar tragen Notebook-Diebstähle zwar nur einen Anteil von 11,76 Millionen Dollar. Sie zählen aber mit 134 Vorkommnissen nach Virenattacken zu den häufigsten Übergriffen.

Hinzu kommt, dass der durchschnittliche Schaden pro gestohlenem Laptop immer mehr steigt. Waren es 1997 noch 38.300, sind es heute 89.000 Dollar. Einziger Ausreißer war 1999, als der Durchschnittsschaden auf knapp 87.000 Dollar und der Gesamtschaden durch Notebook-Diebstahl auf 13 Millionen Dollar beziffert wurden. Blieb der geschätzte Höchstschaden, der durch ein verschwundenes Notebook entstanden ist, in den Jahren zuvor bei konstant ein bis zwei Millionen Dollar, wurde in diesem Jahr der CSI/FBI-Studie zufolge erstmals die Fünf-Millionen-Dollar-Marke überschritten. Dabei sind in der Schätzung Verluste durch unbefugte Einbrüche, die auf das vorherige Abhandenkommen eines Computers zurückzuführen sind, vielfach gar nicht enthalten.

Einer Europa-Studie des Anbieters von Peripherie-Sicherheitsschlössern Kensington zufolge finden 60 Prozent der Notebook-Diebstähle im Büro statt. 1999 wurden von der amerikanischen Versicherungsgesellschaft Safeguard 319.000 Notebook-Diebstähle in den USA vermeldet, in Deutschland waren es nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) 20.000. Im Jahr 2001 wurden in den USA bereits 591.000 Notebook-Diebstähle gezählt, ein Plus von 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Vom BKA war eine aktuelle Statis-tik nicht in Erfahrung zu bringen. Denkt man aber an die um ein Vielfaches höhere Basis, dürfte die Zahl der jährlich verschwindenden Notebooks auch in Deutschland mittlerweile stark gestiegen sein. Hackern und Industriespionen sind damit Tür und Tor geöffnet.

www.gartner.com

www.gocsi.com

www.kensington.com

ComputerPartner-Meinung:

Wenn man bedenkt, wie viele Notebooks gestohlen werden und welch leichtes Spiel Hacker haben, ins Firmennetz einzudringen, scheint es mit dem Sicherheitsbewusstsein der Unternehmen nicht sehr weit her zu sein. Das Notebook selbst ist schnell ersetzt, die darauf befindlichen Daten aber nicht. Und wenn damit auch noch Missbrauch getrieben wird, dann kann es schnell ans Eingemachte gehen. Darauf sollten Fachhändler die Unternehmen hinweisen, um über Sicherheitslösungen vielleicht auch noch ein kleines Zubrot zu verdienen. (kh)

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